Nachdem gestern ein Film über den sexuellen Missbrauch von Jungen gezeigt wurde, veröffentliche ich heute einen Auszug aus der Männerzeitung Switschboard zum Thema sexuell missbrauchte Jungen in Heimen und Schulen. Dieser ist zwar aus dem Jahr 2010, hat aber nichts an seiner Aktualität verloren. Damals hofften viele noch, das durch die Skandale in einigen Heimen zum einen auch Jungen als Opfer wahrgenommen werden und zum anderen, dass Frauen als Täterinnen vermehrt in den Fokus geraten – dem war aber nicht so.
Mehr Entsetzen als Mitgefühl bei sexuell missbrauchten Jungen
[..]Doch dass im Augenblick mehrheitlich sexuell missbrauchte Jungen zum Vorschein kommen, ist auf seltsame Weise das Nichtthema der Auseinandersetzungen. Dabei könnte und sollte es ihr Brennpunkt sein. Man ist empört ob der fürchterlichen Ereignisse, die da bekannt werden, doch die für viele Menschen eigentlich neue, nun sozusagen offizielle Tatsache, dass auch Jungen massenhaft sexuell missbraucht werden, wird nicht der Analyse unterzogen. Von unsäglichem Leid ist die Rede, von Martyrien und lebenslangen Spätfolgen, alles schlimm, schrecklich und unverzeihlich. Doch das Geschlecht der Opfer scheint nicht auf. Offenbar hat die Öffentlichkeit ein Problem mit männlichen Opfern.[..]
Daran hat sich leider immer noch nichts geändert
Und worauf soll noch Verlass sein, wenn Jungen auch von Frauen sexuell missbraucht werden? Ich bin sicher und hoffe, es dauert nicht mehr lange, und die aktuelle Diskussion spült auch die Missbraucherinnen an die Oberfläche. So war es schon einmal in Fachkreisen Mitte der 1990er Jahre, als – nachdem die männlichen Missbrauchsopfer nicht mehr zu übersehen waren – allmählich auch Täterinnen auftauchten. Barbara Kavemann bekannte damals bemerkenswert freimütig, dass die missbrauchenden Frauen ihr Weltbild durcheinander gebracht hatten. Das Ausblenden dieses aggressiven Aspekts weiblicher Sexualität und die Fokussierung der Patriarchatskritik auf die Frauenunterdrückung habe zum Nichtwahrhabenwollen männlicher Opfer beigetragen. Wie lange es dauert, bis auch Frauen zur Verantwortung gezogen werden, hängt im Augenblick davon ab, ob es den ehemaligen Heimkindern gelingt, endlich auch die ein oder andere barmherzige Schwester konfrontieren zu dürfen.
Aus meiner Sicht kann man die Diskussion um Täterinnen nicht von den ehemaligen Heimkindern abhängig machen. Selbst wenn das geschehen würde, kämen weder Medien, noch Politiker auf die Idee, Täterinnen endlich insgesamt wahrzunehmen und sich moralisch (Verjährung) oder gesetzlich um diese zu kümmern. Als man vor vielen Jahren anfing, (sex.) Missbrauch zu thematisieren, da hat es sinngemäß geheißen, das man den missbrauchten Kindern eine Stimme geben will, auf das diese sich endlich wehren können. Anscheinend gilt das aber nur für einen Teil der Kinder, nämlich jenen, die von Männern missbraucht wurden.
[..]Dass auch einige konfessionsfreie Reformschulen von ehemaligen Schülern gezwungen werden, Vergangenheitsbewältigung zu betreiben, zeigt, dass sexueller Missbrauch in geschlossenen Systemen am besten gedeiht: Neben der Familie in Institutionen und Gruppen, die ausgefeilte Machtstrukturen und hohen Loyalitätsdruck im Innern erzeugen und tendenziell rigide Abgrenzungsstrategien nach außen verfolgen. Die Neigung geschlossener Institutionen, sich gegenüber dem hohen Außendruck ihrer Kritiker, Neider und Gegner abzuschotten und durch kultivierte innere Distanzlosigkeit ein moralgetränktes »Wir-Gefühl« zu schaffen, ist ideal für sexuellen Missbrauch: Wer etwas Besonderes sein will, muss die Geheimnisse dieses Besonderen wahren – und sei es unstatthafter zerstörender Sex. Auch vom Sockel des dezidierten Humanismus der Reformpädagogik ist der Fall lang und tief.[..] Switchboard
Während des Skandals um die sexuell missbrauchten Heimkinder zeigte Frau TV ein Beitrag über eine missbrauchende Nonne. Das Opfer hatte eine unendliche Wut, das stets nur Priester als Täter benannt wurden. Dieses Video habe ich gestern abend extra noch eingestellt.
Sexueller Missbrauch: Wenn Frauen sich an Kindern vergreifen
Für sexuellen Missbrauch werden überwiegend Männer verurteilt. Frauen hingegen geraten seltener in Verdacht. Ein Problem gesellschaftlicher Wahrnehmung? Autorennetzwerk Suite 101
Es scheinen immer mehr Menschen wahrzunehmen, dass auch Frauen Täterinnen sind.
Missbrauch von Jungen offen diskutieren
Laut einer aktuellen Untersuchung werden Jungen in Finnland häufiger sexuell belästigt oder missbraucht als bisher angenommen – auch von erwachsenen Frauen. Baltische Rundschau
Nachfolgend noch ein Bericht, der zur Thematik passt.
Patchwork Familie begünstigt Mißbrauch
Leibliche Eltern sind viel seltener Täter als „soziale“ Eltern Es gibt eine Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen über das „Täterprofil“ in puncto sexueller Mißbrauch. Hier wird aufgezeigt, wie wichtig ein geregelter Zugang der leiblichen Eltern und auch Großeltern ist und eine wichtige Schutzfunktion im Sinne des Kindeswohls darstellt. Int. Network of Human Right