Bevor uns ein Kindergarten-Platz angeboten wurde, habe ich lange hin- und her überlegt, welchen ich wohl annehmen würde, wenn ich mehrere Plätze bekommen würde für unsere Große.
Dass sie erst mit 3 Jahren in den Kindergarten kommen soll, das war für uns klar, denn es war mir auch wichtig, dass sie und die Kleine sich kennen lernen, zusammenwachsen und dass beide die Gelegenheit haben, Zeit mit mir zu verbringen. Die Große sollte sich nicht abgeschoben fühlen wegen der Schwester und ich wollte die Zeit mit den Beiden auch noch genießen, bevor die Große in den Kindergarten und die Kleine zur Tagesmutter geht, während ich wieder arbeite.
Die engere Auswahl fiel dann auf einen kirchlichen Kindergarten, fußläufig erreichbar und eine Elterninitiative ganz in der Nähe der Tagesmutter. Beides hatte Vor- und Nachteile und ich habe mich dann, nachdem ich in beiden Einrichtungen einen Platz bekommen hätte, auf den kirchlichen Kindergarten, obwohl mir dort ganz klar gesagt wurde, dass es für die Über-3-Jährigen keine lange Eingewöhnung geben wird, sondern nur einige Schnuppertermine vor den Ferien. "Wenn Sie als Mutter Vertrauen haben und Ihrem Kind das ganz klar mit auf den Weg geben, dass das was Schönes ist, dann klappt das", sagte mir die Leiterin. Ich vertraute darauf und ging auch mit der Großen ganz aufgeschlossen und optimistisch damit um. Ich erzählte ihr viel vom Kindergarten, was es da alles gibt, dass da ganz viele Kinder sind, mit denen sie spielen kann, wie die Erzieherinnen heißen und wir gingen mehrmals pro Woche daran vorbei, sie schaute durch den Zaun und sah die spielenden Kinder. Einmal im Monat waren wir gemeinsam dort zum Elternsingen, bei dem die Eltern dann die Lieder lernen, die mit den Kindern im Kindergarten gesungen werden.
Als der erste Elternabend war, erzählte ich ihr, dass ich dort erfahre, in welche Gruppe sie kommt und wer ihre Erzieherinnen sind. Leider musste ich vorzeitig den Elternabend verlassen, weil die Kleine mich zu Hause verlangte und nicht aufhörte zu weinen. Deshalb bekam ich einen Sondertermin in der Gruppe, in dem ich dann mit den Erzieherinnen die Schnuppertermine abstimmte. Während ich insgesamt 1 Stunde mit den Erzieherinnen sprach und die Termine abstimmte, war die Große nicht einmal bei mir, sondern sie erkundete die Spielsachen und spielte mit den anderen Kindern. Als ich ihr sagte, dass wir nun alles besprochen haben und gehen können, fragte sie: "Darf ich noch hier bleiben?". Als ich sagte, dass sie bald wiederkommen darf, war sie zufrieden und wir gingen. Es hatte ihr sehr gut gefallen und sie sprudelte heraus, was es dort alles gibt, was sie gespielt hat und wie die anderen Kinder heißen.
Vor 2 Wochen war der erste Termin, an dem sie wirklich allein dort bleiben sollte - für 1,5 Stunden. Einen Tag vorher erzählte ich ihr das, dass sie morgen dort allein hingehen darf. Sie fragte: "Mit Mama?" Ich antwortete, dass das ja ein Kinder garten ist und dass da keine Mamas spielen dürfen, sondern nur Kinder. "Ok", antwortete sie. Ich war überrascht, aber froh, dass sie so reagierte. Wir hatten ihr vorher Hausschuhe gekauft für den Kindergarten, die sie selbst aussuchen durfte und ganz stolz selbst in den Kindergarten-Rucksack gepackt hat. Als ich sie dann morgens hin brachte, stürmte sie in den Kindergarten zu ihrer Gruppe und wurde von den Erzieherinnen begrüßt. So schnell kam ich gar nicht hinterher. Als ich mit der Kleinen dort ankam, hatte sie schon ihren Platz an der Garderobe und die Hausschuhe fast angezogen. Sie ging rein und fing an zu spielen. Ich verabschiedete mich, aber das bekam sie gar nicht mehr mit.
