Heute beschäftigen wir uns mal wieder mit “besonderen Tabletten”. Man kennt das aus dem Biologieunterricht bestimmt, dass im menschlichen Organismus (und auch bei Tieren) der Darm besonders raffiniert aufgebaut ist: Da gibt es im Dünndarm Falten (Kerckring-Falten), die in das Innere des Dünndarms hineinragen. Auf diesen wiederum sitzen blattförmige Darmzotten, diese sind dann noch mit “Mikrovilli”, fadenförmigen Zellfortsätzen, ausgerüstet. Sinn des Ganzen: möglichst viel Oberfläche / Kontaktfläche zu bieten, damit das Maximum an Nährstoffen aus der Nahrung resorbiert werden kann. Beim Menschen ist der Dünndarm zwischen 3 und 6 Metern lang, bei einem Durchmesser von 2,5 cm. Wäre der Dünndarm ein glatter Schlauch, entspräche das einer Oberfläche von etwa 0,24 Quadratmetern. Dank der ganzen Falten, Zotten und Mikrovilli aber bietet er eine Oberfläche von 180 Quadratmetern!
Was hat das nun mit Tabletten zu tun? Hm – direkt nichts. Aber auch bei Tabletten bietet eine Oberflächenvergrößerung Vorteile: Je größer die Oberfläche, desto mehr Angriffsfläche bietet das Medikament, und umso schneller kann es wirken. Und wie erreicht man das? Statt den Wirkstoff in einer einzigen, kompakten Tablette zu verpacken, wird er in hunderte kleine Kügelchen verpackt, sogenannte “Mikropellets”. Und diese haben zusammengenommen eine weitaus größere Oberfläche als eine einzige kompakte Tablette desselben Gewichts. Das System nennt sich “MUPS” – Multi-Unit-Pellet-System.
Die kleineren Wirkstoffkügelchen bieten noch einen weiteren Vorteil: Sie passieren aufgrund ihrer Winzigkeit den Magen in sehr kurzer Zeit, da sie ihn zusammen mit Flüssigkeit verlassen können, ohne vorher noch zerkleinert werden zu müssen. Somit gelangen sie sehr schnell an den Ort, wo sie resorbiert, das heisst, in den Blutkreislauf aufgenommen, werden: In den Dünndarm (womit sich der Kreis in diesem Beitrag doch irgendwie wieder schliesst – daran hab ich beim Anfang des Artikelschreibens gar nicht gedacht ).