… und soviel vorweg: Ja man kann! Es ist jedoch eine Sache des Gemüts, der Leidensfähigkeit und der Lust am Experimentieren.
Ich bekam vor einiger Zeit ein Paket mit einer Handvoll Filmen aus der DDR. ORWO NP20, NP27 und NP15. Das Ablaufdatum war datiert mit “irgendwas 1990“. Ich hab keine Ahnung, wo das Zeug die letzten 20 Jahre gelegen hat und welchen Temperaturen es ausgesetzt war. Normalerweise ein Ding für die Tonne. Doch ein Pirat ist auch ein Entdecker und so belas ich mich in diversen Quellen, wie man mit solchem Filmmaterial umgeht.
Die Schwierigkeit dabei besteht darin, dass die Verarbeitungshinweise des Filmes, auf den, in der DDR gebräuchlichen Schwarz/Weiss-Entwickler “A49″ fusst, den es natürlich irgendwie auch nicht mehr gibt. Dachte ich! Doch die aus dem ehemaligen VEB ORWO hervorgegangene Firma Calbe Chemie, führte das Produkt bis vor einiger Zeit irgendwie fort (und stellte es dann doch wieder ein (wie ich hörte)), und so kam ich über meinen Analog-Dealer Spuersinn an 3 Beutel A49…
Allerdings fehlten auch hier die Verarbeitungshinweise für ORWO Filme und so quälte ich mich durch diverse Klugscheisser-Foren, die alle irgendwie andere Tipps zur Verarbeitung gaben. Ein weiterer Pferdefuss ist, dass man nicht weiss, wie der Film die letzten 20 Jahre überstanden hat und ob er immer noch über die 80ASA verfügt… So what! Ausprobieren!
Ich belichtete den Film bei meinem letzte Ostsee Besuch mit meiner Pentax 67 und dem Neuzugang 165/2,8 stur mit 80ASA und machte mich gestern im Beisein meines geliebten Edel-Assis Josh an die Entwicklung. Bereits beim Einfädeln des Films in die Filmspule der Entwicklerdose dann das Gefühl: “Alles Scheisse, Deine Gerda!”… Das Schutzpapier des Films war mit dem Film bereits eine Melange eingegangen. Will sagen: Das Papier klebte am Film fest und lies sich nicht mal unter Ausrufen allerschlimmster Schimpfwörter im abpuhlen. Zentimeter für Zentimeter kämpfte ich mich - das Gesicht zur Faust geballt – die Arme im Wechselsack – durch den störrischen Film, bis ich zumindest, die ganz dicke Aussenschicht des Papiers abgepuhlt hatte. Ich fühlte deutlich, dass der Rest des Papiers dicht am Film klebte und war drauf und dran, das Experiment abzubrechen. Doch wollte dem jungfräulichen “MAT Josh” zeigen, wie man Filme entwickelt und so entschloss ich mich einfach stur weiterzumachen. Nach gefühlten 2h des Puhlens und Fummelns im Wechselsack, dann endlich die Vollzugsmeldung: “NP20 mit Papierresten in die Entwicklerspule eingefädelt wo ist der Schnaps!?
Ich wässerte den Film ein ganzes Weilchen vor, weil ich hoffte, dadurch auch das Papier zu lösen, bis mir der Gedanke kam, dass das gar nicht so gut ist, weil ich es auf der Rückseite des Trägermaterials zumindest “unter Kontrolle habe” Wenn das Papier sich erst löst und sich Reste auf die Emulsionsseite festsetzen, ist “Schicht im Schacht”… Ich entschied mich wild für 16min Enticklungszeit bei 20°C und legte los. Mat Josh kippte fein alle 30Sekunden und ich kontrollierte ihn, ob er das richtig macht … weitere 8 Minuten Fixiert und dann öffnete ich die Dose mit einer Spannung, die sich gewaschen hatte (Und, ja: Josh musste vorher noch mal ganz dringend auf´s Klo, und so wurden es 8:30” Fixierung)… Boaaahhh!
Das Papier klebte zwar immer noch fest am Film, man konnte allerdings schon recht genau sehen, dass die Innenseite (also Emulsionsseite des Films) gut Entwickelt war. Ich hab den Film dann einfach eine weitere Stunde im Wasser eingeweicht, bis das Papier sich abpuhlen lies und was soll ich sagen?
I LIKE DA SHIT WAS DA RAUSKAM! Und Ihr?? (Klick macht gross!)
Bei den ersten Beiden Bildern war das Türchen der Pentax nicht ganz geschlossen… aber Scheiss drauf!