(K)eine rosarote Brille auf der Nase

es ist wieder Zeit für meine Montagspost und heute habe ich eine unglaublich spannende und interessante Persönlichkeit zu Gast. Ich fand Sie über Facebook. Das ist recht selten aber ich wurde sofort von ihrem Blog in den Bann gezogen. Evelyn von rosarote Zeilen schreibt über (das) ihr Leben und die Liebe. Von Lyrik bis zur schonungslosen Wahrheit ist für jeden was dabei. Selbst wir ElternbloggerInnen finden hier mal ein bisschen Abwechslung. Evelyn sagte meinem Interview sofort zu und here we go.

(K)eine rosarote Brille auf der Nase

schön dass Du dabei bist. Als erstes stellen sich meine Gäste immer kurz vor.(K)eine rosarote Brille auf der Nase

Hi. Ich bin Evelyn Rosar, irgendwas mit Anfang 30, Redakteurin und Kolumnistin in Berlin.Meine Kolumne erscheint wöchentlich in der B.Z. am Sonntag, auf BZ.de und BILD.de.

Rosarote Zeilen heisst dein Blog. Ein wunderschöner Name. Siehst du die Welt durch eine rosarote Brille?

In erster Linie heißen Blog und Kolumne so, da ich Evelyn Rosar heiße und über die Liebe schreibe. Da bietet sich dieser Name an. Wie man auf dem Autorenfoto erkennt, blicke ich über den Rand der rosaroten Brille. Und darum geht es ja. In den Texten und im Leben. Weitsichtig zu sein. Es gibt so viel Liebe, man muss nur genau schauen.

Du sagst: „Das Leben ist ganz schön okay. Wenn das „i" dazwischen kommt, ist es perfekt. es geht ums LIEBEN." Denkst Du, dass das Lieben & Leben nur zusammen funktionieren kann?

Man lebt. Ob mit oder ohne Liebe. Wer sie nicht in Form einer Partnerschaft findet, soll sie woanders suchen. Denn es gibt sie, und wenn man sie gefunden hat, ist das Leben um einiges leichter.

Auf deinem Blog gibt es auch die „Blauschwarzen Zeilen" Wer ist Charla Bukowska?

Das ist eine Ich-Erzählerin, die Texte sind lyrisch. Um komplexereGefühle zum Ausdruck zu bringen, habe ich sie erfunden.

Da die Texte trauriger sind, heißen sie als Gegenstück blauschwarze Texte.

Du scheinst ein großer Fan von „Sex and the City" zu sein bzw. von Carry Bradshaw. Seid ihr euch ähnlich oder was genau fasziniert Dich an ihr?

Ich konnte damit nie etwas anfangen. Erst 2014 habe ich mich damit beschäftigt und festgestellt, dass es darin tatsächlich um mehr geht als um Schuhe. So hatte ich das als 20-Jährige am Rande wahrgenommen, als ich mich noch nicht für die Probleme der Mitte-30-Jährigen identifizieren konnte. Carrie schreibt eine Kolumne, ist Single und lebt in einer aufregenden Stadt mit wundervollen Freunden und trinkt gerne Cosmopolitan. Momentan kann ich mich also recht gut mit ihr identifizieren.

Du Bist Kolumnistin bei der B.Z. und Bild.de Was war der schlimmste und der beste Kommentar, den Du von Lesern bekommen hast?

Meistens bekomme ich nur nette, und auf die mürrischen reagiere ich in der Regel nicht. Denn ganz ehrlich, die haben mit ihrem Griesgram auf meiner rosaroten Seite nichts verloren. Leider gibt es im Netz keinen Türsteher, der nur die coolen Leute reinlässt.

Wenn sich jemand kritisch und klug mit meinen Texten auseinandersetzt, muss er ja nicht meiner Meinung sein. Aber die, die nerven, das sind Kommentare, bei denen man merkt, dass die Leute sich überhaupt nicht den Text durchgelesen haben oder ihn halt einfach nicht verstehen. Typisch Facebook, nervt leider.

