Kjeragbolten: Tiefblicke und Zeltnächte

Einst vom Gletscher hinterlassen, ist der Kjeragbolten heute eines der attraktivsten Wanderziele Norwegens. Schon der Weg zum eingezwängten Brocken bietet atemberaubende Tiefblicke auf den Lysefjord.

Eintausend Meter hohe Felswände, die tief unten in den Fjord eintauchen, der gegen den Himmel um das kräftigere Blau kämpft. Wasserfälle stürzen plötzlich im freien Fall über die scharfen Kanten der Bergkette. Ihr Wasser segelt senkrecht hinunter zum Fjord und schäumt die Wasseroberfläche weiß auf. All diese Eindrücke warten während einer Wanderung im Kjeragmassiv, das direkt am Lysefjord in Südnorwegen eine der größten Touristenattraktionen Skandinaviens beherbergt.

Kjeragbolten: Tiefblicke und Zeltnächte

Auf dem eingekeilten „Kjeragbolzen“ am Abgrund über dem Fjord zu stehen gilt als besonderer Nervenkitzel dieser Tour. Besonders nervenaufreibend sind leider die Menschenmassen, die sich bei schönem Wetter die Anhöhe zum Kjeragmassiv hochquälen. Glücklicherweise haben die Berghasen eine Ausweichstrategie parat. Wir starten unsere Tour, wenn die meisten schon wieder am Rückweg sind und übernachten gleich noch an einem idyllischen Bergsee im Hinterland des Kjerag. Über eine schöne Runde gelangen wir am nächsten Tag zum Ausgangspunkt zurück.

Du benötigst:

  • festes Schuhwerk und warme Kleidung
  • Zelt
  • Schlafsack
  • Isomatte
  • Verpflegung für einen Tag und eine Nacht
  • eine Kamera für die unglaublich geilen Fotos, die du schießen wirst

Im Hochsommer steht die Sonne lange über Fjordnorwegen. Wirklich dunkel wird es hier im Süden erst gegen 11 Uhr Abends. Perfekte Bedingungen für eine Abendwanderung. Für die Tour zum Kjeragbolten reicht es, um 18 Uhr vom Ausgangspunkt Øygardstølen aufzubrechen.

Der Parkplatz dort ist meist grenzenlos überfüllt und für mitteleuropäische Verhältnisse ziemlich überteuert. Wir empfehlen, etwas weiter oberhalb des eigentlichen Startplatzes zu parken. Zwar muss man dann einige Meter absteigen, dafür erreicht man das Auto am nächsten Tag schneller – wir nehmen nämlich einen schönen Rundweg in Angriff (GPS unten).

Von Øygardstølen zum Kjerag

Drei steile Anstiege müssen wir hinauf zum Wanderziel überwinden. Zwischen den Anstiegen geht es immer wieder leicht bergab. Wir müssen kleine Wasserläufe überwinden und uns an der Gegenseite wieder hocharbeiten. Der Weg führt über griffigen Granit, teilweise mit guten Tritten versehen, teilweise vom Gletscher blank geschliffen. Schon nach wenigen Höhenmetern eröffnet sich der erste Tiefblick hinunter nach Lysebotn, eine kleine Ortschaft, die am Ende des Fjords liegt.

Kjeragbolten: Tiefblicke und Zeltnächte

Einen Großteil der Höhenmeter legt man auf den ersten drei Kilometern der Wanderung zurück. Gewaltige Ausblicke hinunter zum Lysefjord begleiten den Weg. Danach gelangt man auf ein weitläufiges Plateau, das von riesigen Felsplatten und kleineren Seen und Tümpeln überzogen ist.

Mehrere Kilometer wandert man so über blank geschliffenes Granitgestein und weicht kleineren und größeren Felsblöcken aus, die das Plateau übersäen.

Kjeragbolten: Tiefblicke und Zeltnächte

Zwischenstopp Nasatinden

Ein großer Steinmann mit Wegweiser markiert inmitten des Plateaus die Richtung zu den Aussichtspunkten. Geradeaus gelangt man zum Kjeragbolten, rechts zum Nasatinden. Den kurzen Abstecher sollte man keinesfalls verschmähen. Wartet dort doch der eindrucksvollere Blick über den Lysefjord als am Kjerag.

Wer sich ganz an den Rand des Felsabbruchs heranwagt, hat eintausend Meter Luft unter den Füßen. Langsam tastet man sich an den Abgrund heran. Zu groß ist der Respekt vor der ungewohnten Höhe. Man lugt mit einem Auge hinab, erblickt das Grün der Wiesen und das Schmelzwasser, das in kleinen Bächen in den Fjord strömt. Die Mutigen setzen sich an die Felskante und lassen die Beine locker über Grund baumeln.

