Früher dachte ich immer, dass Bekannte zufrieden sind, wenn sie hören, dass es dir gut geht. Dann müssen sie nicht weiterhaken, sie brauchen dich nicht trösten, sondern können sich kurz freuen. Aber es darf dir nicht zu gut gehen. Denn dann freut sich kaum noch jemand für dich.
Seit ich umgezogen bin und studiere, bin ich zufriedener mit meinem Leben. Ich lebe gerne alleine und ich mag meinen Studiengang. Das erzähle ich auch gerne, wenn man mich fragt. Doch wirkliche Freude auf der Seite meines Gegenübers merke ich selten. Immer wieder wird nachgehakt, ob etwas denn nicht so läuft, wie ich es gerne hätte. Ob man sich denn nicht doch überfordert fühlt. Ob einem die Decke nicht auf den Kopf fällt, weil man den ganzen Tag alleine zuhause verbringt. Ob man nicht zu gestresst ist, weil man nebenbei noch arbeitet. Ob man nicht eigentlich doch unzufrieden ist, obwohl man gerade erst seine Zufriedenheit bekundet hat.
Manchmal frage ich mich, warum es Menschen leichter fällt, mit jemandem Mitleid zu haben, statt sich mit der Person zu freuen. Wenn etwas nicht so gut läuft, stehen dir nur allzu viele Menschen zur Seite und natürlich ist das auch gut. Aber sobald etwas deine Erwartungen übertrifft und du das mitteilen möchtest, wird dir mit Gleichgültigkeit, Sarkasmus oder sogar Neid geantwortet.
Häufig habe ich das Gefühl, dass viele Menschen sich nicht unabhängig von ihrer eigenen Situation für andere freuen können. Direkt wird untereinander verglichen und es wird auf sich selbst bezogen. Wenn ich eine Nachricht bekomme mit dem Satz "Alles so perfekt wie immer?" oder mir abwertend gesagt wird: "Bei dir läuft ja richtig.", kriege ich die Krätze. Fassungslos schaue ich dann auf mein Handy oder der Person sogar direkt ins Gesicht und frage mich, wieso manche Menschen so reagieren.
Ich gehöre zu der Sorte Mensch, der sich schon über Kleinigkeiten unglaublich freuen kann. Wieso sollte ich Trübsal blasen und mich an Kieselsteinen aufhalten, wenn mich direkt nebenan eine schöne, kleine Blume anlächelt. Rückschlägen oder allgemein schlechten Situation schenke ich nicht viel Aufmerksamkeit, jedenfalls versuche ich es. Meist vergesse ich innerhalb kürzerer Zeit, was mich so aufgeregt hat, oder lache wenig später darüber. Stattdessen stelle ich positive Entwicklungen und Geschehnisse in den Vordergrund.
Doch in letzter Zeit traue ich mich manchmal schon gar nicht mehr von meinen Glücksmomenten zu erzählen. Weil es keiner hören will. Weil sich bis auf mich, meinen engsten Freunden und meiner Familie keiner darüber freut. Nicht wirklich. Und meine eigene Freude nimmt dadurch selbst immer weiter ab.