Kritik - Real Steel - Stahlharte Gegner

Kritik - Real Steel - Stahlharte Gegner

"Enough! Enough!" "Can't hear you over the sound of your robot being destroyed." -

Hollywood ist noch nicht am Ende und erfindet sich zwar nicht neu, nimmt aber das altbekannt-bewährte. Und setzt es teilweise ironisch-gebrochen bzw. leicht-persiflierend in Szene. Auf dieses Rezept kann man sich im Falle von Shawn Levys launigem, spaßigem 2011erActioner "Real Steel" verlassen, welcher sich als sehenswert-familienkompatible Mischung aus sensiblem Familien-, im inneren knallhartem Existenzialdrama, krachenden, abwechslungsreichen und spektakulären Actionschlachten und Roadmovie-Elementen erweist.  "Real Steel" bricht von Beginn an mit der Erwartungshaltung des Publikums, wenn trotz des transformerhaften Looks der in Szene gesetzten Stahlgiganten nicht ganz so viele Actionszenen  wie erwartet serviert werden und stattdessen Erzählung und Charaktere als das in "Real Steel"wichtigere, inszenatorische Element  Vorrang erhalten. Trotz der bereits zur Genüge durchdeklinierten Erzählformel beweisen vor allem das Darstellertrio Hugh Jackman, Dakota Goyo und Evangeline Lilly, bei denen die Chemie stimmt, das man mit Bodenständigkeit, Stil, Charme bzw. den entsprechenden Sympathien noch so manchen Stich beim Kinopublikum holen darf . Und dieses mitreißen, begeistern und emotional zu berühren vermag. Einzig und allein die Einführung des fiesen Widersachers Ricky (mit Killerlächeln passend besetzt: Kevin Durand) wirkt mit der vorgetragenen Ironie des zu Beginn auf das Publikum einstürzenden Stierkampfes etwas zu leicht-überspitzt in Szene gesetzt.

Kritik - Real Steel - Stahlharte Gegner

"His name is Atom. Get'em a fight." -

Regisseur Shawn Levy und die Verantwortlichen Produzenten des Dreamworks Pictures Filmstudios sind sich bewußt, dass z.B Sylvester Stallones oscaprämiertes, die Sehgewohnheiten veränderndes Existenzialdrama "Rocky" in seinen stärksten Momenten im Ring stets etwas Comic-Relief-artiges in sich trug. Es waren stets Rockys Gegner, die das Leben in all seiner unmenschlichen Härte verkörperten, wenn diese ihn mit stetiger, satter Trefferüberhöhung zu Boden schickten. Das Motto hieß in der Vergangenheit also: Aufstehen, stark bleiben und den Gegner weiter bekämpfen. In Shawn Levys "Real Steel"  verkörpern die boxenden Roboter nun das, was Apollo Creed, Ivan Drago und Konsorten dem Protagonisten mit all ihrer Arroganz, Eiseskälte und Kraftanstrengung entgegen zusetzen vermochten. Die comichaft- überzogene, aber ehrliche und bekannte Prämisse diverser US-amerikanischer Sport-Existenzialdramen bekommt nun ein passendes, leicht üerspitztes Gesicht in Form von im Turbomode agierenden Blechkumpanen verpasst, welche aber trotzdem nur das Beiwerk und Mittel zum Zweck sind, um den Kampf des Lebens zu bestehen. Als wahre Attraktion am und im Ring kristallisieren sich Vater und Sohn heraus, welche am Ende zu einer untrennbaren Einheit verschmelzen. Shawn Levys kämpfende Roboterblechbüchsen verkörpern halt nur die Alter Egos der kämpfenden Protagonisten, welchen das richtige Maß an Charakterstärke bzw. Seele verliehen wird.

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"Zeus is autonomous and constantly evolving during the fights. With his adaptive operating system he recognizes patterns and rewrites his fight code instantaneously." -

Überraschendweise geschieht nach einem Blick ins menschliche Antlitz von "Atom" und dessen Augen etwas, was sich kaum in Worte fassen lässt: im furiosen Finale erhält man das Gefühl zurück, bekante "Magic Moments" des US-amerikanischen Sport- und Existenzialdramas noch einmal hautnah miterleben zu dürfen, welche auch Filmklassiker wie beispielsweise "Rocky" auszeichneten, also in ungeahnte, kraftvolle Höhen schraubten.  "Real Steel" kommt in seinen besten Momenten laut, spektakulär, spannend und agressiv daher,  brennt sich also mit seinen Szenen ins Gedächtnis als auch in die Netzhaut des Publikums.  Darüber hinaus werden Dank des realistischen Schlusses, welcher den bekannten Box-Sport-Klassikern entliehen und persiflierend-erfrischend durch den Wolf gedreht wurde, auch die letzten ideologischen Zweifel am Geschehen beiseite geräumt. Mit Hugh Jackman am Ring kehren der Spaß und der Thrill zurück, wenn er sich als seiner Nemesis stellen darf.  Und seinen von außen kontrollierten Kontrahenten nach Herzenslust, also mit der notwendigen Begeisterung an der Sache, bekämpfen darf. Bis zum technischen K.O.  Darsteller Dakota Goyo erreicht dafür mit seinem altklugem, rollenimmanenten Auftreten und den dazugehörigen Dialogen manchesmal die Belastbarkeit der Nerven, aber Gott sei Dank sind solch-inszenierte Momente in "Real Steel" eher die Ausnahme als die Regel.  Olga Fonda und Karl Yune hingegen nehmen hinter einer Glasscheibe an einer Steuereinheit des unbesiegbaren "Zeus" als Antagonisten Platz,  die dem aktuellem Zeitgeist als postmoderne,perfektionistisch-veranlagte E-Sportler und Technik-Internet-Playstationnerds mit entsprechender Kontrollwut unterworfen sind. Und als gezielte Hommage und kleinere Persiflage an / auf die russische Gegnerschaft aus Sylvester Stallones "Action-Trash" "Rocky IV - Der Kampf des Jahrhunderts" in Szene gesetzt wurden.  Der restliche Cast, inklusive Evangeline Lilly als attraktiver Bailey Tallet, agiert recht solide. Zudem fügt sich Danny Elfmans Score wunderbar ins Geschehen ein.

Kritik - Real Steel - Stahlharte Gegner

Fazit: Shawn Levys gewitzter, familienkompatibel-inszenierter Actioner "Real Steel" offenbart sich mit Sicherheit nicht als der Nabel allen filmhistorischen als auch popkulturellen Schaffens, aber er trifft trotz der auf dem Papier vorherrschenden  Banalität der Geschichte den Nerv des Publikums, aktuell im hochaufgelöstem Film-Format, der BluRay-Disk also.  "Real Steel" offenbart sich als eine am Ende irgendwie stimmige Blockbuster-Zwischendurch-Spaß-Mischung, welche bald, wie bereits angekündigt, wohl fortgesetzt werden soll. Und die man auch Dank einiger futuristischer Anleihen und des zwischendurch fetten, aber nie nervenden Hip-Hop-Scores, der sich dem Geist der Neuzeit verpflichtet fühlt, positiv goutieren darf.  Real Steel wird als Franchise wohl in Zukunft, genau wie die erfolgreiche "Fast and Furious " Sparte, den ganz eigenen Weg als liebenswerte, in den Actionsequenzen leicht überdrehte, flippige Hommage an alte Filmklassiker des Actionfachs- und anderer Genres gehen.

Wertung: 7/10 Punkte


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