Kann Autismus zur Stärke werden?

Wer im Testing oder in anderen Bereichen der Qualitätssicherung arbeitet weiß: Die Probleme stecken oft in den Details und sind nur schwer zu entdecken. Das brachte die Geschäftsführung der Firma Auticon GmbH, ein kürzlich neu gegründetes sozialintegratives Unternehmen, auf eine ungewöhnliche Idee: Man vermittelt dort Menschen mit Autismus bzw. Asperger-Syndrom (eine milde Form von Autismus) sowie einschlägigen Fachkenntnissen als Software-Tester. Denn Autisten besitzen häufig eine Form von „Inselbegabung“, die ihnen einen besonderen Zugang zu den Details einer Sache verleiht und sie so prädestiniert für Aufgaben erscheinen lässt, bei denen es weniger auf soziale Kompetenzen dafür aber sehr stark auf kritische Details ankommt.

„Menschen im Autismus-Spektrum haben oftmals soziale Anpassungsschwierigkeiten und somit Schwierigkeiten, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Arbeitsplatz zu bekommen“, so der Auticon-Geschäftsführer Dirk Müller-Remus. Und weiter: „Gleichzeitig verfügen sie aber oft über besondere Fähigkeiten wie beispielsweise Stärken in der Detailwahrnehmung, Genauigkeit, sehr hohe Konzentrationsfähigkeit oder ein fotografisches Gedächtnis.“

Auticon will diese besonderen Fähigkeiten im Bereich Software-Testing nutzen und plant  demnächst geeignete Bewerber zu Softwaretestern auszubilden und bei Kunden vor Ort als In-House Consultants einzusetzen. Dazu soll Unterstützung durch Coaching kommen, um ggf. Probleme im Bereich der sozialen Interaktion auszugleichen.

Dahinter steht eine Forschungskooperation an dem auch der Exzellenzcluster „Languages of Emotion“ der Freien Universität Berlin, der Bundesverband Autismus Deutschland e.V. sowie die Selbsthilfeorganisation Aspies e.V. beteiligt sind. Gemeinsames Ziel ist es, Möglichkeiten zur Integration von Menschen im Autismus-Spektrum in den Arbeitsmarkt zu finden.

Betroffenenverbände gehen davon aus, dass in Deutschland mehrere Hunderttausend Menschen dem Autismus-Spektrum (Asperger-Autismus u.ä.) zugerechnet werden können. Menschen mit Asperger-Syndrom haben eine normale bis hohe Intelligenz sowie häufig Probleme mit sozialer Interaktion. Hinzu kommen Spezialinteressen, in denen oftmals ihre Neigung zum Umgang mit Details und zum tiefen Einstieg in ein Thema zum Ausdruck kommt.

Etwa die Hälfte der Menschen mit Asperger-Syndrom sind derzeit arbeitslos. Ein knappes Drittel ist in teilgeschützten Tätigkeiten (Integrationsfirmen, Beschäftigungsprojekte und Werkstätten für behinderte Menschen) tätig. Nur 20 Prozent haben eine vollwertig bezahlte Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt.

Dirk Müller-Remus, Auticon-Geschäftsführer hierzu: „Wir wollen das bisher verlorene Potenzial der Menschen im Autismus-Spektrum nutzen, um Qualität auf den Punkt zu bringen“.

Das Leistungsspektrum der Auticon GmbH soll in einem ersten Schritt Dinge wie Software-Testing, Testfallerstellung, Testautomation, Erstellung von Test-Scripts und Testdokumentation sowie Anpassung von Automatisierungsscripts umfassen. Themen die von Unternehmen auch heute schon gern an externe Dienstleister ausgelagert werden.

Ein interessantes Projekt, das man im Auge behalten sollte.



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