Es weht ein eiskalter Wind und ich weiß, dass mir kalt ist - mehr als kalt. Ich überlege, warum ich nicht den dicken Mantel angezogen habe, bevor ich heute morgen aus dem Haus gegangen bin. Beim nächsten Mal muss ich unbedingt daran denken. Die Umgebung ist grau. Grau und laut. Die Menschen sind gehetzt oder starren ins Leere - das kommt ganz drauf an, ob sie den Zug bekommen müssen, der gerade eingefahren ist oder sie auf den nächsten warten. An Bahnhöfen steht die Zeit für einige Zeit still und man kann diese merkwürdige Ruhe vor dem Sturm genießen. Trotz Kälte, trotz Lautstärke, trotz dem ewigen Grau. Wie das geht? Mit Buch! Es ist verrückt, aber manchmal, wenn man an einem Ort liest, der eigentlich nicht sonderlich bequem ist, schafft das Buch eine solch schöne Atmosphäre, dass man auch woanders sein könnte. Kennt ihr das? Ihr friert, aber ihr seid so sehr in einem Buch, dass ihr es kaum merkt und irgendwann blickt ihr auf, weil euer Zug durchgerufen wird und seid überrascht, weil ihr gar nicht in Hogwarts seid. Oder in Narnia. Oder sonstwo. Weil es aber auch Orte gibt, die das Lesen nur noch schöner machen oder geeignet sind, um völlig in einer Welt verloren geht, gibt es heute kleine Buchgedanken über meine liebsten Leseplätze und Leserituale.
Kerzen, Lichterketten und die kuschelige Wärme einer dicken Decke, die immer knistert, wenn man sich anders hinlegt - zum Lesen definitiv eine der schönsten Szenarien. Wenn es einem ganz warm ist und der Protagonist sich durch eisige Wälder schlagen muss - diese Behaglichkeit zu spüren, ist eine der schönsten Dinge am Lesen. Einziges Manko: Ich lasse mich gerne mal ablenken.
Zugegeben, sonderlich gemütlich ist es im Zug nicht. Harte Sitze, volle Waggons, muffiger Geruch. Alles keine Attribute, die man sich für einen Lieblingsleseplatz vorstellen würde. Aber hier trifft wohl tatsächlich die Beschreibung von oben zu - es ist egal, wenn man liest. Außerdem hat man Zeit. Der Zug ist wie eine Blase, in der man einige Momente verbringt. Man ist an keinem wirklichen Ort, befindet sich zwischen zwei Orten und ist deswegen irgendwie für einige Augenblicke wirklich dazu in der Lage, ruhig Dinge zu tun - lesen zum Beispiel. Oft wundern sich Menschen in meiner Umgebung und fragen mich, wie ich nur während der Uni so viel lesen kann, aber im Grunde ist es ganz einfach, wenn ich am Tag ungefähr zweieinhalb Stunden Zug fahre. Daher ist der Zug (und auch der Bahnhof an sich) ein Ort, an dem ich wirklich gerne lese.
Um dann doch mal wieder ein gemütlicheres Örtchen aufzugreifen, ist da natürlich noch die Badewanne. Vor allen Dinge meine Badewanne mit unzähligen Kerzen (Ja, ihr seht, ich bin ein Kerzenfan) und unheimlich viel Schaum. Ich kann zwar nie lange drin bleiben, aber die Zeit, in der ich darin lese, ist irgendwie immer etwas ganz besonderes und bleibt mir im Kopf. Ich könnte einige Bücher aufzählen, die ich in der Wanne gelesen habe, einfach, weil ich mich genau an die Momente erinnere.
Das ist wohl etwas, was die meisten Bucheulen unterschreiben können: Zum Buch gehört eine Tasse Tee. Oder Kakao. Oder meinetwegen auch Kaffee. Was macht mehr Spaß, als immer mal wieder an der warmen Tasse zu schlürfen und sich von Innen und Außen aufzuwärmen, während man liest? Gut, vielleicht Kekse essen. Aber das heiße Getränk darf auf keinen Fall fehlen. In dem Fall ist es wohl eines der Klischees, die tatsächlich zutreffen - Bücher und Tee.
Was sind eure liebsten Leseplätze? An welchen Orten, die eigentlich nicht schön oder gemütlich sind könnt ihr besonders gut lesen? Habt ihr irgendwelche Rituale beim Lesen?