Vor der EM-Qualifikationspartie gegen Deutschland am morgigen Dienstag waren aus Aserbaidschan surreal anmutende Geschichten zu hören: Nationaltrainer Berti Vogts sei auf einer Pressekonferenz nach der Niederlage gegen Kasachstan von erbosten Fans mit Klopapier und Gießkannen attackiert worden.
Die Stimmung war aufgeladen, als Berti Vogts, Nationaltrainer von Aserbaidschan, am Sonntagmorgen zur Pressekonferenz in Baku antrat. Die Veranstaltung folgte auf die Niederlage seiner Mannschaft in Kasachstan – eine Katastrophe in Hinblick auf die Qualifikation zur EM 2012 in Polen und der Ukraine, zumal der Gegner vor dem Überraschungssieg mit null Punkten den letzten Platz der Gruppe A besetzt hatte.
Während der deutsche Trainer die schwache Leistung zu entschuldigen versuchte und argumentierte, Aserbaidschan habe in Sachen Fußball eben noch kein “europäisches Mittelmaß” erreicht, war offensichtlich, dass das Publikum die Schuld bei dem Deutschen suchte und diesen am liebsten wieder auf dem Weg zurück nach Deutschland sehen würde. Im Anschluss an die Pressekonferenz warteten einige Journalisten und schwangen Klopapierrollen und eine Gießkanne aus Protest gegen den Fußballlehrer – absurde Szenen, die zu der später verbreiteten Nachricht über den tätlichen Angriff mit Klopapierrollen führten.
Disput mit Vereins-Trainern
Ein aufgelöster Vogts habe gegenüber dem Sportinformationsdienst Vermutungen geäußert, es handle sich bei den Gießkannenschwenkern um “bezahlte Schläger”, hieß es. Deutschen Journalisten erklärte Vogts anschließend den Grund für die Wut der lokalen Berichterstatter. Die Trainer der aserbaidschanischen Premyer Liqasi seien verärgert über Kritik, die der Deutsche an deren Trainingsstil geübt hatte. Er hatte von den Clubs härteres Training und mehr Disziplin gefordert – die weisen nun umgekehrt Vogts die Schuld für das schlechte Abschneiden in der EM-Qualifikation zu. Aserbaidschan steht punkgleich mit dem Gruppenletzten Kasachstan bei drei Zählern, konnte sich aber aufgrund der besseren Tordifferenz immerhin auf den fünften Platz retten.
Es scheint, dass die von den Medien aufgeplusterten Ereignisse, ob es nun eine Attacke gab oder nicht, den Abschied des 64-Jährigen aus Aserbaidschan einläuten sollten, und es wird bereits spekuliert, ob die Begegnung mit Deutschland am Dienstag bereits der letzte Einsatz für ihn als Trainer sein könnte. Eine mögliche neue Station für den Coach ist auch schon im Gespräch: Nach dem überraschenden Sieg Aserbaidschans gegen die Türkei im Oktober wird spekuliert, ob Vogts dort den Nationaltrainer Guus Hiddink ablöst, falls dieser ein Angebot vom FC Chelsea annehmen sollte.
Bastian Weber bloggt zur Europa Liga und zum Pokalfinale