Die Serie »Kreativ fotografieren mit …« ist keine Kamera-Handbuchreihe im herkömmlichen Sinn. Handbücher die Funktionen von Kameras erklären und wo man diese nachschlagen kann gibt es zu allen populären Kameras gleich von mehreren Verlagen – ich hätte es müßig gefunden dem ein eigenes Werk mit so einem Konzept hinzuzufügen.
Fotoschule | Statt dessen trieb mich meine eigene Erfahrung dazu ein anderes Konzept zu verfolgen. Als Autodidakt hatte ich die Erfahrung gemacht, dass alle Fotoschulen die ich las Fotografie auf ähnliche Weise erklärten und zwar indem Sie Funktionen in den Vordergrund stellen. Die Blende beeinflusst Schärfentiefe und Belichtung, mit der Brennweite kann man weite Landschaften einfangen oder ferne Dinge groß abbilden und so weiter. Abgesehen von groben Hinweisen bleiben diese Bücher aber schuldig zu erklären wie man das in der Praxis einsetzt.
Praxisbücher | Die Praxis kann sich der Autodidakt anhand von Praxisbüchern zu Themen wie Porträt, Makro, Landschaft, Blitzen etc. aneignen. Diese Bücher setzen voraus, dass der Leser in der Fotoschule gelernt (und verstanden) hat was eine Blende macht und was eine Brennweite. Die Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis muss der Leser selbst herstellen.
Kamerabücher | Die Handbücher die den Kameras beiliegen sind oft spartanisch gestaltet (Nikon bildet hier nach meiner Erfahrung eine löbliche Ausnahme) und erklären fotografische Grundlagen und bei den essenziellsten Funktionen und da auf einem Niveau absoluter Anfänger. Das Handbuch stellt einen dritten Aspekt dar, den der Leser selbst mit den anderen Aspekten verknüpfen muss: Theorie = Fotoschule + Praxis = Praxisbuch + Technik = Kamerabuch. Mir fiel es schwer die Verbindungen zwischen diesen Aspekten selbst herzustellen, manches habe ich erst wirklich verstanden als ich für »Kreativ fotografieren« recherchiert habe und hunderte Stunden in das Konzept investierter.
Praktische Kamera-Fotoschule | Als ich mir auf autodidaktischem Weg Fotografie aneignete hätte ich mir immer ein Buch gewünscht, das mir die theoretischen Grundlagen praxisnah anhand meiner eigenen Kamera erklärt. Nachdem ich mein erstes Kamerabuch über die Nikon D700 fertig hatte entstand der Wunsch selbst solche Kamera-Fotoschulen zu schreiben. Doch mein damaliger Verlag glaubte nicht an die Idee und bei Galileo kam ich nicht rein, weil man schon Autoren für alle wichtigen Marken hatte – finde ich auch iO, wenn die Verlage ihren eigenen Autoren nicht zu viel Konkurrenz machen.
Allgemeine Fotoschule | Da ich meine Fotoschule-zur-Kamera-Idee nirgends unterbringen konnte schrieb ich zunächst eine allgemeine Fotoschule mit dem Titel »Kreativ fotografieren – Digitalfotografie verständlich erklärt«. Mit ihr zäumte ich das Pferd von der anderen Seite auf als es die mir bekannten Fotoschulen taten. Statt Fotografie Funktion für Funktion zu erklären und zu beschreiben, was die Funktionen bewirken, stellte ich die Frage in den Mittelpunkt: »Ich möchte diese Wirkung erzielen: mit welcher Funktion kann ich das erreichen?«
Viele persönliche Rückmeldungen, Mails und Rezensionen haben mir mittlerweile bestätigt, dass ich damit einen Nerv getroffen habe. Etliche schrieben sie hätten schon mehrere Bücher über Fotografie gelesen, doch vieles erst mit meinem Buch so recht verstanden. Manche Rückmeldungen bestätigten mir die Richtigkeit des Titels: Endlich ein Buch das Fotografie verständlich erklärt.
Kreativ-fotografieren-Kamerabücher | Leider hat sich der Erfolg von »Kreativ fotografieren – Digitalfotografie verständlich erklärt« mit den Kreativ-Fotografieren-Handbüchern nicht fortgesetzt. Ich nehme an, das liegt weniger am Konzept des Buches als vielmehr daran, dass das breite Angebot an zahlreichen Büchern zu den Kameras von mehreren Verlagen in Kombination mit stagnierenden und rückläufigen Absatzzahlen der Kameras einfach keine Umsätze mehr erlaubt, mit denen sich der Aufwand für ein ordentlich recherchiertes und aufbereitetes Kamerabuch für den Autor rechnet. Hinzukommen Produktlebenszyklen von kaum mehr als einem Jahr bevor ein Modell durch ein neueres ersetzt wird.
Mehrere Rückmeldungen zum OM-D-Buch haben mir auch gezeigt, dass manche Leser von meinem Buch etwas erwarten, was ich niemals schreiben wollte: Ein Werk um Funktionen nachzuschlagen. Gute Fotos werden nicht durch elektronische Funktionen aufgenommen, sondern zu 90% durch Verständnis der zentralen Grundfunktionen: Brennweite, Blende und Belichtung. Meine Erfahrung hat aber gezeigt, dass abseits erfahrener Profis oft selbst ambitionierte Hobbyfotografen einige Aspekte und Zusammenhänge der Fotografie nicht ganz verstanden haben.
Damit möchte ich Kamerabücher die als Ersatz für das Handbuch des Herstellers gedacht und als Nachschlagewerk konzipiert sind nicht schlechtreden – diese haben natürlich ihre Berechtigung, vor allem bei allen Herstellern die nicht so hervorragende Handbücher liefern, wie Nikon. Olympus’ Handbücher beispielsweise lassen werden dem Funktionsumfang der Kameras absolut nicht gerecht und ein kompetentes Nachschlagewerk hat hier absolut seine Berechtigung. Doch wie gesagt: Solche Bücher gibt es zu allen populären Kameras und ich hätte es nicht sinnvoll gefunden den Wettbewerb in einem Markt in dem ohnehin schon nichts mehr zu verdienen ist durch »more of the same« zu verstärken. Ich wollte dem Leser eine Alternative bieten – etwas anderes. Das was ich mir selbst immer gewünscht hätte: Ein Buch das Fotografie anhand meiner Kamera erklärt.
Schade, dass die Idee nicht aufgegangen ist.