Manche Filme waren so gut, dass sie kein Sequel brauchten, aber sie haben es dennoch bekommen. Da wäre beispielsweise der geniale 28 days later, dessen Nachfolger zwar gut war, aber die Mythologie des Films zerstörte und qualitativ einfach nicht an Danny Boyles Werk heranreichte.
Und manche Filme sind so vernachlässigbar, dass ein Sequel entweder kompletter Unsinn wäre oder die Rettung eines Franchises sein könnte. Die in Ansätzen gute Komödie Johnny English wäre beispielsweise ein solcher Fall. Ob sein Nachfolger nun Unsinn oder Heilsbringer für den verschrobenen Agenten der britischen Krone ist, habe ich mir am heutigen Tag selber beantworten können.
Dem MI7 bleibt keine andere Wahl: sie müssen ihren einstigen Top-Agenten Johnny English (Rowan Atkinson) wieder in den Dienst stellen. Dieser wurde nämlich nach einem schwerwiegenden Fehler aus dem Spionagedienst ausgeschlossen und verbrachte die vergangenen Jahre damit, seinen Geist bei tibetanischen Mönchen zu stählen.
Die Chefin des britischen Geheimdienstes Pamela Thornton (Gillian Anderson) ist darüber not amused, willigt aber ein, denn der Informant verlangt explizit English. Um den Agenten alter Schule unter Kontrolle zu halten, stellt sie ihm die Verhaltenspsychologin Kate Sumner (Rosemund Pike) und den Nachwuchsspion Tucker (Daniel Kaluuya) zur Seite. Doch der Fall eskaliert und auch das Leben der Queen Mum gerät in Gefahr.
Ich mag Rowan Atkinson. Seine Figur Mr.Bean wird auf ewig in die britische Filmhistorie eingehen und hat mit Sicherheit nicht nur mir unterhaltsame Stunden im Englischunterricht beschert. Aber allgemein sehe ich den Schauspieler sehr gerne. In Rat Race – Der nackte Wahnsinn beispielsweise ist seine Figur des italienischen Dummbeutels zwar klein, aber unglaublich unterhaltsam. Auch Mord im Pfarrhaus oder Vier Hochzeiten und ein Todesfall sind nennenswert. Was verbindet diese Filme, abgesehen vom Schauspieler? Die Figuren, die Rowan Atkinson mimt, sind keine Mr.Bean-Klone. An diesem Punkt krankte der erste Johnny English. Und im Nachfolger sieht es damit nicht sonderlich besser aus.
Acht Jahre ist es nun her, dass unsere Lachmuskeln ein klein wenig durch Johnny Englisch gekitzelt wurden. Der Film hatte einen gewissen Flair, versprühte wirklich den Charme einer Agentenkomödie, aber trotz seiner Unterhaltsamkeit war es nichts weiter als Mr.Bean im Smoking und mit mehr als drei Silben Text.
Johnny English Reborn hat leider nichts dazu gelernt. Die Geschichte schleppt sich durch müde Lacher, deren Highlights allesamt im Trailer zu bestaunen waren. Das darf bei einer Komödie einfach nicht sein! Nett vor allem, dass im neuen Film die Parallelen zu Mr.Bean gravierend werden. »Plagiat!« wäre der humanste Ausdruck für eine Szene, die an Schlussszenen der Folge Mr.Bean beim Friseur erinnert. Aber auch den größten Rest der Witze in diesem Fall zünden nur für Nichtkenner der bisherigen Atkinson-Streifen.
Dabei steht es gar nicht schlecht um Johnny English Reborn. Wie im Vorgänger ist der Cast wahrlich vom Feinsten. Neben Rowan Atkinson agieren u.a. Gillian Anderson, die für mich der eigentliche Grund des Kinobesuchs war, Rosemund Pike (die, wie Atkinson, bereits in einem James Bond-Film mitspielte!) oder Dominic West, der vielen besser bekannt sein dürfte als der arrogante Theron in 300. Leider schaffen sie es nicht, den Fesseln des Drehbuchs zu entkommen und Glanz in die Hütte zu bringen.
Das Drehbuch selber spult routiniert sein Programm ab und versucht gar nicht den Anspruch zu erheben, irgendeine Prise Pfeffer ins Spiel zu bringen. Dies ist vor allem daher ärgerlich, weil das Genre der Agentenkomödien ein klein wenig in Schwung geraten ist nach dem Erstling (man bedenke nur Get Smart oder Jerry Cotton). Ein wenig mehr Mut zum Risiko hätte dem Film sicher gut getan, sei es dramaturgisch, im Geiste der Action oder beim Humor. Aber man ging auf »Nummer Sicher« und hat sich in Ansätzen verwählt.
Johnny English Reborn ist kein cineastischer Offenbarungseid. Er rattert munter weiter im Sägewerk der belanglosen Sequels, derer Existenz keine wirkliche Berechtigung zugrunde liegen. Manche Gags sind nett, andere zünden nur, wenn man Rowan Atkinson noch nie vorher zu Gesicht bekam. Wer allerdings den Erstling wirklich gut fand, wird auch hier seinen Gefallen am aktuellen Abenteuer des »Spions, der es versiebte« (Originaltitel aus Österreich für Johnny English) haben. Wunderdinge darf man nicht erwarten und finanziell heißt es für den Film eh »Stirb an einem anderen Tag«. Heimlicher Star des Films ist aber Daniel Kaluuya. Für seine »Obst«-Szene hätte er einen Batzen an Filmrollen verdient!
Andere Filme des Franchise:
Johnny English – 2,5 Sterne