Yo La Tengo
„Fade“
(Matador)
Fast dreißig Jahre im Geschäft, das haben beileibe nicht viele geschafft. Sonic Youth fallen einem da ein (obschon hier die Meinungen auseinander gehen, ob man diese noch als band in duty dazuzählen darf), Guided By Voices vielleicht und eben auch Yo La Tengo. Das charmant verschrobene Trio aus New Jersey hat sich, einige Umbesetzungen mal außen vor gelassen, mit fast schon erschreckender Konstanz durch die vergangenen Jahrzehnte gearbeitet, hat das an den späten 60ern gerettet, was ihnen interessant und beschützenswert erschien und auf seine eigene, unverwechselbare Art angereichert – und dennoch gibt es nicht wenige Anhänger, die jedes Mal, wenn eine neue Platte zur Veröffentlichung ausgeschrieben wird, verdammt nervös werden: Kommt er jetzt, der unvermeidliche Durchhänger? Setzt die Formation um die Gründungsmitglieder Georgia Hubley und Ira Kaplan, die selbst Coveralben noch anständig und unpeinlich an die Kundschaft brachte, den nächsten Wurf nun doch in den Sand? Rein statistisch wär’s nach zwölf Platten eigentlich mal an der Zeit.
Keine Angst – sie sind sich im besten Sinne treu geblieben und geben dem noch jungen Jahr mit “Fade” gleich ein ordentliches Schwergewicht mit auf den Weg. Zehn Stücke, vielleicht nicht mehr ganz so knarzig und verschrammelt wie so mancher ihrer früheren Songs aus dem umfangreichen Kanon, dennoch: Der wohlige Schauer erfaßt einen wie eh und je, gleich beim ersten, dem längsten Track “Ohm” heißt man sich selbst willkommen im YLT-Kosmos und wird diesen auch die nächsten gut fünfzig Minuten nicht mehr verlassen müssen. Zauberhafte Miniaturen in Text und Ton, gebremster Noise (“Paddle Forward”), flinker Swing (“Well You better”), viel Gefühl und Wärme, keine Übertreibungen, alles ausgewogen bis auf die letzte Note.
Produziert hat im Übrigen John McEntire, der – selbst Mitglied der Postrocker Tortoise – schon Hand an Werke von TransAM, Smog, Stereolab und der Bright Eyes legte. Elektronische Verzierungen werden stets sparsam und am richtigen Ort verwendet, Stücke wie “I’ll Be Around”, “Cornelia And Jane” und “Two Trains” bestechen durch ihre Behutsamkeit, ihre Zartheit und vertragen trotzdem den einen oder anderen Bläsersatz. Es ist nicht so, dass man das Quietschen von Fingerkuppen auf dem verzwirbelten Saitenmetall nicht auch schon anderswo gehört hätte, die Dosierung allerdings, mit der hier zur Sache gegangen wird, ist gleichwohl beeindruckend und höchst professionell. Selbst das vergleichsweise laute Getrommel, mit dem sich die drei bei “Before We Run” vom Hörer verabschieden, wird noch von Streichern eingefangen – “Fade” ist und bleibt so ein wohltuend austarriertes Meisterwerk, ein Scheitern ist nicht in Sicht. http://www.yolatengo.com/
Komplettstream des Albums bei Pitchfork Advance.
„Fade“
(Matador)
Fast dreißig Jahre im Geschäft, das haben beileibe nicht viele geschafft. Sonic Youth fallen einem da ein (obschon hier die Meinungen auseinander gehen, ob man diese noch als band in duty dazuzählen darf), Guided By Voices vielleicht und eben auch Yo La Tengo. Das charmant verschrobene Trio aus New Jersey hat sich, einige Umbesetzungen mal außen vor gelassen, mit fast schon erschreckender Konstanz durch die vergangenen Jahrzehnte gearbeitet, hat das an den späten 60ern gerettet, was ihnen interessant und beschützenswert erschien und auf seine eigene, unverwechselbare Art angereichert – und dennoch gibt es nicht wenige Anhänger, die jedes Mal, wenn eine neue Platte zur Veröffentlichung ausgeschrieben wird, verdammt nervös werden: Kommt er jetzt, der unvermeidliche Durchhänger? Setzt die Formation um die Gründungsmitglieder Georgia Hubley und Ira Kaplan, die selbst Coveralben noch anständig und unpeinlich an die Kundschaft brachte, den nächsten Wurf nun doch in den Sand? Rein statistisch wär’s nach zwölf Platten eigentlich mal an der Zeit.
Keine Angst – sie sind sich im besten Sinne treu geblieben und geben dem noch jungen Jahr mit “Fade” gleich ein ordentliches Schwergewicht mit auf den Weg. Zehn Stücke, vielleicht nicht mehr ganz so knarzig und verschrammelt wie so mancher ihrer früheren Songs aus dem umfangreichen Kanon, dennoch: Der wohlige Schauer erfaßt einen wie eh und je, gleich beim ersten, dem längsten Track “Ohm” heißt man sich selbst willkommen im YLT-Kosmos und wird diesen auch die nächsten gut fünfzig Minuten nicht mehr verlassen müssen. Zauberhafte Miniaturen in Text und Ton, gebremster Noise (“Paddle Forward”), flinker Swing (“Well You better”), viel Gefühl und Wärme, keine Übertreibungen, alles ausgewogen bis auf die letzte Note.
Produziert hat im Übrigen John McEntire, der – selbst Mitglied der Postrocker Tortoise – schon Hand an Werke von TransAM, Smog, Stereolab und der Bright Eyes legte. Elektronische Verzierungen werden stets sparsam und am richtigen Ort verwendet, Stücke wie “I’ll Be Around”, “Cornelia And Jane” und “Two Trains” bestechen durch ihre Behutsamkeit, ihre Zartheit und vertragen trotzdem den einen oder anderen Bläsersatz. Es ist nicht so, dass man das Quietschen von Fingerkuppen auf dem verzwirbelten Saitenmetall nicht auch schon anderswo gehört hätte, die Dosierung allerdings, mit der hier zur Sache gegangen wird, ist gleichwohl beeindruckend und höchst professionell. Selbst das vergleichsweise laute Getrommel, mit dem sich die drei bei “Before We Run” vom Hörer verabschieden, wird noch von Streichern eingefangen – “Fade” ist und bleibt so ein wohltuend austarriertes Meisterwerk, ein Scheitern ist nicht in Sicht. http://www.yolatengo.com/
Komplettstream des Albums bei Pitchfork Advance.