Hallo liebe Leserinnen und Leser,
dieser Winter fühlt sich endlos an. Zwar ist der Schnee hier im Odenwald aufgrund der angestiegenen Temperaturen auf dem Rückzug, aber es ist und bleibt von oben grau. Gestern gab es einen kurzen Lichtblick. Bis ich jedoch in die Gummistiefel geschlüpft war und im schneebedeckten Garten stand, um mein winterblasses Gesicht der Sonne entgegenzustrecken, war auch schon wieder Schluss mit sonnenlustig.
Welche Kräuter kann man im Winter verwenden?
Weil ich nun mal aber mitten im Garten stand, habe ich die Gelegenheit genutzt, meine Kräuter zu begutachten: Vom Schnittlauch sind ein paar Stängel übrig geblieben, die ich vor dem ersten Frost nicht geerntet habe. Die sehen allerdings so schlapp und müde aus, wie ich mich an diesen Wintertagen fühle. Von Petersilie, Thymian, Majoran, Liebstöckel fehlt noch jede Spur. Die Zitronenmelisse, die ich nahe der Hauswand gepflanzt habe, reckt tapfer ein, zwei Blättchen aus der schneebedeckten Erde. Doch diese winzigen Kräuterkindchen jetzt schon abzuschneiden und zu zerhacken, bringe ich nicht übers Herz. Salbei und Rosmarin sind mit einer dicken Schneehaube bedeckt. Kurz zusammengefasst: die Selbstversorgung in Sachen frische Kräuter ist momentan so gut wie ein Totalausfall.
Wie bekommt man dennoch Würze in die Küche? Petersilie, Schnittlauch und in der Regel auch Dill gibt es bei meiner Gemüsefrau und in unserem ortsansässigen Supermarkt als Bundware. Da ich zur Zeit jedoch nur einmal die Woche in die “Großstadt” WM fahre, um meine Einkäufe zu tätigen, komme ich mit einem Bund Petersilie, Schnittlauch etc. nicht weit. Das heißt die Kräuter sind nach drei, vier Tagen aufgebraucht und der Nachschub lässt auf sich warten.
Womit würze ich in der Zwischenzeit? Nur mit Maggi, wie meine Oma mütterlichseits es tagaus, tagein tat? Sie wurde damit, nebenbei gesagt, immerhin fast 90! Aber nein, das gute alte Maggi ist nicht so ganz mein Würzding.
Weil die Zimmerpflanzen bei mir allweil munter sprießen, habe ich Petersilie, Schnittlauch und Basilikum in kleinen Töpfen gekauft und auf die Fensterbank gestellt. Die Theorie bei Topfware ist ja die, dass man oben ein wenig abschneidet und von unten etwas nachwächst. Bei meinem Gummibaum, der in schwindelnde Höhen wachsen wollte und den ich deshalb resolut gekappt habe, klappte das wunderbar. Die Kräuter in ihren Töpfen auf der Küchenfensterbank verweigern mir jedoch ihre Kooperation. Sie ziehen die Blätter ein und schmollen, werden welk und hinfällig. So viel zu meinem grünen Daumen!
Was bleibt? Tiefkühlware und Kräuter in Trockenform. Beide lassen sich gut im Voraus kaufen, sind lange haltbar und in der Pflege anspruchslos. Aber wie steht es mit dem Gechmack?
Ich finde, dass Tiefkühlkräuter und getrocknete Kräuter für die Zeit, in der es keine frischen Kräuter bei mir im Garten gibt, ein guter Kompromiss sind. Sowohl von der Handhabung als auch im Geschmack. Allerdings verfahre ich nicht nach dem Motto “entweder oder”, sondern setze tiefgekühlte und getrocknete Kräuter gezielt ein.
Tiefkühlkräuter und getrocknete Kräuter gezielt verwenden
An tiefgekühlten Kräutern verwende ich vor allem Schnittlauch, Petersilie, Dill und eine Kräutermischung aus verschiedenen Gartenkräutern. Sie würzen bei mir Salate, Soßen, selbst angerührte Dips und Aufstriche sowie Suppen und Speisen, die nicht lange geschmort werden.
Meinen besten Kräuterfreund, den Thymian, verwende ich wie Oregano, Majoran, Bohnenkraut, Estragon und Lorbeer in getrockneter Form. Bei Rosmarin kommt es darauf an, ob ich Lust habe, die warme Küche zu verlassen. Wenn es regnet oder schneit (was es diesen Winter, rein gefühlsmäßig, ständig getan hat) entscheide ich mich ebenfalls für getrockneten Rosmarin. Die getrockneten Kräuter gebe ich allerdings anders als die frischen gleich nach dem Anschwitzen zu den Speisen, lasse sie also lange mitschmoren, damit sie ihr volles Aroma entfalten können. Das hat außerdem den Vorteil, dass die Küche wie eine kleine mediterrane Oase inmitten der weißen Winterlandschaft duftet. So wird Kochen zur Aromatherapie!
Kräuter der Provence einfach selbst zusammenmischen
Meine Lieblingmischung an getrockneten Kräutern sind die Kräuter der Provence. Die gibt es, sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland in jedem gut sortierten Supermarkt zu kaufen. Weil in der Provence jedoch alles, von den Immobilien bis zu gebrauchten Möbelstücken, teurer als im Rest von Frankreich zu sein scheint, haben auch die getrockneten Kräuter der Provence einen Preis, den ich nicht immer bereit bin, zu bezahlen. Ganz ehrlich: In der Mischung stecken keine Trüffelstückchen oder Goldstaub sondern ganz normale, getrocknete Kräuter!
Woraus bestehen also die Kräuter der Provence? Eine französische Richtlinie besagt, dass sie, wenn sie als fertige Mischung angeboten werden,
- 26 Prozent Oregano
- 26 Prozent Rosmarin
- 26 Prozent Bohnenkraut
- 19 Prozent Thymian
- 3 Prozent Basilikum enthalten sollen.
Weil der Name “Kräuter der Provence” jedoch rechtlich nicht geschützt ist, geben einige Anbieter ihren Kräutermischungen durch das Hinzufügen von Lavendel, Liebstöckel, Fenchel, Estragon und Salbei ihre ganz persönliche Note.
Ich tue es ihnen gleich und mische mir inzwischen meine ganz persönlichen Kräuter der Provence in der eigenen Küche zusammen. Für 100 Gramm verwende ich:
- 25 Gramm Oregano
- 25 Gramm Rosmarin
- 20 Gramm Thymian
- 10 Gramm Bohnenkraut
- 5 Gramm Basilikum
- 5 Gramm Estragon
- 5 Gramm Fenchelsamen
- 5 Gramm Lavendelblüten
Die Mischung ist schnell zusammengestellt, deutlich preisgünstiger als das fertig gekaufte Produkt und hält sich mindestens zwanzig Mal länger als jeder Provenceurlaub in der Regel dauert.
Und wie, liebe Leserinnen und Leser, trotzen Sie dem Winter in Sachen Kräuterküche? Haben sie ein besseres Händchen als ich bei der Kräuterzucht auf der eigenen Fensterbank? Und sind Sie auch eine selbst-Mischerin oder ein selbst-Mischer? Berichten Sie uns doch davon!
Ihre Heike Kügler-Anger