Essen aus den USA. Irgendwelche Assoziationen? Burger und Barbecue werden so oft erwähnt, die lassen wir mal kurz weg. Immerhin sind die USA ein riesiges Land mit verschiedensten Bevölkerungsgruppen und einer entsprechend großen kulinarischen Bandbreite.
Es wird also Zeit, sich mit dieser Küche näher zu befassen. In diesem Falle tun das die Gastronomin und Autorin Caroline Bretherton und die Fotografin und Bloggerin Elena Rosemond-Kerr.
Fangen wir mit den äußeren Werten an: zwischen den poppigen Covern steckt ein Buch mit übersichtlichem, abwechslungsreichem Layout. Die Rezepte sind mit dicken Überschriften versehen, da findet man schnell, was man sucht. In den Rezepten sehen am Rand die Zutaten, daneben das Rezept. Es gibt viele Fotos, die sind hübsch, aber nicht überstylt. Das Papier ist glatt, man kann es auch mal abwischen, wenn im Eifer des Gefechts etwas daneben gegangen ist.
Jetzt zum Inhalt – auf den kommt es schließlich an. Da gibt es zunächst mal eine Menge Rezepte: geordnet nach Vorspeisen, Suppen und Salaten, Frühstück und leichten Snacks, Hauptgerichten und Beilagen, Desserts, Kuchen, Süßem und Eingemachten finden wir sowohl amerikanische Klassiker als auch neue Ideen. Da gibt es den klassischen Waldorfsalat, Burger, Brownies, Hoppin’ John oder Dirty Rice, aber auch Spaghetti mit Putenklößchen als leichte Version der Spaghetti with Meatballs, Rote Bohnen mit Quinoa statt der Variante Bohnen und Reis oder Sloppy Joes mit Naan und Lammhack statt der klassischen Variante mit Rinderhack und Burger-Buns. Zu vielen Rezepten sind Variationen angegeben – beim Waldorfsalat zum Beispiel eine Variante mit Birnen, Brombeeren und Pekannüssen, eine Variante in der die Mayonnaise durch Joghurt ersetzt wird und eine Variation mit Räucherspeck.
Der Rezeptteil wird immer wieder aufgelockert: in manchen Rezepten finden wir neben Küchentipps auch kleine Hintergrundgeschichten zu den Gerichten. So erfahren wir zum Beispiel, dass der Sloppy Joe, ein Burger mit Hackfleischfüllung während der Wirtschaftskrise in den 30er-Jahren erfunden wurde, damit man mit wenig Fleisch auskam. In den Rezeptteil eingestreut sind außerdem üppig bebilderte Doppelseiten, die sich mit Produkten und Küche in den amerikanischen Regionen befassen. Abgeschlossen wird der Rezeptteil durch ein Register. Das ist nach Zutaten geordnet – man findet auf Anhieb, was man sucht.
Ich habe ganz standardmäßig mit einem Frühstücksklassiker angefangen: den Buttermilch-Pfannkuchen. Pfannkuchen sind hier immer gern gesehen, und die dicke, fluffige Variante kam gut an.
Auch das nächste Gericht kommt aus der Abteilung Frühstück….ist aber sehr viel opulenter: Biscuits and Gravy. Biscuits sind im Grunde herzhafte Brötchen aus einem Backpulverteig. Butter und geriebener Käse machen sie ziemlich üppig. Die Brötchen gehen im Ofen blättrig auf, das macht Spaß. Serviert werden sie mit einer sahnigen Sauce auf Hackfleisch-Basis. Wir haben das tatsächlich an einem Wochenende zum Frühstück gegessen – danach waren wir für lange Zeit satt.
Die Gewürz-Beignets waren sehr fein. Im Grunde sind es Krapfen. Der Hefeteig wird durch eine lange Gärzeit schön aromatisch. Der Clou an den Krapfen ist der mit Pumpkin Spice Mix gemischte Puderzucker, mit dem die Krapfen bestreut werden.
Der Hühncheneintopf mit Rosmarinknödeln ist eine feine Sache: Hühnchen (im Rezept die Schenkel) werden gekocht, dann das Fleisch von den Knochen gelöst. Dazu gesellen sich Champignons und Erbsen. Die Knödel sind einfache Mehlknödel mit etwas Butter und Rosmarin. Backpulver sorgt für die nötige Lockerheit.
Sehr üppig sind die Frühstücks-Burritos – wir hatten sie zum Mittagessen: eine Füllung aus gegarten Paprikaschoten und Kartoffeln, Rührei, Chorizo und geriebenem Cheddar, dazu eine Guacamole, die mit Kirschtomaten aufgelockert wird.
Einfaches Maisbrot habe ich schon lange nicht mehr gebacken. Nach dem Rezept im Buch funktioniert das Brot aus dem Backpulverteig mit Maismehl einwandfrei.
Gegessen haben wir das Brot zu einem Succotash mit Edamame. Eigentlich ist Succotash ja ein Eintopf auf Maisbasis, der von den indianischen Ureinwohnern stammt. Hier kommen in einer leichteren Version noch Edamame und Kirschtomaten hinzu; serviert wird das ganze als lauwarmer Salat. Das hat uns gut gefallen.
Die Banana-Butterscotch-Muffins bekommen jetzt nicht unbedingt den ersten Preis für überragende Schönheit – aber sie schmecken. Richtig gut sogar. Auch wenn man es ihnen nicht ansieht – sie bestehen aus mehreren Komponenten: In den Teig kommt pürierte Banane. Auf den Teig ein Topping aus Bananenwürfelchen, darauf Butterscotch-Sauce, darüber Streusel. Bei mir ist das nach dem Backen alles zu einer recht einheitlichen Masse verschmolzen – dem Geschmack tat das aber keinen Abbruch. Ich habe eine neue Verwertungsmöglichkeit für die Bananen, die nicht freiwillig aus dem Obstkorb verschwinden wollen :-)
Fazit? Ich mag das Buch. Wir bekommen funktionierende Rezepte aus der amerikanischen Alltagsküche. Die Rezepte sind gut aufbereitet, auch weniger Erfahrene können damit ein schönes Essen auf den Tisch bringen. Und mir gefällt, dass so mancher Klassiker ein wenig auf den Kopf gestellt wurde.
- Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
- Verlag: Dorling Kindersley
- Sprache: Deutsch
- ISBN: 978-3831027392
- € 19,95