Kritik - Inception

Kritik - Inception

"Ein Gedanke ist wie ein Virus, resistent, hochansteckend; und die kleinste Saat eines Gedanken kann wachsen. Er kann dich aufbauen oder zerstören." "Der kleinste Gedanke, wie zum Beispiel deine Welt, ist nicht real. Ein kleiner, einfacher Gedanke, der alles verändert. Man ist sich seiner Welt so sicher, in dem was real ist." "Aber was ist real?" "Ist es möglich, das der menschliche Verstand während eines Kino-Filmes ein komplettes Abbild einer erdachten Wirklichkeit  / eine parallele Realität von jemand anderen, in diesem Falle eines fähigen Regisseurs darstellen kann? Der alleine der Herr über die Wahrheit und die Lüge während einer Film-Vorführung ist?" - 

Wer hätte noch vor ein paar Jahren daran geglaubt, das es möglich wäre, das es Christopher Nolan Dank der Unterstützung des Warner Brothers Film-Studios realisieren könnte, eine Mischung aus experimentellen Psycho- und Sci-Fi Thriller, Heist Movie, Arthouse und Mainstream Elementen kongenial vereint auf die Leinwand zu bringen. Aber die Realität ist nun mal so, dass Warner Brothers bereit war, mehr als 160 Millionen Dollar für diese Realisierung zu investieren. Und heraus gekommen ist einer der zunächst verstörensten, schönsten bis intensivsten, gegen Ende aber auch smartesten und gelungensten  Blockbuster der letzten Jahre, welcher sich mit einem bestimmten Thema beschäftigt. Nämlich dem Publikum gegen Ende eines Blockbusters eine Idee darüber in den Kopf zu verpflanzen, was wirklich der Wahrheit auf der Leinwand entspricht. Damit eine Geschichte so zu Ende erzählt werden kann, wie es Regisseur nun einmal für richtig erachtet. "Inception" handelt im weiteren Sinne also von der  Aufarbeitung des Prozess des Filmemachens und der dazugehörigen, psychoanalytischen Beeinflussung des Publikums. Und erzählt nur oberflächlich betrachtet eine ausgefeilte Heist/Spionagegeschichte. Denn die finale Pointe in "Inception" erweist sich als überraschend.  Christopher Nolans virtuoses Schaffen "Inception” wirkt so, als hätte man sich nicht mehr nur alleine dem Thema des Regies führen und den daraus resultierenden Ergebnissen für das Publikum zugewandt, sondern sich den Methoden der perfekten Psychoanalyse auf Grundlagen von Sigmund Freud als auch der moderneren Wissenschaft bedient. Und sich ebenfalls den Grundlagen der "perspektivischen Unmöglichkeit" M.C Eschers bemächtigt.

