Klischees über Klischees: Buddhismus Aktuell zum Fleischkonsum

Da packte mich schon bei der Sichtung der Beiträge zum aktuellen Heft 3/2011 von "Buddhismus Aktuell", gewissermaßen das Sprachrohr der DBU, der Zen-Zorn. Thema: leben & essen.
1) "Auf Fleisch zu verzichten bedeutet, Leben zu erhalten." (S. 22)Das mag für den Amazonas-Indianer im Urwald gelten, der ohne Fleisch an Mangelerscheinungen erkranken dürfte. Für den Westler ist das Gegenteil richtig. Kühe, Schweine und Hühner werden gemeinhin gezielt für den Fleischkonsum gezeugt, die Milchkuh und die Legehenne erfüllen ihren eigenen Zweck. Die anderen Tiere gäbe es praktisch nicht, wenn man sie nicht essen könnte, sie würden dann also erst gar nicht leben. Ergo bedeutet auf Fleisch zu verzichten, Leben zu verhindern. Nun bleibt die Frage, ob ein Leben prinzipiell lebenswert ist, auch wenn es nur im Stall oder in engen Käfigen stattfindet. Zumindest für die frei laufenden Haustiere mag man das bejahen. Der nahe liegende Vergleich zu ihrem Leben wäre der mit einem Wildtier - auch dieses ist in der Regel Gefahren des Gefressenwerdens ausgesetzt.
(P.S.: Das Zitat stammt aus einem Artikel von Kyabje Thuksey Rinpoche, der auf der Folgeseite mit einem Hund an der Leine abgebildet ist. Ich sagte schon einmal, dass Argumente von Hundehaltern in diese Richtung besonders grotesk sind - denn sie füttern ihren Haustieren andere Haustiere, da Hundefutter aus getöteten Tieren besteht.)
2) Im Fortgang des Artikels wird auf das in Asien längst kommerzialisierte "Tiere befreien" abgehoben. So kann man in Thailand Kindern mit Vogelkäfigen Geld geben, damit sie die Vögelchen freilassen (die dann u.U. sogar wieder zu ihnen zurückkehren, um erneut gegen Geld freigelassen zu werden, diese pfiffigen Gefieder). Leider wird hier nicht verstanden, dass das Tier bereits "befreit" ist. Es handelt sich also um eine eigentlich herablassende Haltung dem Tier gegenüber, das diesem unterstellt, es habe einen menschlichen Eingriff nötig, um sein zu können, was es ist.
3) Ab S. 26 darf der kadergeschulte Kommunist Thich Nhat Hanh aus seinem Buch "Diet for a Mindful Society" zitiert werden, mit seiner üblichen Kapitalismusschelte: "Fernsehen vergiftet uns und unsere Kinder genauso wie viele Zeitschriften, Nachrichtenbilder und so weiter." Wie wahr, sicher meint er damit auch Buddhismus Aktuell. Auch mit der Werbung hat es TNH nicht - umso seltsamer, dass seine Bücher zu den meistbeworbenen der buddhistischen Szene gehören.
Dass TNHs Bilder nicht stimmen, zeigt sich hier: "Wenn wir für einige Zeit nicht praktiziert haben, mag unsere Achtsamkeit von schlechter Qualität sein. Sie mag nur die Kraft einer 15-Watt-Glühbirne haben. Aber wenn wir für einige Wochen praktizieren, wird sie zu einer 100-Watt-Glühbirne werden." (S. 28). Aha. Und achtsam wie wir sind, erkennen wir, welche der beiden Birnen mehr Strom verbraucht ;-)
TNH hat auch die Grundlagen des Buddhismus nicht verstanden. Auf S. 30 meint er: "Der beste Weg, einen Krieg zu verhindern, ist die Veränderung unseres kollektiven Bewusstseins." Diese Art von Bewusstsein, von der er hier spricht, ist ein skandha. Sie existiert nicht kollektiv, sondern immer individuell. Darum ist eine Wellness-Vereinheitlichung im Sinne TNHs unmöglich und Illusionen erzeugend. Was "kollektiv" ist, steht jenseits eines veränderbaren Bewusstseins.
