(www.priori.ch) Frage: Nach Recherchen im Internet habe ich ihre Adresse gefunden. So wie ich sehe sind Sie vor Ort in Madagaskar ?! Ich wäre ihnen sehr Dankbar wenn sie mir Helfen könnten. Vielleicht haben sie Adressen, wo ich mich hinwenden könnte um seriöse Informationen zu erhalten.
Wir haben schon mehrere Schiffsreisen gemacht und öfters sehr gute Beziehungen zum Personal aus verschiedenen Kulturen gehabt. Kürzlich haben wir eine Kreuzfahrt gemacht. Auf diesem Cruise Schiff war ein Kabinenstuart. Er war nicht einmal für uns zuständig und trotzdem stimmte die Chemie sofort besonders auch zu unserer leicht handicapierten Tochter. Sie ist so spontan und herzlich, ein richtiger Türöffner. Sie hat den Kreuzfahrt-Stuart sogar eingeladen, mal zu uns in die Ferien zu kommen.
Er stammt aus Madagaskar. Er sagte uns, er sei geschieden und habe 2 Kinder. Bis jetzt hatten wir Mailkontakt. Gestern hatten wir über Viber telefonischen Kontakt. Ich fragte ihn, ob wir ihm ein Paket nach Madagaskar senden können, wenn er wieder zurück im Land ist. (September)
Er meinte, am wichtigsten für ihn wäre, wenn wir für ihn wegen einem Occasion Auto schauen könnten. (Was im Übrigen unsere finanziellen Mittel auch übersteigt.) Ich wüsste ausserdem nicht, wie das funktionieren könnte mit dem Transport nach Madagaskar. Oder sehe ich das falsch.
Gerne würden wir ihn unterstützen und helfen, nur leider wissen wir zu wenig über diese Kultur und die Menschen, um zu wissen was ihnen dienlich ist. Dazu kommt noch die Sprache, ich spreche schon ein wenig Französisch, es gibt immer wieder Worte, die ich nicht verstehe oder ich kann mich nicht genügend klar ausdrücken.
Wenn wir einmal doch dazu kommen, dass er zu uns in die Ferien käme, wie teuer käme der Flug in die Schweiz und retour. Falls wir Paket schicken könnten, was müssten wir zusätzlich noch beachten?
Wir wären sehr dankbar, wenn sie uns weiter helfen könnten, denn ich weiss wirklich nicht, wie wir uns am besten verhalten, wir wollen ja auch nicht falsche Hoffnungen erwecken oder das wir auf einmal vor einem Problem stehen das für alle mühsam ist. Elisabeth M.
Antwort: Ja, wir von der PRIORI sind seit 1994 in Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars, vor Ort und auch seit 2010 mit dem Madagaskarhaus in Basel und mit der PRIORI-Reisen in Berlin. Wir haben also eine ganz lange Verbindung mit Madagaskar und es ist wirklich so, dass die Madagassen normalerweise Leute mit Herz und Seele sind und ich verstehe gut, dass Sie sich mit einem Menschen aus Madagaskar gut angefreundet haben. Schnell kommt dann aber die Frage der Finanzen ins Spiel und natürlich sehen die Leute in Madagaskar, was es hier alles gibt und sie hätten gern ebenfalls einen Teil des Kuchens. Also Auto, Computer oder vieles mehr.
Es ist logistisch gesehen kein Problem, ein Auto nach Madagaskar zu schicken. Aber der Transport und dann der Einfuhrzoll machen solche Sachen schnell sehr teuer. So verdoppeln sich die Kosten eines Occasion-Fahrzeugs von sagen wir mal 5000 Franken sehr schnell und dafür kann man inzwischen in Madagaskar selber Occasion-Fahrzeuge kaufen. Der Kauf selber ist aber erst der eine Schritt. Denn schnell sind Unterhalt und Reparaturen fällig und dazu fehlt dann meist das Geld. Also mag ein gut gemeintes Geschenk zwar objektiv sogar sinnvoll sein, aber es kann sich zu einem ‘vergifteten Fisch‘ entwickeln, der den Leuten langfristig gar nicht hilft. Ein Fahrrad ist manchmal einfach besser.
Eine Einladung eines Menschen aus Madagaskar ist ja sicher gut gemeint, aber nebst den bürokratischen Hürden ist auch zu bedenken, ob es dieser Person gut tut, quasi ‘am Paradies‘ zu schnuppern und dann wieder in die meist schwierigen Lebensumstände Madagaskars zurückzukehren. Gerade jungen Menschen tut das oft nicht gut. Die bürokratischen Hürden sind nicht klein: Visum, Versicherung, Flug. Aber diese Hürden sind meist zu bewältigen, müssen aber sicher bereits drei Monate vor Reiseantritt in Angriff genommen werden.
Ein Paket per Post zu schicken ist etwas riskant, weil die Pakete gern geöffnet werden oder kurzerhand verschwinden. Besser, sicherer aber teurer ist DHL. Wichtig zu wissen ist, wohin das Paket geschickt werden soll: Madagaskar ist sehr, sehr gross! Es ist manchmal auch so, dass wir Pakete entgegennehmen und sie über unsere Kanäle nach Madagaskar schicken. Dies tun wir primär für Hilfsgüter und Notfälle. Bedingung ist auf jeden Fall immer, dass wir die Pakete öffnen und kontrollieren dürfen. Die Frage auch hier: ist es sinnvoll, Sachen nach Madagaskar zu schicken, die vor Ort vielleicht sogar billiger zu haben sind.
Helfen ist sicher gut und sinnvoll, manchmal aber lohnt es sich genauer nachzudenken, auf welche Art zu helfen es denn mehr Sinn macht. Dabei ist ein Austausch sehr wichtig und Sprachkenntnisse dazu unabdingbar, um auch Missverständnisse auszuschalten.
Bitte melden Sie sich wieder bei weiteren Fragen.
Herzliche Grüsse aus dem Madagaskarhaus in Basel. Franz Stadelmann