Ich denke, dass uns 2020 im Gedächtnis hängen bleiben wird. Ich kann mich noch an die Ölkrise in den 70gern zurückerinnern mit sonntäglichem Fahrverbot. Aber Ausgangsbeschränkungen habe ich bisher noch nicht erlebt. Und dennoch – sehe ich Krise als Chance? Oder zerstören sie meinen bisherigen Lebenswandel nachhaltig. Wenn ich die Corona-Pandemie als Widerstand sehe, dann zwingt sie uns zum Stehenbleiben. Oder – je nachdem, welches Naturell ich habe, auch zum Dagegen-Ankämpfen. Ich persönlich bin eher der Typ, der dann stehenbleibt. Vielleicht einen Schritt zurück macht. Um Überblick zu bekommen. Um dann zu entscheiden, in welche Richtung ich weiter gehen möchte.
Krise als Chance nutzen
Wenn ich davon ausgehe, dass wir Lebenwesen nur dann eine Verhaltensänderung in unserem Leben machen, wenn starke Motivation dazu vorhanden ist, dann ist die Krise eine solche starke Emotion. Genauso wie die Liebe, z.B. wenn wir uns ganz am Anfang verlieben und uns versuchen, von der besten Seite zu zeigen. Eine Krise ist dann eher mit negativen Emotionen besetzt. Aber sie zwingen uns zum Umdenken. Was kann ich jetzt noch tun? Wo muss ich mich anpassen? Wo muss ich etwas verändern?
Ich bin ganz bei Ihnen, wenn Sie sagen – ganz schön pessimistisches Weltbild. Mit den Verhaltensänderungen. Ja, kann sein. Aber wenn wir genau darüber nachdenken, dann entwickeln wir Verhaltensweisen als Adaption an eine gegebene Umwelt. Wir passen uns an. Und je erfolgreicher unsere Verhaltensweisen sind, desto öfters wenden wir sie unbewusst an. Damit erlangen wir unbewusste Kompetenz für unser tägliches Leben. Beispiel Fahrradfahren – einmal gelernt, nie mehr vergessen. Unbewusste Kompetenz eben.
Und dennoch ist es gut, uns unsere Verhaltensänderungen immer wieder mal klar zu machen. Um mit dieser Klarheit dann immer wieder zu überprüfen, ob das Verhalten im Kontext noch sinnvoll ist. Und dazu können wir die Stopkelle “Krise” gut nutzen. Wir werden gestoppt, müssen zwangsläufig stehen bleiben und hätten jetzt die Möglichkeit der Überprüfung. Je nachdem, wie ich auf die Welt schaue.