Kleine Dinger, großer Aufwand

Auch meine Cocktailtomaten tragen heuer wie wild, ich habe vorige Woche zwei Kilo davon gepflückt, und es ist noch kein Ende in Sicht. Da ich abends Zeit hatte (der Mitkoch war beim Fussball), wollte ich ihm eine Freude machen. Er mag Risotto, er mag Tomaten, also: Tomatenrisotto.
Allerdings ein etwas aufwendiges Rezept (weil ich ja Zeit hatte), ohne Parmesan und ohne Suppe, stattdessen mit einer konzentrierten Tomatenessenz, Weißweinbutter und Burrata.
Kleine Dinger, großer AufwandDieses Rezept aus dem Buch "Der reine Geschmack" von Gerd Wolfgang Sievers sieht vor, die Cocktailtomaten zu blanchieren, zu häuten, zu halbieren und sämtliche Kerne zu entfernen, auf dass man nur mehr das reine Tomatenfruchtfleisch verwende. Aus Kernen, Saft und Schalen bereitet man dann eine Brühe.
Ich weiß nicht, wie groß die Cocktailtomaten sind, die Sievers verwendet, meine waren definitiv zu klein für diese Aufgabe. Oder ich zu ungeschickt, ich weiß es nicht.
Nachdem ich auch von der fünften Tomate nach dem Häuten und Entkernen nur mehr kleine Futzerl zwischen den Fingern hatte, disponierte ich um. Für das benötigte Fruchtfleisch nahm ich die etwas größere Pol Robson (die Auswahl ist derzeit gottseidank groß), bei allem anderen hielt ich mich ans Rezept. Gelohnt hat sich der Aufwand auf jeden Fall. Der Risotto schmeckte so konzentriert und pur nach Tomaten, wie selten ein Gericht - meinte auch der (inzwischen etwas deprimiert heimgekehrte) Fussballfan ...
Kleine Dinger, großer Aufwand
Cremiger Tomatenrisotto
für 2 Personen
200 g Risotto-Reis (K: Acquerello)
360 g aromatische, sehr reife Cocktailtomaten
200 g mittelgroße Tomaten (K: Pol Robson)
250 ml trockener Weißwein
75 g Butter
ca. 1 l Tomatenbrühe (selbstgemacht aus den Cocktailtomaten)
1 TL Butter
100 ml Creme fraiche (noch besser: Burrata)
Zucker, Salz
Olivenöl extravergine
Die mittelgroßen Tomaten blanchieren (ein paar Cocktailtomaten zur Dekoration des fertigen Risotto ebenfalls blanchieren), häuten, halbieren und mit einem Löffel Kerne und Saft entfernen (nicht wegwerfen), sodass das reine Fruchtfleisch übrig bleibt.
Die Cocktailtomaten halbieren, die Schalen und Kerne der mittelgroßen Tomaten dazugeben und mit einem Liter Wasser aufsetzen. Einen Esslöffel Zucker sowie einen Teelöffel Salz zugeben, aufkochen und dann auf kleinster Flamme ziehen lassen. Durch ein Sieb abseihen und beiseite stellen.
75 Gramm Butter in einem Topf aufschäumen lassen, mit dem Weißwein ablöschen und bei Mittelhitze auf ein Viertel einkochen. In ein Schüsserl füllen und im Kühlschrank erkalten lassen.
Kleine Dinger, großer AufwandGottseidank hab ich mir das Rezept vorher komplett durchgelesen, sonst hätte ich bei dieser Risottozubereitung ein Zeitproblem bekommen. Für mich dauert ein Risotto mit Vorbereitungen normalerweise etwa eine Stunde, für diesen muss man doch mehr Zeit veranschlagen.
Die Tomatenhälften in zwei Esslöffeln Olivenöl und einem Teelöffel Butter auf Mittelhitze schmoren, bis sie gerade weich sind. Während des Garens mit Zucker und Salz abschmecken.
Den Reis mit zwei Esslöffeln Olivenöl rösten, mit einem Schöpfer heißer Tomatenbrühe ablöschen, einkochen lassen. Mit so viel Brühe aufgießen, dass der Reis bedeckt ist. Damit fortfahren, bis der Reis al dente ist, das dauert etwa 20 Minuten. Am Ende der Kochzeit die Weinbutter und die Hälfte der Tomatenstücke einarbeiten, den Topf vom Herd nehmen und zwei bis drei Minuten zugedeckt ziehen lassen.
Abschmecken. Risotto auf zwei vorgewärmte Teller verteilen, mit den restlichen Tomatenstücken belegen und mit zerzupfter Burrata und einigen Cocktailtomaten verfeinern. Etwas Olivenöl drübergießen, ein paar Maldon-Salzflocken über die Burrata streuen - fertig!
Kleine Dinger, großer Aufwand

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