Kaum zu glauben: Thierse mosert

W. Thierse, Foto: Deutscher Bundestag

W. Thierse, Foto: Deutscher Bundestag

Dass Herr Thierse es nicht so hat mit der Trennung von Staat und Kirche, ist ja keine wirkliche Neuigkeit. Und wäre also der Erwähnung kaum wert. Dass er jedoch in der Herder-Korrespondenz sogar gegen den Arbeitskreis der Laizisten in der SPD spricht, ist es aber.

Im Sommer 2010 beschlossen einige Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten um Ingrid Matthäus-Maier, in Berlin einen Arbeitskreis von Laizistinnen und Laizisten in der SPD zu gründen. Ziele des geplanten Arbeitskreises sind nach eigenem Bekunden, für eine „klare Trennung von Staat und Religion einzutreten” und zugleich „Vertretung und Sprachrohr der konfessionsfreien, atheistischen, agnostischen und humanistischen Mitglieder der SPD” zu sein. [...]

Dabei ließ die Parteispitze an ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem Vorhaben von Anfang an keinen Zweifel. Schon als die geplante Gründung bekannt wurde, machte Andrea Nahles als Generalsekretärin der SPD gegenüber den Verantwortlichen das Namensrecht der Partei geltend und bat sie, weder die Bezeichnung noch das Logo der SPD zu verwenden. Der Vorsitzende Sigmar Gabriel erklärte seinerseits vor der Presse, dass es nicht im Interesse der Partei sei, einen solchen Arbeitskreis zu gründen.

Dass es Agnostiker und Atheisten in der SPD gibt und solche, die für eine komplette Trennung von Staat und Kirche eintreten, ist weder überraschend noch etwas, das man verschweigen müsste.

Wenn der letzte Satz korrekt sei, weshalb dann das Verbot zur Nutzung des Logos? Die sich anschließende Verdrehung der historischen Tatsachen – ausgehend von Bebels Forderung nach der strikten Trennung von Staat und Kirche und der heutigen “vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Kirchen, Religionsgemeinschaften und Sozialdemokratie” mag jeder selbst lesen. Es spottet jeglicher Beschreibung. Wenn nötig, kann mit der Thierschen Logik auch bewiesen werden, dass schwarz weiß ist.

Komplett klar wird Thierse, wenn er schreibt: “Im Namen der Konfessions- und Religionslosen, die inzwischen ein Drittel der deutschen Bevölkerung ausmachen, [...]  formulieren sie einen Katalog, mit dem sie die angeblichen Vorrechte der großen Kirchen abschaffen wollen.” (Hervorhebung durch mich).

Und bitte, lasst Euch diesen Satz einfach mal auf der Zunge zergehen: “Indem der Staat Religion aus der Öffentlichkeit zurückdrängt, nimmt er mindestens indirekt Partei für einen säkularen Humanismus. Das aber stellt den Grundgedanken der weltanschaulichen Neutralität, wie ihn das Grundgesetz vorsieht, auf den Kopf.”
Kann man das toppen?

Nic


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