Das waren noch Zeiten, als Angela Merkel in einer Regierungserklärung für das allerallererste Milliarden-Rettungspaket zur Finanzkrise warb und die Geister der Geschichte beschwor. Die "schwerste Krise seit den 20er Jahren" laufen draußen vor der Tür. Man müsse schnell handeln, um den Euro zu retten. Die Kurseinbrüche an den Börsen hätten eine "verhängnisvolle Spirale" in Gang setzen können, deshalb müssten die Staaten reagieren, sagte die frühere Klimakanzlerin im Oktober 2008.
Es gelang. Schon ein Jahr später rüttelte US-Präsident Barack Obama die Welt mit der Mitteilung auf, die derzeit laufende Krise sei nur noch die "schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg". Obama und der britische Premierminister Gordon Brown schworen die führenden Wirtschaftsmächte der Erde auf "rasche" und gemeinsame "Maßnahmen im Kampf gegen die schwere Wirtschaftskrise" ein.
Mit großem Erfolg. Ein Jahr später schon konnte Jean-Claude Trichet konstatieren, dass man sich „zweifelsohne immer noch in der schwierigsten Situation seit dem Zweiten Weltkrieg“ befinde. „Wir erlebten und erleben wirklich dramatische Zeiten“, verriet der EZB-Präsident dem "Spiegel". Es brauche schnelle Antworten, um die Finanzmärkte zu stabilisieren, warnte er im Mai 2010.
Gute Arbeit! Nur 15 Monate später ist es den raschen Anstrengungen von Politik und politischen Institutionen wie der EZB gelungen, die Brandherde einzuhegen. Stolz und froh konnte Jean-Claude Trichet dem Rundfunksender Europe 1 so jetzt erneut mitteilen, dass sich "die Märkte in der schlimmsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg" befänden. Ursache, so die treffende Analyse des Experten, seien die "derzeitigen Turbulenzen". Eine Lösung liege darin, dass „die Regierungen das tun, was wir als ihre Arbeit betrachten, und dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden“. Tun sie das nicht, behält Angela Merkel doch recht und die größte Krise seit dem 2. Weltkrieg" wird zur "größten Krise seit den 20 Jahren".