Kritik - Noah

Kritik - Noah

"This is the end of everything!" "The beginning! The beginning of everything!" -

In der Vergangenheit erwies sich Darren Arronofsky als US-amerikanischer Regisseur eher als Mann für das Gro/ß/B/e bzw. als ein ausgewiesener Spezialist für eine in manchen Fällen dick aufgetragene Arthouse-Geste, mit der er sein Publikum bewußt vor den Kopf stieß: Dramen wie "Black Swan", "Requiem for a dream" und "The Wrestler" beispielsweise beschäftigten sich mit menschlichen Existenzen, deren Weg zu einem fatalistischen (tragischen) Ende in einem schwierigen, sozialen Umfeld konsequent beschritten wurde.  Mit "Noah" nimmt sich der mittlerweile 45jährige, umstrittene Exzentriker auf dem Regiestuhl 2014 nun der Umsetzung eines Stoffes auf der Leinwand an, welche bereits im Vorfeld die feuilletonistische / cinephile Rezeption und auch das US-Publikum bei Premiere überwiegend nicht gerade zu Jubelstürmen hinriss. Von qualitativem (inszenatorischem) Mittelmaß war nach der Premiere von "Noah" die Rede. Und auch davon, das "Noah" sich nicht lange im US-Box-Office an der Spitze halten würde. Aber die Wahrheit ist, wenn es also um die Qualität von Darren Aronofskys eigenwilliger Mixtur aus historischem Abenteuer, Esoterik-Versatzstücken, Action- und Drama-Anteilen geht, noch ein kleines bisschen schlimmer: man kann mit Fug und Recht behaupten, das "Noah" sich nicht nur wie üblich als wie dick mit dem Pinsel für das moderne Publikum aufgetragen entpuppt. Nein: als so selbstzweckhaft / selbstverliebt, unglaublich unsympathisch wirkend, existenzial-religiös verschwurbelt, dramaturgisch verzettelt und in Sachen Figurenentwicklung wie an den Haaren herbeigezogen offenbarte sich bisher keiner der Filme Darren Aronofskys. Mit "Noah" ist Darren Aronofsky auch Dank des letzten Erzähldrittels nun auf einer ganz neuen Ebene als Filmemacher, bei der Rezeption und des Filme machens selbst angekommen. Schon lange hat man während eines kalkulierten, US-amerikanischen Blockbusters wie im Falle von "Noah"  innerhalb von stolzen 138 Minuten Laufzeit nicht mehr so sehnsüchtig das Einrollen der Endcredits herbeigesehnt. Um, ähnlich wie Noah selbst, von der zur Schau gestellten Qualen einer am Anfang Dank Splitmontagen künstlich scheinenderen, zu zerstörenden und daher wieder neu zu errichtenden, natürlicheren Umwelt (es erwächst neues Leben beispielsweise in Form von Blumen aus dem Gestein) endlich erlöst zu werden. 

