In ihrer heutigen Online-Ausgabe behauptet die NZZ, dass gut gekleidete Lehrer die besseren Lehrer seien. Um dem Artikel einen Anstrich von Seriosität zu verleihen, wurden auch noch ein paar Didaktikerinnen sowie der Präsident des LCH befragt.
Schon einmal erzählte das Schwesterblatt der NZZ, die NZZ am Sonntag, ihren Lesern einen ähnlichen Unsinn. Diese tat es wenigstens an dem Ort, wo ein solcher Artikel hingehört: In der Rubrik “Stil”. Denn um nichts anderes als um Stilfragen geht es bei dieser Thematik, und die erwähnten Artikel können keine ernstzunehmenden Beiträge für die Bildungsdebatte sein. Mir sind jedenfalls keine wissenschaftlichen Untersuchungen bekannt, welche belegen, dass die Kleidung einer Lehrperson den Lernerfolg ihrer Schüler beeinflusst (und falls es sie doch gibt, bitte darauf hinweisen; danke.)
Was auffällt ist, dass in beiden Artikeln einfach mal frisch drauflos behauptet wird, ohne Belege zu liefern. Was jedoch nachweislich den Lernerfolg positiv beeinflusst, sind in erster Linie die Fähigkeit eines Lehrers, zu seinen Schülern eine Beziehung aufzubauen, sowie dessen Authentizität. Fehlt letztere, wird dies von den Schülern sehr schnell bemerkt. Besitzt eine Lehrperson eine natürliche Autorität wird sie von den Kindern auch respektiert; Kleidung hin oder her.
Natürlich soll für eine Lehrperson auch gelten, was für die Schüler gilt. In erster Linie soll die Kleidung nicht sexuell anzüglich sein. Doch wenn eine Lehrperson sich im “Schlabberlook” am wohlsten fühlt, ist sie womöglich erfolgreicher als wenn man sie gegen ihren Willen einem Konformitätszwang unterwirft.
Fazit: Man kann an Schulen schon Dresscodes für Lehrpersonen einführen. Aber wenn, sollte man dies nicht unter dem Aspekt des Lernens verkaufen.
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