Für uns Bonner Zentrumseltern ist der Botanische Garten natürlich ein Paradies. Für mich Schwabenvater mit dem besonderen Bonus, wochentags zudem noch freien Eintritt zu gewähren. Die Frühsommermonate sind dort herrlich. Vater und Sohn lustwandeln gerne. Wir wissen, wo sich die Eidechsen sonnen, die Frösche quaken, sich die Schildkröten verstecken, die Libellen sirren und natürlich die Enten watscheln. Ich hatte dieses Jahr allerdings die eher unangenehme Aufgabe erklären zu müssen, warum aus den vier frisch geschlüpften Entenküken bei unserem nächsten Besuch zwei pubertäre Entlein geworden waren. Sei’s drum. Geflissentlich übersehe ich das Schild, dass vom Füttern der Enten abzusehen ist. Denn, so meine Leitlinie, Kindeswohl geht vor Elternwohl (und ich weiß, liebe Tierschützer, weswegen ich hier nur unter Pseudonym schreibe). Also guten Mutes immer altes Brot mitgenommen. Den Enten schmeckt‘s, die Kinder jauchzen. Und manches Mal gelingt es mir sogar, den eigenen Nachwuchs zum Brotteilen zu animieren, guckt ein anderes Kinderköpfchen allzu interessiert und fast neidisch unseren Füttereien zu. Freundliches und verständiges Lächeln aller Erwachsenen, die uns im Vorbeigehen grüßen. Idylle.
Bis letzte Woche. Wir sitzen an der Böschung, das Poppelsdorfer Schloss im Rücken, linker Hand die Brücke über den Weiher. Schon kommen ungestüm die bestens informierten Entlein auf uns zu, teils im Wasser noch abwartend, die mutigen schon die Böschung heraufwatschelnd. Wobei das Ausderhandfressenlassen noch nicht so ganz ins Repertoire unseres gut Zweijährigen passt. So geht das ein paar Minuten. In meiner Selbstverliebtheit interpretiere ich in das Entengefiepse schon ein festes Band der Freundschaft mit uns hinein, bis: Auf dem Wege am anderen Ufer eine Passantin, ich nehme mal an, in der Mitte des Lebens, mit Sonnenbrille, gut gekleidet, nahezu waschkörbeweise Brotkrümel ins Wasser wirft. Unser festes Band mit den Enten ist dahin. Sie kehren uns achtlos die Rückenfedern und widmen sich ganz ungestüm dem wohl auch für sie außergewöhnlichen Fresssegen. Nun fehlt mir die moralische Überlegenheit darauf hinzuweisen, dass hier Enten füttern verboten sei, zumindest waschkörbeweise. Unser Nachwuchs wirft noch etwas unbeholfen ein zwei Brotstücke ins Wasser, die dort achtlos herumwippen und merkt dann auch, dass der ganze Spaß vorbei ist. Ich, Optimist, denke noch, bei einem durchschnittlichen Verbrauch von ca. 5 Brötchen pro Minute kann dieses schamlose Gegenüber nicht mehr so lange durchhalten. Habe aber wohl unterschätzt, wie es aussieht, wenn frau eine Bäckerei geplündert hat.
Die Enten verschwunden, pappsatt, die Dame gegenüber ungeniert. Komm, sage ich halb zu mir und halb zu dem Kleinen. Lass uns zu den Schildkröten gehen. Und unterwegs erkläre ich Dir mal, warum die Mücke vom Frosch und der Frosch vom Fischreiher gefressen wird, und manches Mal der Mensch des Menschen Wolf ist.