Kritik - Noah

Etwaige Anspielungen auf das aktuelle Tagesgeschehen sind im vorherigen Satz natürlich "nur rein zufällig" vorhanden. Ebenso erwecken die deutschen und englisch-sprachigen Trailer einen phantastischen Eindruck zu Darren Aronofskys "Noah", der schlussendlich nicht eingelöst werden kann: im Falle, falls man sich vor Kinobeginn auf eine ausgeglichene Mixtur aus Bombast-Spektakel und aktuellem, durch die Aussagekraft der Bibel transportiertem Zeitgeist-Drama einstellt, dürfte die Enttäuschung nicht größer sein. Denn trotz diverser Fantasy-Anleihen vollzieht "Noah" als Drama bei Sichtung einen Bruch mit der eigenen Erwartungserhaltung, der am Ende selbst für die härtesten Zeitgenossen nur schwer verdaulich bleiben wird. Ganze 18 Minuten (!) gewährt Darren Aronofsky dem Publikum insgesamt, damit es in Sachen Unterhaltung zumindest im Mittelteil der chronologisch-analytischen, über weiten Maßen steif bis steril wirkenden und einschläfernden Inszenierung zur Abwechslung endlich einmal auf seine Kosten kommen darf. Bevor es komplett das Interesse am Film auch Dank bleischwer und unauthentisch wirkender Dialoge aus der Feder von Darren Aronofsky selbst und Autor John Logan ("Last Samurai"), verliert. Ja selbst die donnernde, orchestrale Begleitung der Appetitanreger im World-Wide-Web in Form diverser Filmvorschauen vermisst man während Darren Aronofskys neuestem Streich: verbitterter Ernst und Zorn, zu tragende Zauselbärte, die Abstinenz jeglichen Humors / Augenzwinkern in verschiedenen Situationen und unerträgliche Antihelden, die als Ausdruck der puren, männlichen Stärke, Selbstüberschätzung / Zeichen der "Psychologie der Angst" wild die Augen aufreißen, mit diesen rollen und sich darum streiten dürfen, wer nun wirklich am Ende für das "Gute" auf Mutter Erde steht und gegenüber jedweden gutgemeinten Einflüssen immun ist, regieren mittlerweile die Welt. Diverse politische Streitereien auf dem globalen Pakettboden der jüngeren Vergangenheit lassen in einem tieferen, thematisch verarbeiteten Sinn bei Sichtung von "Noah" Sinne grüssen, besonders wenn es zur Konfrontation Noahs mit seinem Gegenspieler Tubal Kain kommt. In "Noah" dürfen wir uns also wieder einmal zur metaphorisch-gesellschaftlich vorgelebten Mustergültigkeit gratulieren.  Ebenso sollte man sich merken: wer die Welt am Ende von "Noah" wieder zu einem besseren Ort machen möchte, sollte über Ostern wie Jennifer Connelly am Ende lieber den Kopf senkend Gemüse ernten und Unkraut zupfen gehen, vom Fleische zwecks Verderbnis Abstand nehmen und sich somit auf sich selbst besinnen. Und sich zutiefst für seine bisherigen Taten schämen. Anders kann die göttliche Strafe ansonsten nicht abgewendet bzw. keine Gnade erlassen werden. Gott sei am Ende von "Noah" mit uns allen... ... Einzig allein der gern gesehene, kernige Ray Winstone trägt als Tubal Kain in der trüb-abgestumpften Inszenierung Darren Aronofskys zu einem der wenigen Lichtblicke am Ende bei.    Kritik - Noah Oder man sollte wie Noah zur Abwechslung selbst zur Einsicht gelangen,  das man dem "Bösen", das auf Grund einer auferlegten Prüfung als Teil einer kaum nachvollziehbaren, kurzen Vision Noahs auf recht oberflächliche Art- und Weise in dessen Körper gelangt ist, nur abschwören kann,  wenn man dem zukünftigen, guten Teil der Menschheit als Nachwuchs nicht den eigenen Dolch in den zarten und zu beschützenden Rücken stößt: Darron Aronofsky serviert dem Publikum somit als gewollter New-Age-Prophet auf dem Regiestuhl, der im Gegensatz zu "Requiem for a dream" nun moralisiert, dieses mal nicht nur zeigt, was vielen "echten" Fans des Exzentrikers sauer aufstoßen dürfte, eine links und rechts präzise ins Ziel findende, religiös-geschärfte Ohrfeige. Um dieses regelrecht, also wie im Falle einer gerade abzulegenden Beichte der eigenen Unzulänglichkeiten dazu zu erziehen, Mutter Erde als Lebensraum in Zukunft wieder mehr positive Bedeutung beizumessen, in dem der sonstige Ressourcenreichtum nicht verschwendet bzw. im gesunden Maße endlich genutzt wird. Dazu serviere man neben der später passenden, halb-langen Oköfaschismus/New-Age-Hippi-Wallemähne Russel Crowes, der sich redlich bemüht, seiner unsympathischen Figur Noah samt entsprechender Natur-Geste so etwas wie Esprit zu verleihen, solide agierende Darstellerinnen wie beispielsweise Emma Watson ("Harry Potter"), die später aber nur noch theatralisch heulen, wimmern, ihre Fruchtblase (simuliert) bei Geburt auf dem Deck von Noahs Arche natürlich platzen lassen, das Deck vollnässen und somit beinahe die Grenze zur Fremdscham übertreten darf.  