Kritik - Inception

"Inception" handelt also von einem absoluten Phänomen, wie es auch in Stanley Kubricks Science-Fiction-Meister-Werk "2001 - A Space Odyssey” der Fall ist. Es geht um das Phänomen der eigenen subjektiven Wahrnehmung, inklusive dem dazugehörigem Gefühl für Raum und Zeit bzw. dessen Verlust für dieses Gefühl. Wir als Menschen sind wir auf Grund der Natur nie dazu in der Lage, unsere Wahrnehmung "vollständig" zu hinterfragen. Das interessante an "Inception" ist also die Präzision, mit der das Gehirn eine künstliche Welt eines anderen, in diesem Falle von Christopher Nolan als Regisseur selbst, wahrnehmen bzw. nachahmen kann kann. Wobei das künstliche, das sich auf der Leinwand abspielt, im Verstand, den Augen und Ohren des Publikums später als vollkommen echt anfühlen wird, besonders wenn man erzählerische als auch emotional-komplexe Situationen mit den Protagonisten durchlebt. Dabei ist Dom Cobb als Figur, gespielt von Leonardo Di Caprio, ja in Wirklichkeit gar keine echte Person, genau so wenig wie seine Kinder.  Während eines Unterhaltungs-Filmes kreiert man also eine Welt und nimmt diese Welt gleichzeitig wahr, dies ist ein immer währender Zustand des Unterbewusstseins: dies spricht lt. Christopher Nolan Bände über das Potential des menschlichen Geistes, dessen Möglichkeiten unendlich viel Platz, Zeit und Raum zur Entfaltung, besonders bei der künstlerischen Erschaffung von Welten bieten, in denen sich das Publikum auch zu seinem Vorteil, wie in "Inception" verlieren darf. Wir können alle nur das sehen, was wir am Ende sehen. Jeder Mensch im Publikum erlebt die geschaffene Welt eines (modernen) Blockbusters auf "seine" Weise, nimmt die auftretenden Mitmenschen anders wahr, als es sein gegenüber macht. Das ist das faszinierende am Medium Film.  Eine Vielzahl von Menschen denken in den letzten 10 Minuten von "Inception"  automatisch darüber nach, in welcher Ebene / in welchem Zustand der Realität man sich befindet? Man wird und soll es nie herausfinden. Diese "Wahrheit" kennt nur Christopher Nolan selbst, denn wer möchte denn schnell wieder das Gefühl dafür bekommen, dass das, was man in einem Blockbuster Hollywoods zu sehen bekommt, am Ende gar nicht echt ist, das man perfekt ausgetrickst wurde? Das ewige abgrenzen wollen von Wahrheit und Unwahrheit wird im finalen Verlauf von "Inception" vollkommen bedeutungslos. Leonardo Di Caprio kehrt in der Rolle des Protagonisten Cobb am Ende nach Hause zurück, Und nur das zählt, also das er sein persönliches Dillema überwunden und seine gesteckten Ziele nach Beendigung eines Films erreicht hat. Die allgemeine Zeit wird für ihn bedeutunglos, da er an etwas bis dato geglaubt und das Publikum davon mittels einer Idee überzeugt hat. Die Zeit mit seinen Kindern und der Wunsch nach gedanklicher und seelischer Erlösung wegen vielerlei Gründen wird es aber nicht. Und daher wird für alles andere zweitrangig. Sagt das dem Publikum nicht etwas über Christopher Nolan selbst aus? Dom Cobb verkörpert demnach Christopher Nolan mit smarten Jackett und Hemd, der auf "Unterbewußtseins-Security" spezialisiert ist, immer einen letzten Job machen möchte, der uns vermittelt keine Angst davor zu haben, vor einer größeren Kanone in "Inception" zu träumen, so verrückt-lustig das im ersten Moment auch klingen mag. Aber man weiß ja, was mit diesen Botschaften gemeint ist...

