Unsere Gesellschaft zählt zu den aufgeklärtesten seit langer Zeit. In den Schulen lernen wir viel über Geschlechtsverkehr, Krankheiten und die richtige Verhütung. Trotzdem kommt es häufig vor, dass Teenager schwanger werden. Für die jungen Leute ist das oftmals ein großer Schock, da Sie mit dem Ergebnis einer Schwangerschaft nicht gerechnet haben. Oft fühlen Sie sich hilflos und sind peinlich berührt. Viele wollen es nicht wahr haben und versuchen die Tatsachen vor Freunden und Familie geheim zu halten. Hier ist es nötig, dass sich die jungen Leute jemanden Anvertrauen und nach Hilfe fragen.
Warum kommt es zu ungewollten Schwangerschaften
Nicht nur Kindergarten und Schule sind für die Aufklärung verantwortlich, sondern auch das soziale und familiäre Umfeld. Wird daheim nicht über Sex gesprochen und aufgeklärt, so versuchen Teenager selbst herauszufinden, worum es geht. Entweder durch geeignete Magazine, das Internet oder sogar durch pornografische Inhalte.
In den letzten Jahren ist die Zahl von Teenager-Schwangerschaften dank verbesserter Aufklärung gesunken. Es ist jedoch zu Beobachten, dass untere Sozialschichten im Vergleich häufiger schwanger werden, als Angehörige der Mittel- bzw. Oberschicht. Diese Tatsache steht im Zusammenhang mit der Schulbildung. Mädchen aus niedrigeren sozialen Schichten sind häufiger von einer frühen Schwangerschaft betroffen und sind gefährdeter.
Oft erfolgt die Aufklärung auch rein Mechanisch. Dinge wie Liebe, Lust und Orgasmus werden gerne weggelassen und führen zu Ratlosigkeit oder falschen Vorstellungen. Steht das heimische Umfeld auch noch dem Frauenarztbesuch oder geeigneter Verhütung ablehnend gegenüber, so führt das oft zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr unter Jugendlichen.
Anzeichen einer Schwangerschaft
Klassische Symptome einer Schwangerschaft sind morgendliche Übelkeit, empfindliche und sich verändernde Brüste, Verdauungsprobleme und natürlich das Ausbleiben der Periode. Diese Anzeichen sind zwar typisch, können aber auch andere Ursachen haben und sollten auf jeden Fall abgeklärt werden. Der Wegfall der Periode kann verschiedene Ursachen, wie Stress, Jetlag, die Einnahme von Medikamenten oder erhöhte sportliche Tätigkeit haben. Sollte sie jedoch länger ausbleiben - gar über mehrere Wochen - so ist die Abklärung mit einem Gynäkologen erforderlich.
Andere Anzeichen einer Schwangerschaft können ungewöhnliche kulinarische Gelüste sein. Der veränderte Hormonspiegel und ein vermehrter Speichelfluss regen die Geschmäcker in unterschiedlicher Weise an. Aber es ändert sich auch der Geruchssinn. Viele Düfte werden intensiver oder verändert wahrgenommenen. Eine olfaktorische Abneigung kann unerwartet auftreten und zu Übelkeit führen. Im ersten Schwangerschaftsdrittel sind Schwangere oft müde und erschöpft. Die körperliche Umstellung ermüdet und verlangt nach Ruhepausen. Auch ein verstärkter Harndrang kann ein erstes Anzeichen einer möglichen Schwangerschaft sein, da die Organe des Beckens stärker durchblutet werden.
Bei Verdacht auf eine Schwangerschaft, können Sie sich als ersten Schritt einen Schwangerschaftstest aus der Apotheke besorgen. Ein Besuch beim Frauenarzt Ihrer Wahl ist bei einem positiven Ergebnis obligatorisch. Sollten Sie sich Ihren Eltern nicht anvertrauen können, so suchen Sie sich eine geeignete Vertrauensperson. Vielleicht helfen Ihnen Verwandte, Freunde oder eine Lehrkraft Ihres Vertrauens. Zudem können Sie sich bei vielen staatlichen und privaten Einrichtungen über das Thema und Handlungsmöglichkeiten informieren, z.B. bei Rat auf Draht.
Gefahren einer frühen Schwangerschaft
Die Schwangerschaft von Mädchen unter 15 Jahren ist risikoreich. Durch eine möglicherweise nicht fertige Entwicklung der Gebärmutter kann es gehäuft zu Frühgeburten kommen. Auch bei unter 20 Jährigen ist eine Frühgeburt statistisch wahrscheinlicher als bei älteren Frauen. Frauen zwischen 14 und 17 bringen laut Studien vermehrt untergewichtige Kinder zur Welt. Das kann mit biologischer Unreife zu tun haben, aber auch mit verminderter Schwangerschaftsfürsorge in diesem Alter.
Wichtig ist es, dass die schwangeren Teenager genau über die Risiken aufgeklärt werden und auch die Möglichkeit haben, sich entsprechend zu schonen. Nach der Geburt ist es wichtig, zu verhüten, um eine erneute Schwangerschaft zu vermeiden. Auch hier ist Aufklärungsarbeit gefragt.