Kjeragbolten: Tiefblicke und Zeltnächte Kjeragbolten: Tiefblicke und Zeltnächte Kjeragbolten: Tiefblicke und Zeltnächte

Die gewaltigen Felswände sind derart überdimensioniert, dass sogar Basejumper und Highliner sie für ihre Adrenalinkicks nützen. Zur linken Seite schießt ein Wasserfall über die dunklen Felsflanken in die Tiefe. Richtet man seinen Blick entlang des Fjords aus, überblickt man dessen 40 Kilometer lange Schneise, die der Gletscher in der letzten Eiszeit in den Fels gefressen hat.

Von diesem Ort kann man sich nur mit dem Gedanken losreißen, dass das Beste ja noch vor einem liegt.

Kjeragbolten – kleiner Felsblock ganz groß

Der eingekeilte Granitfels befindet sich nur wenige hundert Meter weiter. Die Wanderzeit bis hierher beträgt etwa zwei Stunden. Durch eine kleine Schlucht, die das Schmelzwasser in den Fels gegraben hat, wandert man wieder in Richtung Fjord. An deren Ende sitzt der Kjeragbolten eingekeilt zwischen zwei Felswänden. Er liegt spektakulär über dem sehr tiefen Abgrund.

Klar, es ist bloß ein Felsbrocken. Aber sein Anblick hat einfach etwas Außergewöhnliches. Es ist schwer zu beschreiben. Etwas Derartiges gibt es wohl nur einmal auf der Welt. Und darum muss man natürlich auch draufklettern und sich in einem Foto verewigen.

Kjeragbolten: Tiefblicke und Zeltnächte

Amüsant ist es, die Leute beim Hinüberklettern auf den Block zu beobachten. Aus Angst würden es die meisten wohl lieber bleiben lassen, der Zwang zu einem spektakulären Bild ist aber größer und so krabbeln viele auf allen Vieren auf den Felsen, stehen mit zittrigen Knien auf und werfen sich in Pose.

Kurz vor Sonnenuntergang ist es Zeit, aufzubrechen, will man noch einen guten Zeltplatz für die Nacht ausfindig machen.

Zelten im Storedalen

Entlang der Schmelzwasserrinne wandert man weiter hoch und überschreitet das Kjeragmassiv. Der Weg ist gut mit roten Ts markiert. Über blanken, teilweise sehr steilen, Fels gelangt man ins Storedalen. Ein Flüsschen durchzieht das Tal und lässt es grün erblühen. Auf den Weiden grasen Schafe im Abendlicht. Folgt man dem Bachlauf nach oben, erreicht man bald einen kleinen See, an dessen Ufer man zwei schöne Zeltplätze vorfindet.

Am besten schlägt man hier das Nachtlager auf und genießt die letzten Sonnenstrahlen, die das Kjeragmassiv streifen. Wenn der Wind nicht zu stark weht kann man neben klingelnden Schafsglocken eindösen.

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Zum Langavatnet und zurück

Neuer Tag, neue Etappe. Über den See „Langavatnet“ geht es zurück zum Ausgangspunkt. Dazu lässt man zunächst den See, an dem man übernachtet hat, hinter sich und folgt dem Tal weiter hinauf. Auf einem kleinen Sattel zweigt dann bald der Steig zum Langavatnet nach links ab. Höhenmeter macht man hier nur wenige. Dafür sammelt man auf einem weitläufigen Plateau ordentlich Kilometer. Ohne Anhaltspunkt zieht sich der Weg ziemlich in die Länge. Der See will bis zum Schluss nicht ins Blickfeld rücken. Bleibt mehr Zeit, die einmalige Umgebung zu genießen. Die Füße stapfen über glatt geschliffenen Fels und umrunden kleine Bergseen, an deren Ufer Gras sprießt.

Kjeragbolten: Tiefblicke und Zeltnächte

Und plötzlich leuchtet die Selbstversorgerhütte Langavatnet im typisch norwegischen Rotton aus den grünen Wiesen hervor. Die Hütte liegt direkt am Ufer des großen Sees. Kurz vor dem Häuschen biegt man nach links ab und folgt dem Wegweiser nach Lysebotn.

Wunderschön verläuft der Steig entlang des Seeufers. Teilweise müssen einige Passagen überklettert werden, häufiger trottet man aber gemächlichen Schrittes auf moorigem Boden dahin, bis man eine Schotterstraße erreicht. Dieser folgt man zurück bis nach Øygardstølen.

Tourdaten

  • Ausgangspunkt: Øygardstølen am Lysefjord, oberhalb von Lysebotn.
  • Höhenmeter: etwas mehr als 700
  • Kilometer: 9 am ersten und 10 am zweiten Tag
  • Dauer: etwa 7 Stunden (auch an einem Tag möglich)

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