Kritik - Inception

Wenn die Menschen Situationen als wirklich definieren (in ihrer (un)begrenzten Zeit / ihrem (un)begrenztem Raum), sind sie nämlich in ihren Konsequenzen wirklich." Die Wirklichkeit definiert sich alleine durch unsere Gedanken und das daraus resultierende "Handeln". Die Selbstreferentialität der Realität erzeugt ständig Welten welche für sich betrachtet ihre Gültigkeit beanspruchen, egal ob im wirklichen Leben oder im bestimmten Maße auch auf der Leinwand. Auch ein Film schafft für das Publikum stets eine perfekte Illusion, von welcher dieser überzeugt sein kann. Es entstehen also Botschaften und Gedankenübertragungen eines Regisseurs an das Publikum, welche akzeptiert werden. Es findet eine sogenannte "Inception", eine Manipulation des Geistes am Publikum statt. Man kann in einem Film stets Lachen, Weinen, vor Spannung oder Angst ergriffen sein oder wesentliche, gewollte Erkenntnisse aus Filmen ziehen. Dom Cobb überzeugt das am Ende eventuell noch zweifelnde Publikum in "Inception" auf Grund seiner Wahrnehmung, das er wirklich zu Hause angelangt ist. Christopher Nolan aka Dom Cobb pflanzt dem Publikum einen Gedanken ein, welcher bis zur Reifung wächst und dann angenommen wird. Und für das Kinopublikum fühlt sich dann alles, die Kinder, die sonstige Umwelt, bei Betrachtung "real" an, man lacht und fühlt mit Dom Cobb auf Grund seines Schicksals mit, ein Phänomen, obwohl das gesehene doch nur etwas geschaffenes ist. Und der Kreisel überrascht beim allersten hinsehen: Christopher Nolan inszeniert mit den letzten Einstellungen nicht nur eine erstaunliche, am Ende abgeschlossene (Rund)Reise in die menschliche Psychologie / Wahrnehmung des Kino-Publikums auf Grund bis heute geltender Erkenntnisse, sondern inszeniert mit "Inception" auch ein positives, perfekt durchdachtes Konstrukt, einen eigenen, ins Leben gerufenen "Traum", die Vorstellung einer erdachten Geschichte auf der Leinwand, welche nach Einblendung der Credits und der vorangegangen "Zeit", sprich dem schwarz-gefärbten Abspann in ihre Einzelteile zerfällt, dann einfach aus ist. Da es sich bei Christopher Nolans Film "Inception" um einen  inszenierten bzw. verwirklichten Lebenstraum,  dessen eigenen Gedanken, also die kreative Vorstellung eines Regisseurs, in Wirklichkeit also etwas erdachtes / künstliches auf der Leinwand handelt, fällt der Kreisel zum einen nicht. Das Publikum muß aber Dank der eigenen Überzeugung bzw. dem Abspann es als gegeben hinnehmen, das Dom Cobbs Geschichte abgeschlossen ist. Und es muss anschließend ins normale Tagesgeschehen zurückkehren. Der Kreisel gerät auf Grund dieser angesprochenen, beiden Aspekte in Sachen Bewegung also in einen Widerspruch, ins stetige Wanken. Es entsteht aber nicht nur am Ende in Inception, sondern auch während anderer Filme, immer und immer wieder eine ganz neue Meta-Ebene. Es wird also ein bestimmtes, gereiftes Publikum Gefallen an "Inception" finden, das bereit ist, sich auf scheinbar komplizierte Zusammenhänge einzulassen und es gerne mag, Christopher Nolans zu Beginn ein klein wenig nerdig erscheinenden, auf zeitlosen Aspekten basierenden Film nach und nach zu entschlüsseln. Und sich von der enstehenden Faszination am menschlichen Eskapismus auf der Leinwand bzw. der Spielerei mit der menschlichen Psychologie während eines Gemeinschaftserlebnisses mitreißen lassen möchte. Und das kann für die entsprechende Zielgruppe ein hohes Maß an Unterhaltung auf die zur Abwechslung einmal ganz andere Art und Weise als im Falle der üblichen Blockbuster-Berieselung Hollywoods sein.

Kritik - Inception

Christopher Nolan: "Für mich ist eines der Schlüsselmomente des Träumen, das man selbst nicht bemerkt, wann man anfängt zu träumen. Aber man merkt, wann z.B. ein Traum zu Ende ist. Man kann aus einem Traum aufwachen und genau wissen, an welchem Punkt des Träumens man aufgewacht ist. Ich habe persönlich noch nie "bewusst” wahrgenommen, wie ich in einen Traumzustand geraten bin. Bei der Darstellung von Träumen und dem Beginn von Träumen im Film wollte ich es daher so darstellen, wie es sich für mich anfühlt, nämlich das man sich mitten in einer Situation wiederfindet, mitten in einer Umgebung. Wenn die Erfahrung zu Ende ist, wird einem bewußt, wo man sich befindet, in der Welt über dem Traum sozusagen. Sich wirklich an Träume zu erinnern oder von einer Traum Erfahrung zu erzählen, ist für mich eigentlich unmöglich. Es ist eine persönliche und subjektive Erfahrung. Es ist schwer das in Worte zu fassen. Das ist einer der Gründe, warum ich versucht habe, einen Film zu machen, der Traumzustände darstellt. Über die Jahre haben die Leute versucht, surreale Überblendungen zu machen. Aber für mich ist der einfache Schnitt in der Film Grammatik "der" entscheidende Filmtrick, der die Art, wie das Gehirn wirklich denkt und wie wir die Welt wahrnehmen, präzise widerspiegelt und der dieser am nächsten ist. Wir wollten die Art, wie man Schnitte einsetzen kann, ausreizen". Das Publikum sollte also an seine eigenen Grenzen während einer Filmvorführung gebracht werden.

Fazit: Und das ist Christopher Nolan mit "Inception" bis auf wenige, an der Hand abzuzählende Mängel, wie etwa kleine handwerkliche Fehler und vermeidbare inszenatorischen Längen zu Beginn des Films, am Ende sehr gelungen. Denn auch das gut gecaste Darsteller-Ensemble (darunter Ellen Page und Ken Watanabe) weiß zu überzeugen.

Wertung: 9/10 Punkte


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