Im April 2015 fand in Nepal ein verheerendes Erdbeben statt, das das Land zu Boden streckte. Viele weitere Beben folgten. Tausende Tote waren zu beklagen. Seither hat Nepal einen touristischen Rückgang von 50 Prozent zu beklagen. Wir waren jetzt vor Ort.
Eine kleine Bestandsaufnahme und große Hoffnung.
Unsere ersten Eindrücke von Kathmandu und Nepal trügen nicht. Das verheerende Erdbeben im April 2015 hat viele historischen Gebäude im Thamel zum Einsturz gebracht oder sind nun gefährdet. Viele Tausend Menschen in ganz Nepal fanden damals den Tod.
Das Land, seit eh und je schon von Korruption und Vetternwirtschaft geprägt, wurde schlimm gebeutelt. Viele Nepalesen sind nach Dubai und andere arabische Staaten oder nach Malaysia geflüchtet, um Arbeit und Brot zu finden. All die Milliarden, die gespendet wurden, sind irgendwo „deponiert“, weil die Regierung es nicht schafft, die Gelder gerecht zu verteilen.
Thamel und Durbar Square
Nepal, das seit vielen vielen Jahren von den Einnahmen des Berg- und Kulturtourismus lebt, hat auch ein Jahr nach dem großen Beben kaum mehr Touristen. In Thamel / Durbar Square , weltberühmtes historisches Zentrum Kathmandus, Weltkulturerbe und Hochburg kulturbegeisterter Nepalfans, sind viele wichtige Tempel und Stätten eingestürzt oder stark beschädigt.
Stupa von Bodnath
Die Stupa in Bodnath wurde vom Erdbeben arg in Mitleidenschaft gezogen. Nun wird das weltberűhmte Denkmal buddhistischer Architektur und Spiritualitiät in aufwendiger Arbeit wieder restauriert.
Bhaktapur
Auch die alte Königsstadt Bhaktapur, rund eine Fahrstunde von Kathmandu entfernt, hat große Schäden zubeklagen. Neben den Erdbebenschäden fallen uns die immer größer werdenden Löcher auf den Straßen auf, der fehlende Strom tagsüber und das flächenübergreifende Chaos überall wohin man schaut.
Es liegt an den mangelnden Infrastrukturen, in Kathmandu scheint jeder sich selber überlassen zu sein. Das Durcheinander will kein Ende nehmen, ein dichter Nebel aus Smog liegt Tag für Tag über der Stadt. Selbst der einst strahlende Königspalast, rottet nicht erst seit dem Erdbeben vor sich hin. So zumindest der Eindruck von außen.
Als sich vor Jahren die gesamte Königsfamilie quasi selbst ermordet hat, scheint auch hier der Zahn der Zeit zu nagen. Zwar gibt es seit einigen Monaten eine neue Verfassung, doch bis dato hat diese dem Land nicht wirklich das gebracht, was es dringend benötigen würde. Und die Menschheit fragt sich, wohin all die Milliarden geflossen sein mögen, die weltweit für Nepal gespendet worden sind.
Intakt indes ist der Flughafen, die Menschen sind freundlich wie eh und je und man merkt, wie sie geradezu danach sie lechzen, ihre geliebten Touristen und Freunde aus aller Welt in ihrem Land begrüßen zu dürfen.
„Ich war noch nie irgendwo in der Welt, doch die Welt war bei mir“
„Ich war noch nie irgendwo in der Welt“, erzählt uns Bahindra aus Pokhara, doch die Welt war bei mir.“ Er hoffe nun inständig, dass es bald wieder aufwärts geht mit Nepal, das „das schönste Land der Welt ist“, wie er betont.
Einreisebeschränkungen gibt es praktisch nicht. Jeder darf bei Visa-Arrival gegen eine kleine Gebühr (25 Dollar für 15 Tage Touristenvisa) in das Land. Bereits am Flughafen schlägt einem eine warme Welle der Gastfreundschaft entgegen. Die sucht ihresgleichen. Selbst in Asien.
Die Nepalesen sind darüber hinaus auch für ihre unglaubliche Schaffenskraft und ihren Fleiß bekannt und berühmt. Das Bergvolk hat gelernt mit jeder Situation fertig zu werden. Nicht umsonst sind Nepalesen als Arbeitskräfte weltweit beliebt. Immerhin musste das Land, das zwischen Indien und China eingeklemmt ist, immer schon mit Natur- und anderen Gewalten fertig werden. Die Nepalesen haben gelernt niemals zu verzagen.
Tham Bahadur, unser lieber Freund seit fast 30 Jahren, ist seit genauso langer Zeit als Trekking- und Bergführer in seinem Land unterwegs, auch er ist schwer getroffen worden. „Wir haben Einbußen von 50 Prozent“ sagt Tham, „ich habe heuer das erste Mal seit 25 Jahren keine Gäste“.
Tham hat seine große Familie aus dem Dhaulagirigebiet über alle Höhen und Tiefen gebracht in all den Jahren, hat seinen Kindern eine gute Schulausbildung finanzieren können, ist hinauf und hinuntergerannt zu den höchsten Bergen der Welt und hat so manche Entbehrungen auf sich genommen.
Dass er nun keine Aufträge mehr hat, bedrückt ihn sehr. Und seine Kollegen auch. Doch alle leben von der Hoffnung, dass es bald wieder aufwärts gehen wird mit Nepal. Als Buddhisten glaubt man immer an das Gute. Die Erfüllung und die Gerechtigkeit.
Was das Land braucht, sind wieder Einnahmen aus dem Tourismus.
Kathmandu wird sich erholen, Pokhara und die anderen Städte haben es längst getan, das Land ist überall gleichmäßig schön. Fast alle 14 Achttausender stehen in Nepal, unzählige Trekkingtouren rund um das Anapurnagebiet, um den Mount Everest, in das Kalakandakital und Hunderte mehr, sind auf Hochglanz gebracht worden.
Lumbini, dort wo einst Buddha geboren wurde, der Dschungel in Chitwan mit seinen letzten Nashörnern, Elefanten und Tigern, ein unbezahlbarer Schatz, der für die Menschheit erhalten blieb. Dies alles bietet das relativ kleine Land, das knapp 28 Millionen Einwohner hat. Allein im Kathmandutal leben zwei Millionen davon.
Christine losso
Hallo, ich bin Christine Losso, Journalstin. Buchautorin und Bloggerin... Es kann einem nichts Besseres passieren als das Glück zu haben, um die Welt zu ziehen, um neue Kulturen, neue Perspektiven und neue Menschen kennen zu lernen: Für sich selber und für die Allgemeinheit. Ich möchte euch mit unseren mehr oder weniger verrückten Geschichten rund um den Globus etwas unterhalten und erheitern...