Beim Abholen kam sie zwar zu mir und legte das Spielzeug zurück, mit dem sie gerade spielte, aber richtig zufrieden war sie nicht, dass sie jetzt schon wieder gehen sollte. Sie verabschiedete sich von den Erzieherinnen. Als wir im Foyer an den spielenden Kindern vorbeikamen, weinte und schrie sie, weil sie noch da bleiben wollte und spielen. Nichts half - auch nicht, dass wir nun die Oma besuchen, dass sie ja bald wiederkommt, usw. Sie schrie auch zu Hause noch und ließ sich erst nach 20 Minuten von mir trösten.
Heute ist der erste Tag, an dem sie bis Mittag im Kindergarten bleibt. Gestern habe ich ihr also wieder erzählt, dass sie heute zum Kindergarten gehen darf und dass sie da mit den Kindern und den ganzen Spielsachen spielen darf. Mittags kommt die Tagesmutter mit zum Abholen, damit die Erzieherinnen sie auch kennen lernen, denn an manchen Tagen wird die Tagesmutter sie dort abholen. Deshalb ist es wichtig, dass die Erzieherinnen sie schon mal gesehen haben, um zu wissen, wer da kommt zum Abholen (sonst könnte ja jeder sagen, ich bin die Tagesmutter). Darauf hat sich die Große gestern schon gefreut, dass wir dann beide kommen, um sie abzuholen. Heute Morgen frühstückte sie eine Kleinigkeit und fragte dann "Können wir jetzt endlich los zum Kindergarten?". Es war noch viel zu früh und wir mussten noch etwas warten. Problemlos zog sie sich die Schuhe und die Jacke an und nahm ihren Kindergarten-Rucksack.
So einfach ist das sonst nie, wenn ich sage, dass wir jetzt los müssen.
Am Kindergarten angekommen,
lief sie wieder zu ihrer Gruppe, hängte den Rucksack und die Jacke an die Garderobe, zog ihre Hausschuhe an, ging zur Toilette und begrüßte anschließend ihre Erzieherin. Wieder war es ihr völlig egal, als ich mich verabschiedete. Und nun ist die Zeit fast um und wir machen uns gleich auf den Weg, sie abzuholen. Ich habe keinen Anruf bekommen, also ist alles in Ordnung und sie fühlt sich wohl.
Es war also völlig richtig, sie so gut vorzubereiten und ihr völlig selbstverständlich zu vermitteln, dass sie dort alleine bleibt. Es gibt mir das Gefühl, dass sie selbstsicher genug ist, um sich ganz allein auf diese ihr noch relativ unbekannten Erzieherinnen und Kinder einzulassen. Ich bin sicher, dass sie das gut meistert, dass sie die Erzieherinnen schnell kennen lernt, dass sie zu ihnen geht, wenn sie Fragen hat oder traurig ist. Sie kann ihre Bedürfnisse äußern und tut das auch. Ich vertraue auf mein Kind, dass sie sich da gut einleben wird und zurecht kommt und auf die Erzieherinnen, dass sie genug Kinder-Erfahrung haben, um auf jedes Kind individuell eingehen zu können.
Es ist so eingetreten, wie ich mir das vorher gedacht habe: sie hatte nun fast 1,5 Jahre Zeit, gemeinsam mit der Kleinen, meine volle Aufmerksamkeit zu genießen, sie hat aufgetankt, hat Selbstbewusstsein entwickelt und hat sich von ganz allein gelöst. Schon beim Musikkurs hat sie mir mit 2,5 Jahren gesagt, dass sie da nun alleine bleiben möchte und ich nicht mehr mit reingehen soll. Seitdem sitze ich vor der Tür und sie kam bis jetzt nicht einmal raus, weil sie zu mir möchte. Das hatte mich damals überrascht, aber stolz gestimmt. Und nun der Kindergarten-Start hat das bekräftigt und bestätigt. Auch die Tagesmutter sagte, dass sie mit 2 Jahren noch nicht bereit gewesen wäre für den Kindergarten. Sie hat sich sehr entwickelt in dem letzten Jahr und ist nun bereit für die nächste Stufe. Ich bin glücklich und stolz auf meine kleine große Tochter. Sie fehlt mir ein bisschen - größer ist aber die Freude, dass sie dort nun viel Schönes erleben darf, Freunde findet und mir ganz viel zu erzählen hat.
Wie lief bzw. läuft bei Euch die Eingewöhnung bzw. der Kindergarten-Start? Was haltet Ihr überhaupt von Eingewöhnung? Ich freue mich auf Eure Kommentare und Erfahrungen. Eure Renate33 total views, 33 views today