Kennen Sie „Sharing Economy“ oder schlicht weg Betrug? Beispiel Australien ...

... alle Welt redet von Wachstum. Die Wirtschaft soll wachsen, das Brutto-Sozial-Produkt soll wachsen, die Umsätze sollen wachsen.

Kennen Sie  „Sharing Economy“ oder schlicht weg Betrug? Beispiel Australien ...

Sydney: ein gutes Pflaster für Gründer, die Englisch und Chinesisch sprechen. Bild pixabay


Geht das immer mit rechten Dingen zu? Das einzige was wächst sind Betrügereien aller Art.  Quer durch Wirtschaft, Industrie, Internet, Politik und Gesellschaft.

Skandal in Australien:  Akademischer Betrug als Start-Up
Ob das auch als „Sharing Economy“ gilt? Viele, die ohne ausreichende Englischkenntnisse an Australiens Unis studieren, haben ihre Hausarbeiten gegen Bezahlung fremdvergeben. Eine Website auf Chinesisch machte das ganz einfach.
Gründer stehen hoch im Kurs. Auch in Australien werden neue Geschäftsideen gerne gesehen. Yingying Dou allerdings ist eine Unternehmensgründerin, die bald vor Gericht stehen dürfte. Obwohl ihr Geschäftsmodell eingeschlagen hat. Die 30 Jahre alte chinesisch-stämmige Australierin bot Studenten „down-under“ an, deren Examensarbeiten und Prüfungsbögen schreiben zu lassen.
Sie drehte ein großes Rad
Mehr als eintausend Studenten nutzen allein in diesem Jahr ihre Dienste. Sie kommen von den am höchsten angesehenen Universitäten des Landes wie der University of New South Wales, der University of Sydney oder der Macquarie University. Dous Firma My Master Group beschäftigt mehr als einhundert Akademiker, die sich für den Souffleur-Dienst hergeben – auch sie stammen von den besten Universitäten des Landes. Während der Prüfungsphasen zählte My Master Group mehr als 20 Anfragen von hilfsbedürftigen Studenten täglich. Die Dienste kosteten zwischen 13 und 1050 Australischen Dollar (9 bis 733 Euro).

Online-Plattform auf Chinesisch
Das System war ausgeklügelt, wie Journalisten des Sydney Morning Herald nun herausfanden: My Master Work warb über eine chinesischsprachige Webseite für seine Dienste und ließ Informationszettel an Toilettentüren kleben. Studenten loggten sich daraufhin auf der Internetseite ein und stellten ihre Fragen und Prüfungsthemen online. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Hälfte der späteren Gesamtsumme fällig. Auf der anderen Seite suchten die mit My Master Work verbundenen Akademiker nach passenden Fragestellungen und Aufgaben. Griffen sie eine auf, beendeten sie die Arbeit zur Hälfte und sandten sie an den Studenten. War der zufrieden, zahlte er die zweite Rate und der Helfer beendete seinen Text.

Toll dreist und raffiniert
Der Preis richtete sich zum einen nach der Anzahl der geschriebenen Worte, zum anderen nach dem Level des Studenten – Promovenden hatten mehr zu zahlen als Studienanfänger. Das Angebot reichte von der Vervollständigung von Online-Tests über das Ausarbeiten von Vorträgen und Referaten bis zum Anfertigen vollständiger Präsentationen, etwa mit Powerpoint. My Master Work garantierte dabei, dass die erledigten Arbeiten nicht nur originär seien und nicht wiederverwendet würden, sondern auch, dass sie nicht von der Plagiats-Software der Universitäten entdeckt werden könnten.

Ausländische Studenten bringen Australien viel Geld
Die australischen Universitäten genießen in Asien einen enormen Ruf. Zudem sind sie teuer. Das Geschäft mit internationalen Studenten macht schon rund 15 Milliarden Australische Dollar im Jahr aus und rangiert damit an zweiter Stelle nach der Ausfuhr von Erz und Kohle. Die Studenten aus dem Ausland, die oft das Dreifache von australischen Studenten für dieselbe Ausbildung zahlen müssen, steuern bei mancher Hochschule schon ein Viertel von deren Gesamteinnahmen bei.

Nach Abzocke sofort geschlossen
Dou selber hat ihr Handwerk gelernt. Sie studierte Rechnungswesen an der Macquarie Universität. Neben My Master Work betreibt sie das legale Tutorium Yingcredible aus Sydneys Chinatown heraus. My Master Work hat in diesem Jahr mindestens 160.000 Australische Dollar eingenommen, wahrscheinlich aber deutlich mehr, da viele Studenten bar oder via Paypal zahlen. Auf Fragen von Journalisten erklärte Dou, die Webseite My Master Work nicht zu kennen. Sie wurde innerhalb von Stunden geschlossen.
Quelle faz.net

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