König Fußball und seine gefallenen Krieger

Wenn wir ein Fußballspiel verfolgen, dann erwarten wir von den Spielern, dass sie rennen, schießen, Zweikämpfe gewinnen und am Ende als Sieger vom Platz gehen. Wir erwischen uns dabei, wie wir lauthals selten hilfreiche Bemerkungen wie"Steh auf, verdammt!" oder „Reiß dich zusammen!" in Richtung des Fernsehers brüllen. Leider stehen sie nicht immer auf. Manchmal nie wieder.

Erst kürzlich ist mit Abdelhak Nouri wieder ein Fußballprofi auf dem Spielfeld zusammengebrochen und musste reanimiert werden. Er hat schwere Hirnschäden davon getragen. Stadionbesucher und Fernsehzuschauer, die so etwas miterleben müssen, sind davon verständlicherweise geschockt. Solche Geschehnisse passen nicht zu unserem Verständnis von Fußballprofis als durchtrainierte Hochleistungsbringer in einer perfekt durchorganisierten Sportwelt, aber Fußballprofis werden immer auch Menschen bleiben. Sie können vieles erreichen, aber sie können nicht alle biologischen Gesetzmäßigkeiten aushebeln. Zum Glück passiert es nicht ständig, dass Fußballspieler in Ausübung ihres Sports ihr Leben verlieren, doch es passiert und es ist schon früher passiert. Wenn man sich die Geschichte der tragischen Spielertode im Profifußball ansieht, lässt sich daran ablesen, wie viel schon getan wurde, um die Gefahren zu minimieren.

König Fußball und seine gefallenen KriegerIm Januar 1889 bestritt der Staveley F.C., ein Fußballclub aus Derbyshire, eine Partie gegen Grimsby Town. Ein Spieler auf Seiten von Staveley war der 26-jährige William Cropper, der als Doppeltalent galt: er spielte nicht nur Fußball, sondern auch Cricket auf höchstem Niveau. Nach etwa 15 Minuten des Spiels kollidierte Cropper mit dem gegnerischen Verteidiger Dan Doyle. Dabei bekam Cropper Doyles Knie mit voller Wucht in den Bauch. Croppers Darm riss und er starb in der Umkleidekabine in den Armen eines Teamkameraden. Heute wären seine Überlebenschancen durch einen sofortigen Transport ins Krankenhaus natürlich sehr viel höher als sie es 1889 waren, absolute Gewissheit gäbe es aber auch nicht, zumal sich eine solche Verletzung nicht immer sofort offenbart. Dies beweist der Fall des Belgiers Albert Van Coile, der 1927 während eines Turnierspiels seines Clubs Cercle Brügge mit einem gegnerischen Torwart zusammenkrachte und scheinbar keine Verletzungen davontrug. Am nächsten Tag wurde bei ihm ein Riss im Darm entdeckt, der wenig später trotz Not-Operation zu seinem Tod im Alter von 27 Jahren führte. Er erlebte nicht mehr mit, wie sein Team in jenem Jahr die belgische Meisterschaft gewann.

Heute unvorstellbarer erscheint der Tod des schottischen Nationalspielers James Dunlop, der im Januar 1892 an den Folgen einer Tetanus-Infektion starb. Diese zog er sich zu, nachdem er auf dem Spielfeld in eine Glasscherbe gefallen und sich das Knie aufgeschnitten hatte. Er war 22 Jahre alt. Der erste Tetanusimpfstoff war zwar bereits zwei Jahre zuvor entwickelt worden, die Tetanusimpfung, wie wir sie heute kennen, existiert jedoch erst seit den 1920er Jahren. Im 21. Jahrhundert gibt es, auch dank dieser Impfung, deutlich weniger Todesfälle durch Tetanus als im 19. oder frühen 20. Jahrhundert.

James Dunlop war nicht der einzige britische Nationalspieler, dem Glas auf dem Fußballplatz zum Verhängnis wurde. Im Jahr 1902 fiel David „Di" Jones, ein für die walisische Nationalmannschaft und Manchester City aktiver Abwehrspieler, während eines Vorbereitungskicks in ein Glasstück. Auch er schnitt sich dabei das Knie auf und verstarb einige Tage später an Tetanus. Heute kann man die Gefahr, im professionellen Fußball in eine Glasscherbe zu fallen, eher als gering bezeichnen, da die Plätze dafür in der Regel viel zu gründlich gewartet werden.

Fußball in Kriegszeiten

Ein weiteres tragisches Kapitel in der langen britischen Fußballgeschichte schrieb Bob Benson, der für Woolwich Arsenal, dem Vorläufer des FC Arsenal, spielte. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde in England der professionelle Fußballbetrieb eingestellt. Der knapp über 30-jährige Profi Robert „Bob" Benson gab daraufhin seine Karriere auf und begann hauptberuflich in einer Munitionsfabrik zu arbeiten. Sein Club Woolwich Arsenal kickte in der London Combination, einer eigens gegründeten regionalen Spielklasse aller Londoner Vereine, weiter. Als einer seiner ehemaligen Mitspieler ausfiel, ließ sich Benson, obwohl komplett untrainiert, 1916 überreden, für eine Partie einzuspringen. Benson, der gut ein Jahr lang nicht mehr gespielt hatte, brach in der zweiten Halbzeit zusammen und verstarb in der Umkleidekabine an einem geplatzten Blutgefäß. Sein Tod war unmittelbar auf die Anstrengung zurückzuführen und zeigt, wie wichtig es für Fußballer ist, sich fit zu halten.

Spielen mit Tuberkulose

In der Gegenwart sind es zumeist unentdeckte Herzschwächen, die den Tod von Fußballern verursachen, wohingegen es üblicherweise nicht mehr vorkommt, dass ein Profispieler mit einer nachweisbaren, schweren Erkrankung aufs Feld geschickt wird. Die vielen medizinischen Checks verhindern das. Zu Beginn der 1920er Jahre nahm man es da noch nicht so genau und so stand am 22. Mai 1921 mit Nikola Gazdić ein schwer an Tuberkulose erkrankter Fußballprofi für den kroatischen Spitzenverein Hajduk Split gegen den damaligen Erzrivalen Građanski Zagreb auf dem Platz. Er schoss ein Tor, holte einen Elfmeter heraus, brach zusammen und starb. War das noch sportliche Leidenschaft oder schon Selbstmord?

Zu einer bis heute im Fußball geltenden Regeländerung führte der Tod des an Diabetes erkrankten Torhüters Jimmy Thorpe im Jahr 1936. In einem Ligaspiel seines Clubs Sunderland gegen den FC Chelsea erhielt er mehrere Tritte gegen den Kopf, die zu einem Diabetischen Koma und schließlich seinem Tod mit nur 22 Jahren führten. Nach diesem Vorfall wurde die Regel eingeführt, dass einem Torwart, der einen Ball fest hat, dieser nicht mehr aus dem Händen geschlagen werden darf.


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