Essen ist auf Reisen ein Thema für sich und gerade für mich ein ganz wichtiger Aspekt. In Indien kann ich mich als Vegetarier kulinarisch beim besten Willen nicht beschweren. Doch nach mehreren Monaten auf Tour ist mir doch aufgefallen, dass mir was fehlt: Selber kochen!
Das liegt nicht daran, dass ich mein selber gekochtes Essen wirklich vermisse, dazu ist die indische Küche einfach viel zu gut. Es geht mehr um die Selbstbestimmung. Selber entscheiden wann und wieviel man essen möchte und dass man dafür nicht in ein Restaurant rennen muss. Das hört sich jetzt sicherlich nicht ganz verständlich an, da wir alle es schätzen uns bedienen zu lassen und mal nicht selber kochen zu müssen. Nach ein paar Monaten sehe ich das allerdings etwas anders. Immer in ein Restaurant oder eine Daba (kleine Straßenrestaurants in Indien) zu gehen, wo andere entscheiden wie viel man bekommt oder wie es schmeckt, nervt schon etwas.
Da kam mir Vattakanal gerade recht, das kleine Dorf ca. 5 km entfernt von Kodaikanal, ist sicher kein typisches indisches Dorf in den Bergen. Es ist viel mehr eine Touristenenklave aber dafür eine ganz spezielle, in einer ganz besonderen Umgebung.
Foto by Anna Paulitsch
Das Dorf liegt auf einem Bergrücken auf 2.400 Meter. Die hier lebenden Familien vermieten kleine Häuser mit eigener Küche an Touristen. Für 800 Rupien (ca. 10 €) pro Tag bekommt man ein kleines Häuschen in den Bergen mit einer Aussicht, die eigentlich unbezahlbar ist. Meistens finden 3 bis 4 Personen in den Häusern Platz aber es können auch gerne mehr sein, dann spart man sich etwas Feuerholz für den Ofen.
Abgesehen von der unglaublichen Landschaft und den täglich über die Berge kommenden Wolken, die sich wie eine kuschelige Wolldecke über die Täler legen, war für mich die Küche in unserem kleinen Häuschen der Höhepunkt. Sie war mit einem kleinen Gaskocher und etwas Werkzeug ausgestattet, also genug damit ich mich voll austoben konnte. Aber ohne Zutaten gibt es auch nichts zu essen. Also ging es erst einmal mit meinen Mitbewohnern nach Kodaikanal, um dort den Gemüsemarkt unsicher zu machen. Das war etwas auf das ich schon sehr lange gewartet habe. Für mich sind Märkte und Gemüsemärkte im Allgemeinen die schönsten Plätze der Welt. Nicht nur weil sie eine faszinierende Kulisse zum Fotografieren bieten, sondern auch weil sie mich inspirieren. Doch bis jetzt hieß es in Indien immer: „Nur gucken – nicht kaufen“. Nun aber hatte sich das Blatt gewendet und mir schossen hunderte Ideen durch den Kopf, was da nun im Kochtopf landen könnte.
Die nächsten fünf Tage in Vatta waren eine Orgie von kochen und essen. Einfach schön, morgens aus dem Bett zu klettern und sich ein Käsebrot zu schmieren. Solche simplen Freuden des Lebens machen manche Orte unvergesslich und ich bin mir sicher, dass mein Magen Vattakanal so schnell nicht vergessen wird.
Foto by Anna Paulitsch
In diesem Sinne wünscht die Weltsafari guten Appetit, egal wo Ihr gerade auf der Welt seid und welchen kulinarischen Gaumenfreuden Ihr Euch hingebt.