KiTa und Kindergrippe

KiTa und Kindergrippe

Innerhalb der nächsten 2 Wochen fand ich in Stuttgart eine Stelle als kaufmännische Angestellte über eine Zeitarbeitsfirma. Auch mit diesem Verdienst wurde ich nicht reich, aber es war mehr als der Lohn, den ich als Bedienung bekam.
Die Chefin im Schnellrestaurant bedauerte es sehr, dass ich sie so schnell wieder verließ, aber sie meinte:" Ich wusste, dass Sie uns nicht lange erhalten bleiben werden. Das hier ist auch nicht der richtige Platz für Sie. Ich wollte Ihnen eine Chance geben. Eine so junge Frau alleine mit 2 Kindern, ich wollte Ihnen helfen."  Sie war einfach ein guter Mensch und ich bin ihr heute noch dankbar.
Auch ich bedauerte meinen Weggang auf der einen Seite sehr. Die Kollegen, mit denen ich  zusammen arbeitete, waren alle sehr nett gewesen. Es war ein Potporri der Nationen, in dem ich gearbeitet hatte. Kollegen aus der Türkei, aus Ägypten, aus Chile, aus Griechenland, selbst eine Kollegin aus Italien hatte ich. Da ich ja bereits als Kind an Menschen anderer Herkunft interessiert war, war dies ein interessantes Ambiente für mich. Ich habe in meinem Leben immer wieder die gleiche Erfahrung gemacht: meine Offenheit jedem gegenüber, mein Interesse an Menschen, meine Anteilnahme bekam ich (fast) immer vielfach zurück. So war es auch dort. Daher fiel mir der Abschied wirklich schwer.
Der erste Arbeitstag im Büro kam. Über die Zeitarbeit hatte ich eine Stelle in einem Unternehmen der Nahrungsmittelbranche im Sekretariat erhalten. Morgens um 7.30 Uhr sollte ich anfangen.
Es war auch gleichzeitig der erste Tag, an dem Marco und Bianca morgens von mir in die KiTa bzw. in die Krippe gebracht wurden.
Zum ersten Mal erlebte ich, wie es ist, wenn man morgens sehr früh aufstehen muss, damit man für die Kinder und sich selbst alles in Ruhe vorbereiten kann. Danach ein Kind nach dem anderen wecken und fürs Frühstück fertig machen. Zuerst weckte ich Bianca. Sie war taff, sie freute sich sehr auf ihren ersten Tag in der KiTa. Es war für sie auch besonders wichtig wieder unter Gleichaltrige zu kommen, so konnte sie neue Freunde finden und war von ihrem Trennungsschmerz zumindest temporär etwas abgelenkt.
Dann weckte ich Klein-Marco. Er war und blieb ein Sonnenschein.Kaum war er wach, da strahlte er mich an. Er war mittlerweile eineinhalb Jahre alt. Alleine gehen konnte er schon lange. Er liebte es, überall hoch zu klettern und Dinge auseinander zu nehmen, er war ein kleiner Forscher. Er entwickelte sich wunderbar, doch mit dem Reden klappte es nicht. Nur 2 Worte sprach er klar und deutlich, und das waren die Worte "Nein" und "Mama". Von Bianca war ich da anderes gewohnt. Sie war sprachlich sehr gewandt und konnte in Marco's Alter bereits kleine und einfache Sätze sprechen. Ich vermutete, dass Marco etwas länger brauchte,weil er bis vor einigen Wochen hauptsächlich mit der italienischen Sprache konfrontiert war und dann plötzlich mit der deutschen Sprache, die ja komplett anders ist. Vielleicht musste da sein kleines Gehirn einfach noch etwas sortieren, damit es mit dem Sprachenwechsel zurecht kam. Ich machte mir deswegen keine großen Sorgen, behielt seine sprachliche Entwicklung aber im Auge.
Ich machte ihn sauber, wusch ihn und zog ihn an. Wie immer aß er mit großem Appetit sein Frühstück und unterhielt Bianca und mich dabei auf seine drolligeArt und Weise.
Dann packte ich alles zusammen. 2 mal Vespertäschchen, für beide Kinder, Kleider zum Wechseln, Sonnencreme, Sonnenhütchen, für Marco noch ein Trinkfläschchen, Windeln für eine Woche, Hygienetücher... hatte ich alles?
Es war 6.15 Uhr und wir fuhren los nach Stuttgart. Zuerst brachte ich Bianca in die KiTa. Einmal schon waren wir da gewesen, damit Bianca sich ihren neuen Wirkungskreis vorher auch mal anschauen kann. Die KiTa war ja ganz neu, entsprechend schön waren die Räume, viel Holz war zu sehen, große Fenster, die die Räume schön hell machten, viel Platz für die Kinder, alles liebevoll und bunt eingerichtet, eine wunderschönen Spielplatz und einen Garten, in dem die Kinder toben konnten, rundeten das positive Bild der Einrichtung ab. Die Erzieherinnen waren allesamt sehr freundlich und kümmerten sich vom ersten Moment an liebevoll um Bianca, die diese Aufmerksamkeit dankbar annahm und vertrauensvoll ihre Hand in die Hand ihrer Erzieherin Petra legte und mit ihr mitging, nachdem wir uns voneinander verabschiedet hatten. Ich war sehr gerührt über meine tapfere kleine Tochter, die freudig und neugierig ihren ersten Tag in der KiTa begann.
