(K)Ein Pokerface

Ich bin aufgeregt, als ich das Café „Caliente“ in Osnabrück betrete. Eigentlich war es nur eine verrückte Idee, als ich mit Jochen am zweiten Weihnachtsfeiertag beschloss mal ein echtes Poker-Turnier zu besuchen. Doch als ich die Schwelle zum Café überschreite, bin ich auch schon von angespannter Vorfreude erfüllt.

Jochen und ich registrieren uns für das Turnier, zahlen unser Startgeld und nehmen noch auf ein Getränk Platz. Nach und nach füllt sich der Laden. Es ist ein taktiles Abchecken, das von einem Teilnehmer zum nächsten geht. Ich stelle schnell fest, dass sich die meisten untereinander kennen, sich respektvoll begrüßen.

„Der da, auf den musst du aufpassen!“ warnt uns Thorsten, ein Pokerspieler, den Jochen von anderen Events kennt. Ich sehe, wie man sich gegenseitig begutachtet, versucht den anderen an seiner Gestik auszumachen.

Das alles – ganz speziell das Pokerface – interessiert mich herzlich wenig. Nervös plappere ich jeden und alles voll, dass ich ja das erste Mal bei einem Turnier spiele. Nicht wirklich geschickt, wie sich später herausstellen sollte.

Klaus, der Gründer der Pokerfreaks-OWL.de betritt den Raum. Plötzlich Stille am Tisch. „Der ist ein ganz professioneller Spieler. Wenn du mit dem am Tisch bist, haste schon verloren.“ raunt Thorsten mir zu. Pünktlich um halb acht beginnt das Turnier. Ich nehme den von mir gezogenen Platz 8 am Tisch Nummer 3 ein. Ok, ich bin die einzige Frau unter 11 Männern. Insgesamt sind wir 3 Frauen unter 48 Teilnehmern. Ich grinse, werfe in die Runde, dass ich beschlossen habe zu gewinnen und flachse ein wenig herum.

Ich bin die Einzige.

Schnell merke ich, dass sich eine aggressive Spielsituation eingestellt hat. Hier gibt es seit Austeilen der Karten keine Freunde mehr. Hier wird gespielt. Ohne Kompromisse und diese Männer nehmen das Spiel sehr, sehr ernst. Auch als ich fröhlich in den Raum rufe: „Wann spielen wir denn jetzt Mau-Mau?“ kann ich den meisten nur ein Lächeln abgewinnen.

Es gelingt mir einen sensationellen Showdown für mich zu entscheiden und dabei über 10.000 Einsatz für mich zu gewinnen. Ein Raunen geht durch die Menge. Mein Nachbar sagt: „So ´ne Situation haste in 10 Jahren nur ein Mal!!!“. Hm, ich fühle mich geehrt, habe ich doch gerade eben erst bemerkt, dass ich gewonnen habe. Ich seh schon: die spielen alle öfter.

Auch als ich bei einem besonders hohen Pott gleichziehe und dabei ganz ernsthaft: „SCHACH“ sage, wir nicht gelacht, nur höflich gelächelt. Hier geht es nicht um Spaß. Hier geht es um Strategie, Mathematik und ein besonders gutes Pokerface.

In der Pause unterhalte ich mich mit Renate. Eine sehr sympathisch aussehende, eher unauffällige nette Frau, die mir erzählt, dass oft eine Einschätzung der Person (Augenzwinkern, Zittern der Hände, Gefühlsregung) einen unschätzbaren Vorteil bringt. Johann, ein engagierter und sehr begeisterter junger Auszubildender erklärt mir, dass man oft in Sekunden merken kann, was für ein Blatt der andere hat. Reaktionen BIS vier Sekunden: gutes Blatt. Reaktionen AB vier Sekunden: minder gutes Blatt.

So so. Da scheint was dran zu sein. Doch es hilft alles nichts. Auch wenn ich sehr gerne einen Chip (Guard) gewonnen hätte: ziemlich schnell ist das Turnier für mich vorbei. Auch Jochen scheint am Nebentisch Stress zu haben. Ich mache mir eine Sekunde lang Sorgen, ob ihm gleich vor lauter Adrenalin die Ohren abfliegen. Sekunden später steht er erzürnt vom Tisch auf. Mist, großes Blatt an falscher Stelle geraist.

Ich unterhalte mich mit Heiko, dem Betreiber von German Poker Days. Er ist ein attraktiver, glühender Pokerfan, der mit seinem Hobby im Stande ist sein Studium zu finanzieren.

Eigentlich wollte ich nur einmal an so einem Turnier teilnehmen, um darüber zu schreiben, doch schnell wird mir klar: ICH WILL MEHR! Es hat so unglaublich viel Spaß gemacht, es war so kurzweilig, ich will das wieder! Mein Ziel ist es so einen ganz besonders tollen Chip zu gewinnen. Meine nächste Chance: am 31.1.11 wieder im Caliente. Und ich schwöre euch:

 

I´LL BE BACK!!!



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