Ebenso irrlichtert Anthony Hopkins als weiser Eremit und als Zeichen des getreuen Mottos "Zurück zur Natur, weg vom technokratischen Wahnsinn unserer modernen Welt" schauspielerisch sichtlich unterfordert durch Darren Aronofskys "Noah". Und darf zwecks der angesprochenen und gutgemeinten, aber symbolisch zu platt bleibenden Intentionen Darren Aronofskys auch mal gerne Beeren und Blümchen im finsteren Wald pflücken gehen.  Kritik - Noah Willkommen in einem der dramatisch-gräulich-biedersten Epen aller Zeiten: "Noah." Vor uns die Sintflut als DIE inszenierte, strategische Angst postmoderner Färbung vor dem selbstverschuldetem, steigendem Meeresspiegel auf Grund der Erderwärmung als auch die daraufhin folgende Dauersünden-Regenabspülwäsche. Und danach erheben wir uns wieder wie ein "Phoenix aus der Asche..." Mit der klassischen Bibelfigur Noah hat Darren Aronofskys Titelheld folglich nur noch wenig gemein. Nein, die Verklärung zu einem reinigendem, personifizierten Sündenpfuhl der Menschheit, die folgende Rolle rückwärts zum biblischen Gutmenschentum und die wiederum getätigte Hinwendung zur finalen Stilisierung einer unumstößlichen Kunstfigur, welche die Hoffnung  auf eine bessere Zukunft aller Gesellschaftsschichten verkörpert und der gar niemand mehr etwas anhaben kann, hat sogar etwas einmaliges an sich: wer in der neuen Welt gut sein will, muß während und am Ende von Darren Aronofskys Epos halt nur noch fleißig Nachwuchs zeugen. Die klassisch-biblische Erzählung Noahs verkommt in den Händen Darron Aronofskys am Ende von 138 Minuten Laufzeit also zu der thematisch heruntergebrochenen, spießig-ödesten, zu durchleidenden "Midlife-Crisis" der Seele unserer modernen Gesellschaft, an der am Ende sowieso alles gut wird. Aber läßt sich die grausame, bis dato auch durch Noah personifiziert-erlebte Natur des Menschen einfach so in ihre Schranken weisen?  Man darf bei dieser Antwort eher skeptisch bleiben. Sich mit solch einer Thematik / einem entsprechenden Vortrag und der damit verbundenen, gestellten Frage Darren Aronofskys zur Zukunft der Menschheit auf der Leinwand entsprechend zu arrangieren, fiel dem Publikums bisher auch weniger leicht: wen wundert es bisher, dass der Großteil des Publikums auf das erzählerisch-erschöpfend letzte Drittel von "Noah"  mit einer entsprechenden, nicht gerade positiven Geste im Kinosessel reagierte. Aber auch handwerklich weist Darren Aronofskys Epos "Noah" einige unnötige Mängel auf: prachtvolle Sets / Locations; karge / knorrig-felsige Landschaften treffen auf übernatürlich-biblische als auch natürliche Wesen, beispielsweise gefallene Engel als etwas zu unbewegliche Steingolems; alles Getier, das wie Schlangen beispielsweise kreucht und fleucht.  Bei deren Sichtung man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, das deren Bearbeitung in der (Post) Production Phase von den zuständigen, künstlerischen Effekt-Schmieden bei einem Budget von insgesamt 130 Millionen Dollar zeitweilen einfach komplett vergessen wurde.  

Fazit: Am Ende serviert Darren Aronofsky dem Publikum mit seinem Epos "Noah" nur unausgegorenen-uninteressanten, inszenatorisch-religiös angehauchten Gesellschafts-Spiritualismus Rührquark, der einfach nur zum vergessen und guter letzt zum einschläfern konzipiert, ja zum klassischen scheitern verurteilt ist... Daran vermögen auch die entsprechenden Trailer nichts mehr zu ändern. 

Wertung: 4/10 Punkte

 

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