Asajj Ventress hebt einen ARC Trooper mit der Macht empor, würgt ihn und schleudert ihn gegen gegen die Schiffswand, sodass ihm der Helm vom Kopf rutscht. Dann zündet sie ihr Laserschwert und zieht den Soldaten zu sich, bis ihn die Klinge an der Brust durchbohrt und am Rücken wieder austritt. Dann küsst sie den Mann kurz auf den Mund, bevor sie ihr Laserschwert abschaltet und die Leiche zu Boden fallen lässt.
Jar Jar Binks springt auf den Tisch eines Festbanketts, nimmt den anwesenden Gästen die Teller und die Trinkbecher weg und leert deren Inhalt auf die Tafel und auf den Boden. Die anwesenden Gäste beobachten dem Gungan mit einer Mischung aus Überraschtheit und Ärger. Jar Jar stapelt das gesammelte Geschirr auf seinen Armen, balanciert drei Becher auf seinem Bein und wirft diese anschließend so in die Luft, dass sie in einem Dreieck auf dem Tisch stehen bleiben. Anschließend jongliert er mit einigen Tellern und lässt diese auf die drei Becher fallen, ohne dass etwas umfällt oder zerbricht. Damit fährt er fort, biss er das gesamte Geschirr zu einer kartenhausartigen Skulptur aufgestapelt hat, ohne dass diese in sich zusammenfällt. Die anwesenden Gäste spenden begeistert Beifall.
Dies sind zwei Szenen aus der dritten Staffel von Clone Wars, die unterschiedlicher wohl kaum sein können und die gleichzeitig auch das „Dilemma“ zeigen, in der sich die Serie befindet: auf der einen Seite eine Cartoonshow für Kinder, die möglicherweise keine Ahnung haben wer Darth Vader ist oder dass Palpatine den liebevollen „Vater der Republik“ nur mimt und auf der anderen Seite die Hardcore SW Fans, die mit der OT aufgewachsen sind und die jede Szene jeder Folge „sezieren“ und einen möglichst hohen Konnex zu den sechs Filmen oder zum Expanded Universe sehen wollen.
Doch was ist Clone Wars nun? Tatsächlich eine Show für Kinder oder die Fortsetzung der Star Wars Saga in einem neuen Format und einem zusätzlichen Medium? Diese Frage ist gleichzeitig auch das vierte Diskussionsthema der KUB.
Und wie meistens im Leben lässt sich diese Frage nicht eindeutig in die eine oder in die andere Richtung beantworten, Sehen wir uns zunächst einmal an, wie CW von seinem ausstrahlenden Sender positioniert wird.
Die Tatsache, dass Cartoon Network, die obige Szene mit Ventress zensurieren liess, indem sie Dave Filoni „bat“, den Kuss herauszuschneiden, lässt wohl eindeutig darauf schließen, dass man mit der Serie primär ein recht junges Publikum ansprechen möchte, dem man es nicht zumuten möchte sich ansehen zu müssen, wie sich jemand am Tod eines Menschen delektiert. Ob dies nun übertrieben ist oder nicht sei dahingestellt, tatsächlich gab es meiner Meinung nach speziell in der zweiten Staffel einige Folgen, die ich einem ganz jungen Kind (so um die 5) nicht unbedingt zumuten würde, wobei ich mich dem vielfach gehörten Tenor, dass die Serie mit ihrem Fortschreiten ständig „dunkler“ wird nicht wirklich anschließen möchte.
Und auch die anstehende Übersiedelung der deutschsprachigen Ausstrahlung zu Super RTL beweist wohl, wen die Senderverantwortlichen als primäre Zielgruppe für die Serie sehen
Ich denke, dass Lucasfilm diese Ausrichtung an einem jungen Publikum nicht ungelegen kommt, kann man doch auf diese Weise Kinder schon recht früh zu Fans „erziehen“, die dann später die Filme konsumieren, Bücher, Comics und Videospiele kaufen und ihre Sammlung an SW Produkten noch vergrößern werden.
Auf der anderen Seite wird diese Serie mit einem Aufwand und einer Qualität produziert, die ihresgleichen sucht. Durch meine Kinder sehe ich öfters aktuelle Zeichentrickserien und es gibt meiner Meinung nach derzeit nichts, das in Bezug auf Detailreichtum und Ausstattung auch nur in die Nähe von CW kommt. Das klingt jetzt vielleicht herablassend, aber so einen Aufwand nur für eine „Kinderserie“ zu treiben erscheint mir in Anbetracht der „Konkurrenzprodukte“ doch fast übertrieben.
Dazu kommt noch, dass Dave Filoni ein bekennender Fan der Saga ist und das nicht nur erst seit er an der Serie arbeitet. Er kennt die Filme und er kennt auch das EU, auf das in den einzelnen Folgen auch immer wieder Bezug genommen (oder gehörig durcheinander gebracht) wird sehr gut, auch das Anzeichen, dass man die Serie durchaus (auch) für (langgediente) Fans macht.
Die Tatsache, dass die Serie marketingmäßig primär Kinder als Zielgruppe hat zeigt sich auch im zweiten „Standbein“ der SW Saga (neben dem Erzählen von großartigen Geschichten): dem Merchandise. Im Kindergarten meines jüngeren Sohnes gibt es eine ganze Reihe vom Kindern, die Captain Rex-, Anakin- oder Yoda T-Shirts tragen und sogar einige Mädchen mit Ahsoka auf ihrer Kleidung (was jetzt nicht unbedingt heißt, dass sie die Serie auch tatsächlich sehen, immerhin gibt es auch einen Jungen, der einen Joker Pullover besitzt und ich hoffe doch, dass ein 5-jähriger NICHT „The Dark Knight“ gesehen hat!). Derryl DePriest, bei Hasbro verantwortlich für die Star Wars Spielzeuglinie erklärte kürzlich, dass die Clone Wars Figuren vor allem von Kindern (bzw. ihren Eltern) gekauft werden und eine wesentliche Cashcow für das Unternehmen darstellen, während beispielsweise die Vintage Linie primär von Sammlern nachgefragt wird und einen weit kleineren Anteil an Hasbros’ Umsatz ausmacht.
Auf der anderen Seite bringt Ashley Eckstein mit ihren „Her Universe“ Produkten eine Linie heraus, die sich ganz eindeutig NICHT an ganz junge Mädchen, sondern an weibliche Teenager und älter richtet (und wenn meine Frau SW mögen würde hätte ich ihr sicher schon einiges daraus besorgt. Mann, wenn ich nicht so lächerlich darin aussehen würde hätte ich die Sachen für mich gekauft!). Und wer würde wohl Ashley kennen, wenn sie nicht einer gewissen Togruta ihre Stimme geliehen hätte…
Zusammenfassend, denke ich, dass Clone Wars von einer Business Seite (und vermutlich auch von der Öffentlichkeit, für die SW aus 6 Filmen und jeder Menge Spielzeug besteht) primär in der Lade „Kinderserie“ abgelegt und diese Ausrichtung auch (zumindest teilweise) von Lucasfilm selbst verfolgt wird und nicht ungelegen kommt. Auf der anderen Seite verstehen es die Serie und ihre Macher aber auch gut, eine Brücke zu den „alten“ Fans zu schlagen und das ist ja letztlich auch der Grund warum SW nach mehr als 30 Jahren immer noch am Leben ist und immer neue Anhänger gewinnt.