Krimi-Charity: Das Rätsel im Hoppenlau

Wer das neue Jahr mit spannender Lektüre starten möchte und eventuell noch ein Faible für Stuttgart hat, kann mit Kommissar Emmerich und Hochgenuss “Das Rätsel im Hoppenlau” lösen.

hoppenlau

Da ich den “Mord im Chinagarten”, das “Schlossgartensterben” sowie den “Tatort Hölderlinplatz” nicht gelesen habe, war es für mich der erste Krimi von Stefanie Wider-Groth und ich musste mich – zugegeben – erst an ihre Art zu formulieren gewöhnen.

Emmerich-Fans steigen emotional vermutlich sofort ein und auch ich war nach wenigen Seiten mitten drin im Fall. Ein Mordfall genauer gesagt, denn drei rüstige Rentner finden eines sonnigen Tages auf einer Bank im Hoppenlau-Friedhof eine weibliche Leiche.

Eigentlich wollte Helmut Schropsnagel heute mit seinen beiden besten Freunden im Schlepptau neues Hobby beginnen und Grabsteine für einen Bildband fotografieren. Doch als das Trio die tote Dame entdeckt, ist es vorbei mit der fröhlichen Kunst-Exkursion.

Auch Kommissar Reiner Emmerich eilt – weil zufällig in der Nähe – flugs zur Fundstelle und damit zu seinem vierten Fall, doch weil er seinen freien Tag hat, verschwindet er auch schnell wieder.

Und so ist der ehemalige Finanzbeamte Schropsnagel dem Kommissar schon einen Schritt voraus: er erkannte die Tote, er hat sie erst kürzlich bei einer Geburtstagsparty seiner Schwägerin Nicole Häbisch getroffen. Die wiederum legt dem umtriebigen Senior ein paar ominöse Kontoauszüge vor – ihre Freundin, die tote Isolde hatte gebeten, dass Schropsnagel als Finanzexperte mal einen Blick drauf wirft.

Es kommt eins zum anderen und langsam aber sicher nimmt Schropsnagels Spürnase Witterung auf. Irgendwas stimmt hier nicht! Und dass sich sein Freund Joe seit dem Fund im Hoppenlau so merkwürdig verhält, ruft den Hobbydetektiv endgültig auf den Plan.

Zwischen Bohneneintopf und beruflicher Vergangenheit “ermittelt” Schropsnagel in waghalsigen Manövern auf eigene Faust und gerät zunehmend in den Dunstkreis von mafiösen Geschäften, korrupten Bankern, raffgierigen Steuerberatern und dubiosen Gemüsehändlern. Was er nicht weiß: Gerichtsmediziner Dr. Zweigle vermutet hinter dem Mord sogar einen Profikiller

Schnell weicht der beschaulich-schwäbische Rentneralltag einer aufregenden Gangsterjagd, was Schropsnagels Ehefrau Melanie gar nicht gefällt. Sie findet, ihr Gatte hat sich genug in Gefahr gebracht und schleppt ihn für eine Aussage aufs Polizeirevier, wo sich Freizeit-Kriminaler und Kommissar tief in die Augen schauen.

Zudem verweben sich in der Amtsstube zwei rote Fäden endgültig zu einem Strang und nach einigen erstaunlichen Wendungen, kann Emmerich den Täter verhaften und Schropsnagel endlich in Ruhe weiter fotografieren.

Spannend, überraschend und pointiert zeigt die Autorin, wie nah bürgerlicher Alltag und Kriminalität heute zusammen rücken.

Wer das “Rätsel im Hoppenlau” löst, tut gleichzeitig was Gutes: Pro verkauftem Buch geht ein Euro in Erhaltungsmaßnahmen für Stuttgarts ältesten Friedhof. Zwar wird hier seit 1880 niemand mehr begraben, doch immerhin ruhen hier bedeutende Dichter wie Wilhelm Hauff, Gustav Schwab oder Christian Daniel Schubart und die mystisch anmutende Parkanlage mit der ehemaligen jüdischen Begräbnisstätte ist für viele Stuttgarter eine beliebte grüne Ruhe-Oase.

Stefanie Wider-Groth “Das Rätsel im Hoppenlau”, 217 Seiten, broschiert, 12 Euro 95, Theiss Verlag


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