Dôgens EIHEI KOROKU (I): Ist Spaß teuflisch?

[In den kommenden Wochen werde ich Textstellen aus Dôgen Zenjis "Eihei Koroku" kommentieren, das im August zum ersten Mal in deutscher Übersetzung erscheint. Dabei werden sowohl Dôgens Schwächen wie auch Stärken verdeutlicht.]
"Was wir Erleuchtung nennen, ist sehr schwer zu verwirklichen. Es liegt jenseits von Denken und Unterscheidung oder Scharfsinn und Klugheit. Dennoch glauben gewöhnliche Menschen, dass sie vollständige Erleuchtung verwirklicht hätten – und sind vom Teufel des Scharfsinnes getäuscht – und dass sie das Verdienst des Dharma erlangt hätten – und leiden doch nur unter der Krankheit von Ruhm und Gewinn. Wie könnten wir behaupten, dass sie nicht in die Irre gehen? Mönche! Ihr müsst sogleich sorgsam den Dharma studieren, diesen Teufel unterwerfen und die Krankheit von Ruhm und Gewinn heilen.   Der ‚Teufel‘ verwandelt sich selbst in Eltern, Lehrer, Brüder, Angehörige, Freunde und Diener und verleitet häufig mit Macht die Übenden, den Weg zu vernachlässigen. Oder er manifestiert sich als Buddhas, Bodhisattvas, Himmelswesen und Arhats und spricht zu einem Übenden: ‚Die buddhistische Praxis erfordert eine lange und arbeitsame Anstrengung. Darum müsst ihr euch selbst mäßigen. Das heißt, es ist natürlich, wenn ihr euch um eure Gesundheit kümmert, ein stilles Leben in üppigen Gewändern und mit reichen Mahlzeiten genießt, euch den Vergnügen der fünf Begierden hingebt und den Weg verwirklicht. Der große Weg hat nichts mit Schwierigkeiten zu tun. Eure täglichen Bedürfnisse werden allesamt auf die Buddha-Natur reduziert.‘ Oder er verleitete einen Übenden dazu, den Weg zu vernachlässigen, indem er ihm eine anziehende weltliche Geschichte erzählt. Ein Übender muss darauf achten, nicht darauf zu hören." (aus Kap. VII)

Diese Passage ist ein gutes Beispiel für Dôgens meist humorlosen klösterlichen Lehrstil, in dem sich seine Affinität zum Theravada-Buddhismus und den Ordensregeln (Vinaya) widerspiegelt. Im Umkehrschluss bedeutet sein Rat: Esst nicht genussvoll, bumst nicht genussvoll, und wenn doch, dann vergesst nicht, dass dies nicht der Weg ist. Dieser Text lässt erheblich daran zweifeln, ob Dôgen ernst macht mit der Erkenntnis "Übung und Erleuchtung sind eins", denn die Übung ist immer das gegenwärtige Tun ohne Unterscheidung, und wenn sie im genussvollen Essen und im Ausleben von Sinnesbegierden besteht, ist sie auch nur genau dies - die Einheit von Tun und Sein. 

Man kommt nicht umhin, in Dôgens Worten einen Dualismus zu erkennen: Nur das klösterlich-asketische, sinnenfeindliche Leben sei "Übung". Glücklicherweise sind uns Zen-Mönche wie Ikkyu bekannt, die das Gegenteil lebten. Wir werden noch mehr solchen Aussagen Dôgens begegnen, die seine im Alter zunehmende "Verhärtung" und sein Insistieren auf der kargen Klosterausbildung belegen. In Philosophen- wie in Zenkreisen wird gemeinhin nur das "Best of Dôgen" aus dem Shôbôgenzô zitiert, um eine möglichst widerspruchsfreie Annäherung an den alten Meister zu ermöglichen. Mir jedoch stellt sich Dôgen in solchen Passagen als zerrissener und verbitterter Mensch dar. Wenn nur so Erkenntnisse möglich waren, wie er sie im Kapitel "Uji" (Raumzeit) des Shôbôgenzô erläutert, mag man dies im Werdegang eines großen Denkers in Kauf nehmen. Ich sehe darin jedoch auch eine der Ursachen des "Patriarchen-Geschwürs", von dem ich gestern sprach. Es ist anzunehmen, dass es Dôgen nicht besser wusste, weil er es nicht anders gelebt und darum nie erfahren hat.

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