Dein Bruder Andreas ist ein erfolgreicher Opern-Regisseur. Schaust Du Dir seine Inszenierungen an und liest er deine Kolumnen oder deinen Blog?

Mein Bruder hat einige eigene Inszenierungen gemacht, zuletzt Cosi fan tutte in Münster. Und im Sommer ist er in den letzten Jahren immer in Bayreuth. Zuletzt als Assistent bei Frank Castorff. Seine Welt ist die Oper, und klar, bin ich bei jeder seiner Premieren. Ich weiß nicht, ob er jede meiner Kolumnen liest, aber ich weiß, dass er hin und wieder in meiner rosaroten Welt vorbeischaut.

Dir wurde dein Herz gebrochen und seitdem bist Du Single. Inwieweit hat das Dich und deine Sicht auf die Welt verändert?

Ich habe mir mein Herz selbst gebrochen. Wenn man liebt, gibt man anderen die Macht. Leider auch die, einen zu verletzen. Ich habe daraus gelernt, dass es gesünder ist, auf sich selbst zu schauen als auf den anderen. Das entspricht zwar nicht meinen Vorstellungen einer Liebe, aber wenn man diesem anderen nicht findet, der die gleiche Auffassung von Partnerschaft hat wie man selbst, dass das wir zählt, sollte man lieber gehen, bevor man ohnmächtig wird.

Du hast James Bay interviewt. Wie war das und wie schafft man das, da souverän zu sein?

Ich bin Journalistin und habe lange in der Unterhaltung gearbeitet. Da trifft man täglich Stars, insofern ist das nichts Außergewöhnliches. Aber bei James Bay war es schon etwas Besonderes, da ich seine Texte toll finde. Besonders mag ich „Let it go„. Mit welcher Leichtigkeit er die Trennung auf den Punkt bringt, WOW! Wenn mich jemand begeistern kann, sind es Menschen, die schreiben können. Außerdem muss ich zugeben, dass ich ihn sehr attraktiv finde.

Deine Texte haben eine ganz besondere Melodie für mich. Bist Du eher der Spontanschreiber oder änderst Du deine Texte während des Schreibens immer wieder ab?

Das ist unterschiedlich. Manchmal habe ich einen ganzen Text im Kopf, meistens während des Joggens, dann muss ich anhalten und ihn ins Handy tippen. Ohne das eigentliche Thema oft überhaupt zu kennen. Oft fallen mir auch abends beim Einschlafen Sätze ein, die ich dann festhalten muss, sonst sind sie am nächsten Morgen weg. In anderen Fällen ist es so, dass mir ein Thema am Herzen liegt, mir aber mit der textliche Rahmen fehlt, das ist dann mühsamer.

Du reist gerne. Wohin möchtest Du unbedingt und wohin nie wieder mehr?

Ich mag es dort, wo es warm ist. Ich hasse Kälte, Winter, eisigen Wind und Schnee. Winter im Februar in Berlin ist der Horror. Ich würde gerne als nächstes nach Jamaika und Hawaii.

Ich hatte mir mal vorgenommen überallhin zu reisen, wo man französisch spricht. Ich bin sehr frankophil. Auf Martinique hatte ich ein Semester verbracht, meine schönste Zeit. Die Karibik ist meine gefühlte Heimat. Als zweites kommt die Provence.

Sonne und Meer sind für mich mehr als ein Urlaubsziel. Sie machen mich aus.

Weisst Du noch, wann Du deinen ersten Liebeskummer hattest und was Du dagegen getan hast?

Ich war 14 und es zog sich durch meine ganze Jugend. Ich habe immer auf ein Happy End gehofft. Ich kann nicht loslassen, wenn ich mich für jemanden entschieden habe, dann ist es derjenige, auch wenn er scheisse baut. Immerhin haben wir uns die 15 darauffolgenden Jahre im Leben weiterhin begleitet. Im Endeffekt war es also doch Liebe.