Damals gab es die sogenannte "Eingewöhnungsphase" noch nicht. Man hatte mir zwar angeboten, Bianca erst mal nur halbtags zu bringen, aber das war mir wegen der Arbeit nicht möglich. So musste sie vom ersten Tag an 10,5 Stunden in der KiTa verbringen. Die Erzieherinnen waren damals der Meinung, dass dies den Kindern nicht schaden würde. Sie hätten die Erfahrung gemacht,dass manche Kinder beim Abschied sehr weinen, aber kaum dass die Mutter gegangen wäre, würden sie sich wieder fangen und anfangen zu spielen. Andere Kinder wiederum wären anfangs sehr neugierig und abgelenkt und würden die Mutter gar nicht vermissen. Bei diesen Kindern würde die Weinphase dann erst nach ein paar Tagen kommen. Dann wären auch sie traurig. Diese Phase würde ein paar Tage dauern, dann aber hätten sie es geschafft. Ich solle mir keine Sorgen machen, auch Bianca würde das schaffen. Leichter gesagt als getan!
Gerührt, aber auch etwas besorgt verließ ich die KiTA, um Marco in die Krippe zu bringen. Auch hier wurden wir sehr herzlich und warm empfangen. Marco kam in eine Gruppe von 9 Kindern, mit ihm waren es dann 10. Zwei Kinderpflegerinnen kümmerten sich um die Kleinen. Der Jüngste war erst 3 oder 4 Monate alt, die Älteste knapp 3. Ich verstaute Marco's Sachen in seinem ihm neu zugewiesenen Fach. Dann herzte und küsste ich ihn, der Abschied von ihm fiel mir besonders schwer. Er war doch noch so klein und er war noch nie so lange alleine "bei Fremden" gewesen. Die Pflegerin bemerkte, wie schwer es mir fiel. Sie nahm mir freundlich aber bestimmt Marco ab. Dann sagte sie, ich solle jetzt gehen. Je schneller ich ging, desto einfacher würde ich es Marco machen. Also drehte ich mich um und ging, jedoch nicht ohne mich immer wieder umzudrehen und Marco zu winken. Er schaute mir nach und winkte zurück und weinte nicht. Ich war so froh darüber,
Aufgewühlt setzte ich mich hinters Steuer meines Autos und fuhr zur Arbeit. So emotional hatte ich mir das Ganze nicht vorgestellt.
Pünktlich erschien ich an meinem ersten Tag an meinem neuen Arbeitsplatz. All das Neue,das auf mich zukam, lenkte mich ab, doch immer wieder kehrten meine Gedanken zu meinen Kindern zurück. "Hoffentlich weinen sie nicht!" dachte ich immer wieder und machte mir Sorgen.
Endlich, nachdem ich den ganzen Tag Briefe nach Phonodiktat geschrieben hatte, war es 16.30 Uhr und Feierabend. Endlich konnte ich meine Kinder abholen. Zuerst fuhr ich zu Marco. Ich war unendlich erleichtert, ihn zusammen mit den anderen Kindern im Garten spielen zu sehen. Er saß im Sandkasten und hantierte mit Schäufelchen und Eimerchen. Als die Erzieherin ihn auf mich aufmerksam machte und er mich sah, da strahlte er mich an, so wie nur Marco strahlen konnte und lief auf mich zu. Ich fing ihn auf und schwenkte ihn vor Freude in der Luft. Was für ein schönes Gefühl das war, ihn nach dem langen Arbeitstag wieder im Arm halten zu können! Die Erzieherin erzählte mir, dass der erste Tag hervorragend verlaufen war. Er hätte zwar ab und zu nach mir gefragt, aber sie konnte ihn, nach dem sie ihm gesagt hatte, dass ich ihn bald wieder abholen würde, auch schnell wieder ablenken. Was für eine gute Nachricht! Marco hatte seinen ersten Tag in der Kinderkrippe hervorragend gemeistert und ich war sehr erleichtert und auch stolz auf meinen kleinen, mutigen Sohn.
Gemeinsam gingen wir dann Bianca abholen, die sich ebenfalls sehr freute, dass ich wieder da war. Wie ein Wasserfall sprudelten ihre Erlebnisse aus ihr heraus. Sie zeigte mir, wo und was sie heute gespielt hatte, zeigte mir ihre neuen Spielkameraden, nahm mich die ganze Zeit an der Hand und führte mich herum. Ach wie schön! Auch sie schien sehr zufrieden und auch hier bekam ich nur positives Feedback von den Erzieherinnen.
Wir hatten alle 3 unseren ersten (All)Tag wirklich prima gemeistert. Das gab mir Mut. Die Stimmen in meinem  Hinterkopf, die mich manchmal zweifeln liessen, ob ich das alles alleine packen würde, wurden langsam leiser.
Mit zwei zufriedenen Kindern führ ich nach Hause zu meinen Eltern.
"Nun fehlt nur noch unsere eigene Wohnung!" dachte ich. Und begann am gleichen Abend noch mit der Suche.


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