Kino-Kritik: Dark Shadows

Dorfkinos können manchmal echt lustig sein. Erst recht, wenn man beobachtet, wie der Besitzer dem halben Kinosaal Geld zurückgeben muss, weil er den Film als 3D anbietet. Was Dark Shadows dem Herrn sei Dank nicht ist. Da müssen dann erst echte Kinonerds ankommen und ihn darauf aufmerksam machen »Hey, der Film ist aber nicht 3D!«, damit der Betreiber selbst auf die Idee kommt, mal eben nachzuschauen. Und – hey – es war ein geiles Gefühl in dann später dabei zu beobachten, wie er jedem Gast drei Euro oder mehr wiedergeben musste!

Kino-Kritik: Dark ShadowsAngelique Bouchard (Eva Green) ist unglücklich verliebt. Ihr Angebeteter Barnabas Collins (Johnny Depp) hat sich, trotz einer gemeinsamen Liason, für eine andere Frau entschieden. Doch nicht mit Angelique, sie ist eine Hexe und weiß sich zu rächen. Sie verflucht ihre Nebenbuhlerin und verwandelt Barnabas in einen Vampir.
Fast 200 Jahre später – Barnabas war einst von den wütenden Bürgern in einem verschlossenen Sarg eingegraben worden – helfen Bauarbeiten dem Blutsauger aus seinem Gefängnis. Doch seine Stadt hat sich verändert. Und von seiner Familie sind nur noch ein paar sehr seltsame Gestalten übrig geblieben.

Ich würde gerne noch viel mehr Kinoanekdoten erzählen, aber das würde leglichen Webspace sprengen. So zum Beispiel von meiner unheimlichen ersten Erfahrung mit einem komplett leeren Kinosaal bei Hulk von Ang Lee oder einer ab16-ab18-Chaotik bei Final Destination V. Oder die atemberaubende Rettungsaktion bei Toy Story II, nachdem sich eine Woodyspielfigur grundlos in den Tod und vom Balkon stürzen wollte und zwischen Loge und Parkett hängen blieb. Aber ich will euch nicht langweilen. Ich sollte etwas zu Dark Shadows schreiben. Verdammt…

Liest man als Cineast den Namen Tim Burton, fallen einem in den meisten Fällen direkt zwei Schauspieler ein, die sofort mit ihm assoziiert werden: Johnny Depp und Helena Bonham Carter. Vier gemeinsame Filme und ein Film von Burton, indem die beiden ihre Stimmen ausliehen (Corpse Bride). In der Gesamtstatistik von Tim Burton-Filmen führt übrigens Johnny Depp mit 8:7. So ein Ergebnis hätte ich gerne mal im Fußball.
Man mag jetzt kritisieren, dass Tim Burton monoton bleibt, den Weg des geringsten Widerstandes, auf einer Einbahnstrasse fährt. Solange allerdings die Qualität stimmt, kann er von mir aus sein Leben lang mit den beiden zusammenarbeiten. Charlie und die Schokoladenfabrik und Sweeney Todd sind tolle Filme, auch die “Einzel”filme wie Big Fish oder (vor allem) Sleepy Hollow sind hervorragend. Doch im Zuge des 3D-Wahnsinns kam vor zwei Jahren der wahrscheinlich bisher schwächste Burton raus: Alice im Wunderland. Schön skuril, mit einem tollen Depp und einer sußen Mia Wasikowska, aber am Ende doch irgendwie schnöde und belanglos. Und vom 3D will ich gar nicht erst anfangen.

Jetzt haben wir also Dark Shadows vor uns. Ganz ehrlich, ich mag Burton. Und ich mag Depp. Und Bonham Carter erst. Dazu noch Chlöe Grace Moretz und Jackie Earle Harley (bekannt als Rorschach in Watchmen). Dazu Eva Green als böse, sexy Hexi. Eigentlich die optimale Mischung, um mich aus dem Kinosessel zu reißen. Doch uneigentlich wurde ich nur immer kleiner und rutschte immer tiefer in die Dunkelheit des Saales.
Ich will Dark Shadows lieben. Ich mochte den Stil, ich mochte das Intro und ich mag all die Darsteller hier. Und vor allem Eva Green als Hexe ist bombastisch. Doch mir dreht sich der Magen um, wenn ich an den Rest des Filmes denke. Nicht so abgedreht wie Alice im Wunderland (schade eigentlich) und die guten Gags im Trailer verbraten (außer der “gelbe Mephistopheles” am Anfang!). Dazu wollte sich mir mit keinem der Charaktere eine empathische Verbindung aufbauen. Was soll das? Filme leben von den Charakteren, also muss man sie doch nachvollziehen können? Oder hab ich etwa ebensowenig Herz wie die böse Hexe?

Nein, daran kann es nicht liegen. Anfangs gefiel mir der Film wirklich gut. Barnabas-Depp schräg, Familie skuril, ein paar Schmunzler. Doch je tiefer ich eintauchte, desto mehr Argwohn entwickelte ich. Die Story ist mir zu vorhersehbar, wurde immer langweiliger und an manchen Stellen nicht nachvollziehbar. Und im Finale konnte ich teilweise nur noch mit dem Kopf schütteln (wobei ich die Der Tod steht ihr gut-Hommage sehr gelungen fand!).

Kino-Kritik: Dark ShadowsDark Shadows ist der erste Film von Tim Burton, der mich wirklich masslos enttäuscht hat. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, schließlich sind nach eher mäßigem Trailer und dem durchschnittlichen Alice im Wunderland meine Erwartungen heruntergefahren gewesen. So bleibt für mich nur: Ich hoffe, ihr könnt dem Film etwas abgewinnen. Ich gewann nur der Szenerie mit dem Kinobetreiber vor dem Besuch etwas ab.

 


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