Konsequenzen und erste Schritte
Schwangere Jugendliche sind mit einem Auf und Ab der Gefühle konfrontiert. Nach dem ersten Schock kommt vielleicht noch die Scham vor Freunden und Klassenkollegen dazu, oder die Angst vor den Reaktionen der Eltern. Viele werdende Mütter fürchten sich davor, mit dem Kind am Ende alleine dazustehen und die Beziehung zum Kindsvater zu gefährden. Viele haben Angst vor der möglichen Ablehnung und Enttäuschung der eigenen Familie. Hinzu kommt die ungewisse Zukunft. Werden sie die Ausbildung beenden können, können sie das Kind versorgen, wird das Geld reichen, wird man einen Job finden, usw.
Hinzu kommt der Zweifel. Zweifel an sich selbst, ob man alles schaffen wird, zweifel, ob eine Abtreibung oder Freigabe zur Adoption sinnvoll ist. Die Frage, ob eine Heirat mit dem Kindsvater oder der Kindsmutter sinnvoll oder notwendig ist. Freiheit und Ungebundenheit rücken in weite Ferne. Was kommt ist ein großer Haufen Verantwortung.
Fakt ist, dass ein (ungeplantes) Kind das Leben auf den Kopf stellt. Vor allem für Teenager bedeutet es eine enorme Veränderung der Lebensgewohnheiten. Doch alles ist zu schaffen. Die Betroffenen müssen sich nur trauen, über ihre Situation zu sprechen. Sie müssen sich ein Herz fassen und sich geeigneten Personen anvertrauen, um diese Veränderungen organisieren zu können. Sie müssen darüber reden, um nicht in Angst und Verzweiflung zu versinken.
Hilfe für die Betroffenen
Im Idealfall erklären sich nahe stehende Personen dazu bereit, bei der Betreuung zu helfen und die Verantwortung zu teilen. Ist die Frage der Betreuung geklärt, so kann der Abschluss einer Ausbildung oder das Erlernen eines Berufes erreicht werden. Hier ist es essentiell, dass die betroffenen Eltern schwangerer Teenager großes Verständnis für die Ängste haben und Hilfe zusagen.
Leider herrschen nicht in jeder Familie Idealbedingungen und viele Betroffene stehen erst recht alleine oder unverstanden da. Für diesen Fall gibt es diverse Beratungsstellen für Familienplanung und frühe Schwangerschaft - staatlich, kirchlich oder privat. Keiner muss alles alleine schaffen. Suchen Sie den für sich geeigneten Ansprechpartner und vertrauen Sie sich geschultem Personal an. Sie vermitteln sie weiter, unterstützen in rechtlichen Angelegenheiten oder leisten emotionalen Beistand. Vor allem für schwangere Mädchen gibt es Wohnheime, in denen sie von Sozialarbeiterinnen begleitet werden. Auch Betreuungen während Ausbildungszeiten können vermittelt werden.
Auch mit Ausbildungsstellen ist ein weiteres Vorgehen abzuklären. Nur wenn sie den Sachverhalt kennen, können Lösungen gefunden werden. Vielleicht ist es möglich die Ausbildung bis zu einer Zeit nach der Geburt zu pausieren und den Abschluss nachzuholen.
Möchte ein schwangeres Mädchen das Kind austragen, ist sich aber noch nicht sicher, ob es das Kind zur Adoption freigeben will, so kann mancherorts das Baby straffrei und anonym in einer Babyklappe abgegeben werden. Dort werden die Kinder aufgenommen und versorgt. Innerhalb einer gewissen Frist, kann die Kindsmutter entscheiden, ob sie das Baby doch annehmen will. Sollte sie sich dagegen entscheiden, so wird das Kind zur Adoption freigegeben.
Welche Rechte habe ich als Schwangere in jungen Jahren
Der soziale und/oder familiäre Druck führt oft zu Kurzschlusshandlungen bei schwangeren Jugendlichen. Aus Verzweiflung kommt es oft zur Verheimlichung der Schwangerschaft, zu gefährlichen Abtreibungsversuchen bis hin zur Weglegung oder gar Tötung des Neugeborenen.
Um dies zu verhindern, ist es wichtig Jugendliche darüber aufzuklären, welche Möglichkeiten Sie im Fall einer Schwangerschaft haben und an wen sie sich bedenkenlos wenden können. Es braucht vor allem Ansprechpartner, wenn Familie oder Freunde die Betroffenen fallen lassen.
Wie nun mit der Situation umgegangen wird, sollte immer die Entscheidung der werdenden Eltern sein - von Vater und Mutter. Auch die Eltern der Betroffenen können zu Rate gezogen werden. Wichtig ist, dass Betroffene nicht zur Austragung einer Schwangerschaft oder zu einer Abtreibung genötigt werden können! Bei Beratungsstellen können alle Möglichkeiten erläutert werden. Sie erleichtern einem die Entscheidung und geben gesetzliche Grundlagen, beispielsweise für die Freigabe zur Adoption oder die zeitweise Unterbringung bei einer Pflegefamilie. Ärzte beraten über die rechtlichen Bedingungen und körperlichen Folgen einer Abtreibung, sollte das in Betracht gezogen werden.
Am wichtigsten ist es, das Gespräch zu suchen - mit Personen Ihres Vertrauens. Nur so können Ängste und Zweifel besprochen werden, genauso wie die rechtlichen Möglichkeiten. Es wird sich eine Lösung finden. Keiner muss eine derartige Lebensveränderung alleine durchstehen.
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