Kino-Kritik: Melancholia

Ein Film wie ein Segelschiff. Wunderschön gleitet es durch die Wellen, aber wenn du seekrank bist, findest du es zum Kotzen. Und ich meine das wortwörtlich.
Ich habe mich schonmal über 3D geäußert. Diese Technik bekommt manchen Menschen nicht, die Gefahr starker Kopfschmerzen oder Übelkeit steht. Aber es gibt auch andere Methoden, dem Zuschauer ein Unwohlsein zu erzeugen. Und Melancholia beweist dies eindeutig.

Kino-Kritik: MelancholiaJustine (Kirsten Dunst) hat geheiratet, aber auf der Hochzeitsfeier zeigt sich, dass sie nicht so recht glücklich mit Michael (Alexander Skarsgård) ist. Während ihre Eltern für Unruhe auf der Feier sorgen, Claire (Charlotte Gainsbourg), Justines Schwester, so ganz und gar nicht von ihrem Schwesterchen amused ist und der Schwager (Kiefer Sutherland) mehr als nur genervt von der Familie seiner Frau ist, bietet sich in den Tagen ein unfassbares Schauspiel. Der Planet Melancholia steuert auf die Erde zu.

Ich fange beim negativen Aspkt dieses Films an, dem bereits erwähnten Unwohlsein.
Ihr kennt sicher Handkamera-Filme wie Cloverfield oder Blaire Witch Projekt. Hier ist es ein eklatantes Stilmittel, dass der Film aus der Sicht einer „normalen“ Digi-Cam gedreht wurde. Und natürlich rennt Otto-Normalbürger nicht mit Stativ rum, demnach kommt es zu extremen Wacklern. Gepaart mit der riesigen Leinwand des Kinosaals reagiert der Körper wie in der Achterbahn – es wird einem flau im Magen.
Melancholia ist zwar kein Handkamera-Movie, wurde aber damit gedreht. Das Bild ist vor allem in den Nahaufnahmen unglaublich instabil. Dadurch ist der Effekt derselbe. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob dies von Regisseur Lars von Trier und dem Kameradirektor Manuel Alberto Claro wirklich gewollt ist, aber ich befürchte es. Denn der Film ist insgesamt unheimlich deppressiv – oder melancholisch. Und dies hat nichts damit zu tun, dass man von Anfang an weiß „Der Planet geht unter!“. Die Geschichte rund um die Hochzeit ist anfänglich noch interessant, aber mehr und mehr, je genauer man in diese Familie eintaucht, desto deprimierender wird es. Da reicht auch der wirklich ulkig-kitschige Hochzeitsplaner (Udo Kier) nicht aus, um die Stimmung punktuell zu heben.

Der Film ist typisch-Lars-von-Trier. Der Däne mit dem deutschen Städtenamen polarisiert, vor allem in seiner eigenen Person. Der Film polarisiert auch – je nachdem, als welchen Typ Kinogänger man diesen Film betritt. Der „Ab-und-An“-Zuschauer könnte von dem ungewöhnlichen Film  abgestoßen werden. Nicht nur die melancholische Grundstimmung, es fehlt dadurch an der rechten Unterhaltung. Der Weltuntergang wird auf diese kleine Familie fokussiert und gerät somit in den Hintergrund, bis der Planet in der Schlusseinstellung fulminant die Erde plattmacht.
Diese Schlusseinstellung hat mich als „Cineasten“ echt geflasht. Von Trier beweist hier in dem Film oftmals sein Gespür für das ästhetische Bild. Egal ob im Intro, im Finale oder bei den zwischenmenschlichen Beziehungen – (fast) alles hat symbolischen Charakter. Nur ein paar wenige Szenen wirken auf mich wie Lückenfüller und strecken den Film ungemein.

Eigentlich sollte Penelope Cruz die Rolle der Justine spielen, Kirsten Dunst war nur zweite Wahl. Aber schon Jäger des verlorenen Schatzes bewies, dass die zweite Wahl besser immer genommen werden sollte (eigentlich sollte Tom Selleck Indiana Jones spielen, da Harrison Ford bereits mit Krieg der Sterne Hauptdarsteller in einem George Lucas-Film war).  Auch Kirsten Dunst wirkt auf mich wie die perfekte Besetzung des etwas undurchschaubaren Charakter. So wirklich kann ich mir Cruz nicht in dieser Rolle vorstellen.
Aber auch der Rest des Castes spielt famos, allen voran Charlotte Gainsbourg als Justines Schwester Claire. Und Kiefer Sutherland spielt Kiefer Sutherland, wie Kiefer Sutherland schon oft in Filmen Kiefer Sutherland gespielt hat – ein wenig schleimig. Leider haben bei den Nebendarstellern John Hurt oder Udo Kier zu wenig Screentime, denn ihre Charaktere waren das gewisse Salz in der Suppe, an dem sich der Otto-Normal-Kinogänger hat festhalten können.

Kino-Kritik: MelancholiaIn einem großen, 200 Menschen fassenden Kinosaal haben insgesamt fünf Personen gesessen. Und wenn 80% sagen, der Film war scheiße, muss zumindest ein Fünkchen Wahrheit drin stecken. Dennoch, Melancholia ist ein Film, der ist halt nicht für jeden geeignet. Und leider biedert er sich nicht an. Und leider² macht er es dem Zuschauer sehr schwer ihn zu mögen. Wenn ihr jemanden habt, dessen gute Laune euch unheimlich ankotzt, dann spendiert ihm diesen Film. Danach fühlt er sich dreckig. Melancholia ist ein Feel-Bad-Film reinster Güteklasse. Doch ist er – meiner Ansicht nach – kein schlechter Film.


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