Mein Umfeld hatte mich nicht verstanden. 14 und Liebeskummer? Also habe ich geschrieben, Alanis Morissette und Fiona Apple gehört. Fiona Apple ist bis heute meine Lieblingsmusikerin. Sie ist unglaublich.

Ich bin ja nun bereits das 2. Mal verheiratet. Was bedeutet die Ehe für Dich?

Ich dachte immer, dass ich das nicht will, Ehe, weil ich beobachte, dass viele bloß den Rahmen wollen: Haus, Frau, Kinder. Hat man halt so. Das finde ich zum Kotzen.

Wenn mir das Ende meiner letzten Beziehung aber eins gelehrt hat, ist es das: dass ich viel mehr Ehefrau bin als ich es selbst gewusst hatte. Ja, ich will für immer mit dem einen zusammen sein. Zumindest will ich es versuchen. Ich habe festgestellt, dass ich sehr viel mehr für den Erhalt einer Beziehung kämpfe als ich überhaupt die Kraft dazu habe. Ich kenne verheiratete Paare, die ihr Beziehung eher aufgegeben haben als ich meine. Aber darum geht es doch, durch dick und dünn gehen. Zusammen.

Ich liebe es immer wieder neue tolle Blogs, wie auch deinen zu finden. Was sind deine Top 3 Blogs?

Der schönste Blog ist der von meiner Freundin Inna Hemme. Sie hat den tollsten Beruf, sie ist Reisejournalistin und nimmt uns auf ihrem Blog innasky.com mit durch die ganze Welt. Einsteigen, bitte!

Für mich haben wichtige Momente in meinem Leben einen Song. Immer wenn ich diese Songs höre, bin ich sofort wieder in der dazugehörigen Situation und leide oder lächle. Gibt es diese Songs auch bei Dir und welchen würdest Du mit uns teilen.

Mein Leben ist ein Soundtrack. Einen ganz großen Teil tragen Incubus bei, die Band, die ich mit 16 gehört habe, und immer noch liebe - wie gesagt, ich bleibe ja treu. 😉 Den Sänger durfte ich nach 14 Jahren tatsächlich treffen. Das war so toll. Die Erinnerungen, die ich mit den Songs verbinde, überdauern. Auf dem Album Make Yourself ist einfach alles drauf: meine erste Liebe, mein erster Liebeskummer, meine Freunde, die es bis heute sind, mein erstes und bestes Festival Bizarre, auf dem ich alle Lieder 2001 live hören durfte. Mein schönster Tag. Ich habe damals gesagt: besser kann meine Hochzeit nicht werden. Bisher denke ich immer noch so. Es sei denn Incubus werden spielen. 😉

Zum Abschluss, was ist dein größter Wunsch für 2016?

Glücklich zu sein, unabhängig von andern Menschen, unabhängig von äußeren Umständen. Es gibt nicht gut oder schlecht, sondern nur den Vergleich der einen Situation mit der anderen.

Liebe Evelyn, vielen lieben Dank, dass Du dir die Zeit für mich genommen hast. Wieder einmal frage ich mich, wie Berlin es schafft so viele tolle Persönlichkeiten hervorzubringen. Für mich ist übrigens französisch die schönste Sprache der Welt und als ich in Paris war, saß ich einfach nur auf einer Parkbank rum und hörte den Leuten beim Reden zu. Ich wünsche Dir auf jeden Fall ein Leben voller rosaroter Wolken und das Du die Liebe findest, die irgendwo auf Dich wartet. Ich freue mich, Dich gefunden zu haben und wenn ihr noch mehr von Evelyn lesen wollt, dann könnt ihr Sie bei Facebook und Twitter ebenfalls besuchen.

Wie würdet ihr überhaupt die Liebe beschreiben. Es ist so ein mächtiges Wort und hat so verschiedene Bedeutungen. Habt ihr noch Fragen an Evelyn?

Wir lesen uns nächsten Montag wieder.

Eure Glucke


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