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„Trash“ ist ein seltsamer Film. Das brasilianische Armenmärchen von drei Jungs aus dem Slum, die es der korrupten Obrigkeit mal zeigen wollen, hat viele Qualitäten. Er ist schnell, unterhaltsam und keineswegs langweilig. Schauspielerisch kann er nicht nur dank Martin Sheen und Rooney Mara auftrumpfen, auch die einheimischen Darsteller – allen voran die der Kinder – sind grandios. Zudem sitzt mit Stephen Daldry ein dreifach für den Oscar nominierter Regisseur hinter der Kamera.
Gute Voraussetzungen also, was „Trash“ anfangs auch problemlos in die Tat umsetzen kann. Das Milieu der Kinder auf den Mülldeponien Rio De Janeiros und den Slums der direkten Umgebung sieht authentisch aus und lässt erahnen, wie die Menschen dort leben müssen. Auch die Nebenstory um korrupte Polizisten und Gangsteraktivitäten hat seinen Reiz. Leider wird dem Film sein reißendes Tempo zum Verhängnis. Im Schnelldurchlauf werden Sheen und Mara eingeführt, stolpern orientierungslos durch den Film. Viel zu sagen haben sie nicht, viel eher lenken sie von den Jungs und ihrer Flucht vor der Polizei ab. „Trash“ hastet von einem Plotpunkt zum anderen und vergisst dabei, seine Zuschauer emotional in die Geschichte zu involvieren. Zwar durchbrechen immer wieder kleine, feine Momente die Hektik, doch reicht das nicht aus.
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„Trash“ wirkt in seinen vielen Genrebruchstücken zu unausgereift. Zum einen ist er ein Stück Milieustudie, die Wert darauf legt, die Lebenssituation der Kinder zu erzählen. Hier spielen auch Martin Sheen als Pastor und Rooney Mara als freiwillige Helferin eine Rolle. Doch zum anderen widmet sich „Trash“ urplötzlich dem Korruptionsplot und führt einen interessanten Antagonisten ein. Allerdings verwendet er für beide Teile viel zu wenig Zeit. So bleiben sämtliche Nebenfiguren blasse Gesichter, was vor allem in Bezug auf den Bösewicht (Wagner Moura aus "Narcos") sehr schade ist. Was zählt ist Tempo, Tempo, Tempo, damit der Zuschauer keine Zeit hat, über das schwache Skript nachzudenken. Viel lieber feilt er an seiner Verschwörungsstory, lässt die Charaktere aber ins Hintertreffen geraten.Das macht – wie schon gesagt – einigermaßen Spaß. Von der Rezeptur her erinnert der Film ein wenig an „Slumdog Millionaire“, nur ohne seine facettenreichen Charaktere. Das ist schade, denn der kurze Einblick in das Leben Rio De Janeiros abseits der Partys am Strand ist einen Blick wert. Nur zur Gänze durchdacht, das ist er nicht.
BEWERTUNG: 06/10Titel: TrashFSK: ab 12 freigegebenLaufzeit: 114 MinutenGenre: ThrillerErscheinungsjahr: 2014Autor: Richard CurtisRegisseur: Stephen DaldryDarsteller: Rooney Mara, Wagner Moura, Selton Mello, Martin Sheen, Pedro Pauleey