¡Klassiker!: "Sturmhöhe" oder Die grausige Rache des Heathcliffs


Inhalt:
Der alte Mr. Earnshaw hat aus den Elensquartieren von Liverpool einen kleinen Jungen auf seinen sturmumtosten Hof in Yorkshire mitgebracht. Seine Tochter Catherine empfindet für den schroffen und aufbrausenden Heathcilff, wie man ihn nennt, von Anfang an große Sympathie und Zuneigung, denn auch sie ist von schwierigem, leidenschaftlichem Temperament. Ihr Bruder Hindley begegnet dem Jungen mit eifersüchtigem Hass. Als Catherine im heiratsfähigen Alter jedoch einen anderen ihm vorzieht, verfolgt Heathcliff sie und alle, die ihr lieb und teuer sind, mit erbitterter und alles zerstörender Rache.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich vor dem Lesen von Sturmhöhe noch nicht ein einziges Mal mit Inhalt und Charakteren des Buches auseinandergesetzt hatte. Dies war auch der Grund, wieso ich hinter dem Roman eine Liebesgeschichte à la Austen erwartete und mich freudestrahlend auf pure Romantik auf hohem Niveau einrichtete. Doch oh, ich lag so falsch.Schon der erste Blick auf den Klappentext, den ich vorerst doch wagte, sollte mir zeigen, dass sich hinter Emily Brontës Geschichte etwas ganz Anderes verbarg als vermutet. Es war die Rede von ungehemmter Leidenschaft, unerfüllter Liebe und ungeahnter Rache. Und das alles schien noch zu harmlos für das, was folgen sollte.
Schon ein winziger Blick zurück auf die Beziehung zwischen Cathy und Heathcliff lässt mich schaudern. Nicht nur weil sie auf Wuthering Heights spielt, dem wohl stürmischsten Ort der englischen Literatur, sondern auch weil neben Gewalt und Hohn eine Liebe wächst, wie sie leidenschaftlicher nicht sein könnte. Die beiden verband ein Verhältnis, was oftmals an Besessenheit grenzte und besonders Cathy später noch zum Verhängnis werden sollte. So war auch ich nicht selten gefangen zwischen Höhen und Tiefen, die ausgestanden und bewältigt werden mussten. Mal mehr, mal weniger gut. Und wenn die beiden Seelen sich dann trennen, auseinandergerissen werden wegen Hochmut ihrer- und Stolz seinerseits, so glaubt man zu wissen, was Cathy mit ihren Worten meint:
Jetzt würde es mich herabwürdigen, Heathcliff zu heiraten, und darum soll er nie wissen, wie sehr ich ihn liebe - ihn liebe, nicht weil er hübsch ist, Nelly, sondern weil er mehr mein Ich ist, als ich selber es bin. Woraus auch unsere Seelen geschaffen sein mögen: seine und meine Seele gleichen sich völlig; und Lintons Seele ist so anders, wie ein Mondstrahl anders ist als ein Blitz, oder Frost anders als Feuer.

Dies ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass es sich immer wieder lohnt einen Klassiker zu lesen, nur schon der Sprache wegen. Besonders auffällig sind in diesem Roman die vielen Vergleiche zwischen Gefühlen und Witterung. Das ganze Buch scheint begleitet von Wind und Wetter, den Unbarmherzigkeiten der Natur, die genauso hemmungslos zuschlagen wie Emotionen in ihrer stärksten Form.Ob unbändige Liebe, Zorn, Hass oder Trauer, alle scheinen auf der gleichen Geige zu spielen und sind unumgänglich miteinander verbunden. So ist dieses Werk nichts für zart besaitete Herzen, denn egal wen wir kennen lernen, egal wen wir vielleicht sogar mögen werden, jedem wurde in diesem Buch eine kleine Sonate in Moll verfasst, dirigiert von Heathcliff und seinen Rachegefühlen.
Nur ganz zum Schluss, auf den letzten Seiten, scheint hinter den schwarzen, dicken Wolken ein kleiner Sonnenstrahl aufzutauchen, der selbst mir das Herz erhellte. Eine Figur, die so verloren schien, erlebt die Liebe, die Cathy und Heathcliff vergönnt wurde. Und alles scheint doch ein friedliches so unverhofftes Ende zu nehmen.

Darf man einen Klassiker eine Achterbahnfahrt der Gefühle nennen? Wenn ja, dann trifft dies wohl auf kein Buch so gut zu, wie auf Sturmhöhe. Die Charaktere sind keine liebevollen Spielgesellen, sie sind unabhängige, fragwürdige Geschöpfe, oftmals geleitet von wilden Gefühlen und selten vernünftig. 
Und auch wenn Cathy und Heathcliff nicht dem gewöhnlichen Liebespaar gleichen, so verband sie eine ebenso anziehende andere Kraft, die man nur als grenzenlose Leidenschaft bezeichnen kann, selbst in den Tod hinein.
Ganz klar ein:
 

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