4) Auf S. 36 behauptet mal wieder so eine "Auch im Zen geht alles auf den historischen Buddha zurück"-Anhängerin, Oryoki, das in Japan "verfeinerte" rituelle Essen aus Schalen, ginge auf den Buddha zurück. Belege bleiben aus. Warum haben eigentlich insbesondere Sôtô-Buddhisten solche Probleme, klar zu erkennen, was auf ihrem eigenen Schulmist gewachsen ist? Folglich wird in diesem Artikel auch fälschlich behauptet, die "Zen-Variante" der traditionellen japanischen Küche sei vegetarisch. Dass dem nicht so ist, das geht dann tatsächlich auf den Buddha zurück.
5) An anderer Stelle im Blog zeigte ich schon auf, dass der Buddha laut Palikanon eindeutig KEIN Fleischverbot erteilte (dies kann man hingegen im Mahayana-Buddhismus vor allem aus dem Lankavatara- und Mahaparinirvana-Sutra herauslesen). Vielmehr untersagte er den Genuss bestimmter Fleischarten (wie Schlange und Pferd), was im Umkehrschluss sogar bedeutet, dass er dem Fleischgenuss von Haustieren ausdrücklich zustimmte. Die Apologeten des Buddhimus für den Westen wissen es besser. Paul Köppler kennt zwar diese Einschränkung, leitet seine Position jedoch, wie üblich, ab S. 40 vom Tötungsverbot ab.
Vor allem rekurriert er auf des Buddhas Aussage, man dürfe Fleisch auch als Spende nicht annehmen, wenn man wüsste, dass es für einen selbst getötet worden sei. Diese durchaus spitzfindige Regel für Mönche steht jedoch tatsächlich im Widerspruch mit dem Verbot des Erdeumgrabens und Erntens von Pflanzen, wie wir es im Vinaya finden. Dort nämlich wird dem Mönch auch der willentliche Schaden an pflanzlichem Leben untersagt. Mit anderen Worten, es kann hier kein logisch einwandfreier Zusammenhang zum Tötungsverbot hergestellt werden, da im Vinaya a) das menschliche Leben über das tierische gestellt wird, b) pflanzliches wie tierisches Leben gleichermaßen vom Mönch zu schonen sind.
Folglich dürfte der Mönch auch keine nicht-fleischlichen Gerichte annehmen, wenn er wüsste, dass sie für ihn geerntet worden seien. Da dies zum Verhungern der Mönche führen würde, finden wir eine solche Textstelle nicht, durchschauen aber die Schwächen der Schreiber der Palimärchen. Von solch dogmatischem Denken gilt es sich zu befreien. Die immer wiedergekaute Verbindung zum Gebot des Nicht-Tötens ist in diesem Falle unschlüssig und unzulässig.
6) Mit Vajramala, der Vorsitzenden der DBU, habe ich mich schon telefonisch unterhalten. Irgendwann kam die Rede auf die Leidensfähigkeit von Tieren, und sie sah diese in ihrem Umgang mit Tieren bestätigt. Kein Wunder, dass ich auf S. 65 von ihr lesen muss: "Wer andere Wesen quält, die auch nach Wohlsein streben wie er selbst, der hat kein Glück im nächsten Leben." (Dhamapada 131)
Soso. Wer strebt dann nach Wohlsein? Wer sitzt denn der Illusion eines nächsten Lebens auf? Das ist nicht der buddhistischen Weisheit letzter Schluss. Tiere jedenfalls streben nicht nach Wohlsein wie ich, womit dieses Zitat geradezu sinnlos wird. Tiere wollen keine Gesetze, kein Sky mit Fußball-Bundesliga, keine Zentralheizung und in der Regel auch keine schöne Frau, die ihnen einen bläst. Und überhaupt - man kann Tiere ohne Qualen zu Nahrungsmitteln machen. Z. B. mit einem Bolzenschussgerät. Das geht ungefähr so schnell wie bei Budd Dwyer.

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