Kampf um Kunst: Wir füttern zurück

Kampf um Kunst: Wir füttern zurückDer ehemalige Führer und Reichskanzler und heutige Top-Moderator (ZDF, ARD, n-tv, Phoenix) hat es getan. Die junge Künstlerin Julia Kiehlmann hat es getan. Der eine woltle Künstler sein und wurde Völkermörder. Die andere wollte Kunst machen und wurde von der Staatsmacht irrtümlich abgehängt. Angst vor der öffentlichen Darstellung von Eichhörnchen-Fütterfotos statt Respekt vor der Kunst, Furcht vor der Wiedererrichtung des vierten oder fünften Reichen an einer staatlichen Kunsthochschule.
Zwar hat die in grundgesetzlichen Dingen traditionell wenig bewanderte Staatsmacht keine 24 Stunden nach der Anweisung, Kiehlmanns aufrüttelndes Kunstwerk über die Banalität des Bösen und die Verführbarkeit jedes Einzelnen einen verschämten Rückzieher gemacht:Nie und nimmer greife der Strafrechtsparagraph zur Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole hier, weil es sich um ein "geschlossenes Kunstprojekt" gehandelt habe, ließ die Polizei wissen, die die Entfernung des Doppelbildes aus der Öffentlichkeit zuvor veranlasst hatte.
Weil es sich bei dieser Erklärung offenbar um ein offenes Kunstprojekt handelt, zum dem jeder mit eigenen Eichhörnchenfütterbildern beitragen kann, wir durch PPQ seit fünf Uhr fünfundvierzig zurückgefüttert (Bild oben). Das eigens angefertige Eichhorn-Kunstwerk zeigt die Perspektive Hitlers beim Futtergeben, quasi den bisher in der Diskussion völlig vernachlässigten Blick aus des Unmenschen Augen auf das so harmlos wirkende Tier aus der Familie der Sciuromorpha.
Das Eichhörnchen ahnt nichts, es hofft mit sehnsüchtigem Blick auf Gnade von oben. Hitler selbst ist ebensowenig zu sehen wie die Hakenkreuze, mit denen der über Jahre bei großen Teilen der Bevölkerung so beliebte Diktator sich während seiner Amtsjahre, aber auch in seiner Funktion als Fernsehstar stets schmücken zu müssen glaubte. Darin liegt, so lassen erste Reaktionen aus der Kunstwelt vermuten, eine besondere Provokation der Sinne: Der abwesende Führer und Völkermörder zeigt durch seine bloß vermutete Gegenwart seine unentwegte, unauslöschbare, unendliche Allgegenwart.
Das für das oben abgebildete Kunstwerk auf mehrere Dutzend großformatige Fotoplatten gebannte Exemplar der braunroten Sciurus vulgaris wurde zuvor von Tierrechtsaktivisten aus einer menschenunwürdigen Eichhornpelz-Legebatterie nahe Schwedt befreit. Die Teilnahme an der Fotosession erfolgte freiwillig und in voller Kenntnis der Konsequenzen. Es lebt inzwischen unter dem Namen Eddie mit zahlreichen Verwandten bei einer liebevollen kleinen Familie in einem kleinen Ort an der Straße der Gewalt.


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