Kevin Hearne – Staked

Kevin Hearne – Staked

Die Lesung von Kevin Hearne, die ich vor sechs Jahren besuchte, war Teil einer Tour, die ihn quer durch Europa führte. Neben Deutschland bereiste er damals Polen, Italien und die Tschechische Republik. Diese Tour war allerdings keine reine PR-Maßnahme, sie war auch als Recherchereise für , den achten Band der „Iron Druid Chronicles", gedacht. Hearne erzählte während der Lesung, dass ihn meine Heimatstadt Berlin besonders inspirierte und er wie verrückt schrieb. Sechs Jahre später freute ich mich sehr darauf, herauszufinden, wie er seinen Aufenthalt in meiner Stadt in verarbeitet hatte.

Atticus O'Sullivan hat schon einmal erlebt, dass die Druiden beinahe vollständig ausgelöscht wurden. Er wird nicht zulassen, dass die Vampire vollenden, was sie vor 2.000 Jahren begonnen. Der Meistervampir Theophilus muss sterben, denn gerade jetzt kann Atticus keine Ablenkungen gebrauchen. Ragnarök rückt näher und unter den Göttern verhärten sich die Fronten. Lokis giftiger Einfluss ist überall spürbar, vor allem für Granuaile, die weiterhin sein Mal trägt. Sie muss das Brandzeichen unbedingt loswerden und am besten eine Möglichkeit finden, sich künftig vor allen neugierigen Blicken zu verbergen, um eine alte Rechnung zu begleichen. Währenddessen würde Owen gern weit entfernt von den Turbulenzen der Moderne ein friedliches Leben in der Natur führen. Doch leider kann er weder ignorieren, dass in Tír na nÓg alles drunter und drüber geht, noch kann er sich der Bedrohung durch die Vampire entziehen. Als die Situation eskaliert und ein Angriff der Vampire tödlich endet, bündeln Atticus, Granuaile und Owen ihre Kräfte, um das untote Problem ein für alle Mal zu beheben. Wie sagt man so schön? Alle Wege führen nach Rom.

Kevin Hearnes Recherchereise durch Europa hat sich ausgezahlt. Ich habe ihn schon einmal dafür gelobt, dass er seinen Figuren keine geografischen Ketten anlegt und die gesamte Welt als Bühne nutzt, doch in ist deutlich spürbar, dass ihn die Erfahrung, die Länder, die Atticus, Granuaile und Owen besuchen, selbst mit eigenen Augen zu sehen, beflügelte. „The Iron Druid Chronicles" ist die internationalste Urban Fantasy - Reihe, die ich kenne und es freut mich sehr, dass Hearne dieses immense Potential nicht nur für die Handlung ausschöpft, sondern sich auch bemüht, eine realistische Repräsentation von Kulturen und Gegebenheiten einfließen zu lassen. Je nachdem, aus wessen Perspektive er gerade schreibt, können diese Einblicke ganz unterschiedlich ausfallen, mich überzeugten sie jedoch ausnahmslos. Atticus' schier unerschöpfliches Repertoire charmanter Anekdoten ist hierbei stets ein besonderes Highlight, denn wo auch immer er hinkommt, findet er Gelegenheit, skurrile, abenteuerliche und/oder lustige Geschichten aus seinem Leben zu erzählen. In erfahren Leser_innen daher endlich, wieso man niemals Nigel in Toronto sein möchte, eine Floskel, die die Reihe schon lange begleitet. Außerdem bereitete es mir kindliches Vergnügen, Atticus in Berlin zu beobachten. Sechs Jahre habe ich auf diesen Ausflug gewartet und wurde nicht enttäuscht. Die Szenen in meiner Stadt waren für mich einfach großartig; es war wunderbar, zu sehen, welches Bild sich für Kevin Hearne von meiner Heimat durch seinen Besuch ergab und natürlich entwickelt sich ein ganz spezieller Kitzel, wenn mir das Setting so wohlvertraut ist. Aber auch die Länder, die Hearne wahrscheinlich nicht persönlich auskundschaftete, erhalten angemessene, respektvolle Darstellungen ohne idealisierte Verklärung. Granuaile verschlägt es in beispielsweise nach Indien, was Hearne zum Anlass nimmt, das Frauenbild der indischen Gesellschaft zu reflektieren und feministisch Stellung zu beziehen. Ich bin mittlerweile ein riesiger Fan der jungen Druidin. Sie mauserte sich wirklich zu einer vollwertigen Hauptfigur, die zusätzlichen konzeptionellen Raum beansprucht und mühelos ausfüllt. Sie wuchs aus ihrer Rolle als Atticus' Schülerin heraus und behauptet sich nachdrücklich physisch, ideologisch und emotional, was einschließt, dass sie Atticus widerspricht, ihn kritisiert und ihre Ansichten verteidigt, womit sie eine charakterliche Weiterentwicklung beweist, die ich ihr nicht zugetraut hätte. Die Vampire betreffend sind Granuaile, Atticus und Owen allerdings derselben Meinung: Sie müssen vernichtet werden. Der Konflikt mit den Untoten ist der rote Faden des achten Bandes, der ansonsten viel Vorbereitung für den finalen neunten Band „Scourged" betreibt. Ich glaube, dass die Konfrontation mit den Vampiren aus philosophischen Gründen unvermeidlich war. Druiden symbolisieren als Diener_innen Gaias das Leben, die Vampire sind hingegen Kreaturen des Todes. Dadurch empfinde ich beide Parteien als diametral entgegengesetzt. Es wunderte mich nicht, dass dieser Gegensatz in eskaliert und zu einem Showdown führt, der mich auf den letzten Seiten in Atem hielt. Es war aufregend und einfach episch, was mich sehr optimistisch für Hearnes High Fantasy - Reihe „Seven Kennings" stimmt.

Mir hat die Lektüre von sehr viel Spaß gemacht. Ich feiere, dass Kevin Hearne seinen Flow wiedergefunden hat und diesen seit effektiv einsetzt, um spannende, aber kontrollierte Abenteuer um unseren Lieblingsdruiden Atticus zu inszenieren. ist ein wenig erratisch, doch ich hatte nie den Eindruck, dass Hearne die Handlung entglitten wäre. Nein, er weiß, was er tut und es ist offensichtlich, dass er konsequent auf das Finale „Scourged" hinarbeitet. Ach, bald ist es vorbei. Ich zittere ein bisschen vor der Lektüre des letzten Bandes, denn ich bin sicher, dass es mir schwerfallen wird, Atticus, Granuaile, Owen und natürlich Oberon und Orlaith zu verlassen. Dennoch bin ich auch neugierig, ob unsere Held_innen Ragnarök noch verhindern können. Auf in die letzte Schlacht meine Freunde, ich werde bis zum finalen Punkt an eurer Seite sein!


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