Sie sind das bestimmende Thema der vergangenen Tage: Die „geheimen“ Reifentests von Mercedes mit den Pirelli Reifen. 1000 Kilometer hat der – wohlgemerkt aktuelle – Mercedes-Bolide mit den Pneus getestet, die neben 2014 auch bereits beim nächsten Rennen in Kanada eingesetzt werden könnten – und die Teams gehen auf die Barrikaden.
Vorweg und unabhängig davon, was oder wie getestet wurde: Ein Test bleibt ein Test und die daraus resultierenden Erfahrungen von (in diesem Falle) über drei Renndistanzen sind ein immenser Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Vor allem, wenn eben jene gar nicht erst die Chance bekommt, einen gleichwertigen Test durchzuführen. Allerdings halte ich es für falsch, Mercedes starke Leistung in Monaco bereits jetzt auf die ominösen Probefahrten zu schieben. Dies wäre schlichtweg falsch.
Monaco ist anders als die anderen Strecken, da 1.) der Platz fehlt und daraus resultierend 2.) der Reifenverschleiß nie die große Rolle spielt. Aufgrund jener Enge kann genau das gemacht werden, was die Mercedes während des Rennens getan haben: Gebummelt. So viel Speed wie nötig, so wenig wie möglich. Der Sieg war schlicht und ergreifend nur über eine 1-Stopp-Strategie zu erlangen und auf keiner anderen Strecke in dieser Saison kann derart geschont werden. Deswegen meine Einschätzung, die übrigens auch unter anderem Fernando Alonso vor dem ganzen Test-Desaster getätigt hat: Der Mercedes wäre so oder so mehr als konkurrenzfähig im Fürstentum gewesen. Den dafür nötigen Speed hat das Auto, wie Rennwochenende für Rennwochenende im Qualifying gezeigt wird.
Trotzdem ist es natürlich nachvollziehbar, dass allen voran die Titelaspiranten aus dem Red Bull Team auf die Barrikaden gehen, denn so vermeintlich legal, wie die Tests von Pirelli bezeichnet werden, sind sie ganz und gar nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall: Testfahrten stellen ein eindeutiges Brechen der Regeln dar. Das Reglement legt unmissverständlich fest, dass Testfahrten verboten sind. Eine angebliche Absegnung von Charlie Whiting soll unter der Forderung stattgefunden haben, dass alle Teams benachrichtig werden und diesem Test zustimmen müssen. Solch eine Absprache fand allerdings nicht statt – verständlicherweise. Denn auch Mercedes kann bis Drei zählen und erahnen, dass bei einer Einweihung der Teams derartige Probefahrten nie möglich gewesen wären.
Abschließende Antworten lassen sich aber noch gar nicht geben. Viel mehr kommen von Tag zu Tag mehr Fragen dazu: Welche Reifen wurden getestet und wie wurden sie markiert? Durfte Mercedes Änderungen am Fahrzeug vornehmen? Wurden Motoren aus dem vorhandenen Kontingent der vorgeschriebenen acht Exemplaren geschöpft? Dürfen die gesammelten Informationen vom Team beliebig weiterverwendet werden? Wurden tatsächlich alle Teams gefragt oder lässt sich das Gegenteil beweisen?
Was aber zu 100% feststeht ist, dass Mercedes eindeutig von diesem 1000 Kilometer Test profitiert hat und die anderen, finanziell schwächer aufgestellten Teams, die trotzdem gut mit den Reifen harmonieren konnten (Lotus, Force India) in hohem Grade geschädigt wurden. Wie groß die Ausmaße aber wirklich sind, lässt sich erst in Kanada eindeutig beantworten. Stand jetzt ist, dass bei solch einer Kommunikations- und Informationspolitik derartige „Spielchen“ nicht tragbar sind und besser heute als morgen eine Klarstellung veröffentlicht werden sollte.