Kaminofen – Wohin mit der Asche?

Heizen mit Holz ist in, nützt dem Klima, weil beim Verbrennen nur jenes Kohlendioxid frei wird, das der Baum vorher der Atmosphäre entzogen hat. Zudem ist Holz die günstigere Alternative zu Öl, Gas oder Strom. Deshalb stellen sich immer mehr Hausbesitzer Kaminöfen, Kachelöfen oder Schwedenöfen in die gute Stube. Doch wohin dann mit der Asche? In den Restmüll, wo auch die Zigarettenkippen, und das Katzenstreu entsorgt werden? Auf den Kompost? In den Garten? Oder in den Wald, wo der natürliche Kreislauf wieder geschlossen werden könnte?

kaminofen-ascheAsche ist ein fester Rückstand aus der Verbrennung organischen Materials, also von Lebewesen wie Pflanzen oder Tieren oder von fossilen Brennstoffen.« So definiert Wikipedia, die freie Enzyklopädie im Internet, das graue Material, das vom Verbrennen übrig bleibt. Folglich liegt es nahe, Holzaschen im Garten auszubringen, auf den Kompost zu schütten oder im Wald zu recyceln.

Das geht nun gar nicht!« Jürgen Wippel, für den Holzverkauf zuständig am Kreisforstamt Reutlingen, und Ulrich Schroefel von der Grünflächenberatungsstelle des Landratsamts in Reutlingen winken unisono erschrocken ab. Erklärt Wippel den Wald für den Aschekübel bei Strafe zur Tabuzone, räumt Schroefel für die reine Holzasche ein kleines Feld auf Garten und Komposthaufen ein. »Asche ist natürlich ein wertvoller Dünger«, erklärt der Gartenbauexperte. »Aber sie darf nur in homöopathischen Dosen ausgebracht werden.« Darunter versteht Schroefel eine Handvoll Asche auf den Quadratmeter Gartenfläche zu streuen. »Und auch nicht jedes Jahr.« Zudem besser auf die Rosen, den Rasen oder die Streuobstwiese als aufs Gemüsebeet.

Dünger mit gefährlicher Fracht

Der Komposthaufen vertrage ein bis zwei Kilogramm Asche pro Kubikmeter. Wenn der im Garten ausgebracht wird, sollte die zusätzliche Aschegabe bedacht werden. Der Grund: Holzasche enthält zwar wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente. Aber auch Schwermetalle und Chlorierte Kohlenwasserstoffe. Das liegt daran, dass Bäume während ihres Jahrzehnte dauernden Wachstums nicht nur lebensnotwendige Stoffe aus dem Boden aufnehmen, sondern alles, was pflanzenverfügbar ist. In den Kreislauf des Gartens gebracht, finden sich die unerwünschten Substanzen dann irgendwann in Obst und Gemüse wieder. Schlimmstenfalls kommt es bei regelmäßiger Aschedüngung sogar zum Konzentrationsprozess. Je nach Bodenart oder nach verbranntem Holzsortiment können sich Blei, Kadmium, Chrom und Kupfer im Boden anreichern.

Des Konzentrierungsproblems wegen versteht es sich für Grünflächenberater Ulrich Schroefel auch von selbst, Komposte aus den Kompostwerken sparsam einzusetzen. Im Übrigen gehörten weder Spanplatten noch Geschenk- und Zeitungspapier in den Kamin oder Ofen, geschweige denn dürften solche Aschen in den Garten. »Solche Aschen gehören in die Restmülltonne«, warnt er vor der potenziellen Schadstoffbelastung, auch die in der Luft. So groß seien die Ascheberge dann auch wieder nicht. Aus seinem Schwedenofen fegt Schroefel einmal im Monat rund fünf Liter Asche. »Das ist ein halber Eimer voll.«

Asche ist kein Streumaterial

Die in der von November bis März dauernden Heizperiode anfallende Asche, rund 25 Liter, wie früher üblich auf eisglatte Trottoirs zu streuen – davon rät Schroefel ebenfalls ab. »Das ist eher eine Umweltbelastung.« Das schwermetallhaltige Zeug werde mit dem Schmelzwasser oder Starkregen in die Kanalisation und weiter zu den Kläranlagen gespült. Abgesehen von der grauen bis schwarzen Sauerei, die an den grobstolligen Winterstiefelsohlen haftend über helle Steintreppen in die Wohnung geschleppt wird.

Dass Heizen mit Holz umweltfreundlich ist, betont Jürgen Wippel vom Kreisforstamt ausdrücklich. »Beim Verfeuern von Holz wird nur das Kohlendioxid freigesetzt, das der Baum bei seinem Wachstum der Atmosphäre entzogen hat. Brennholz aus der Region hat kurze Transportwege, es dient der regionalen Wertschöpfung und ist mit 62 Euro pro Festmeter ein günstiger Brennstoff«, zählt Wippel die Vorteile auf.

Von der Holzernte in den Revieren des Kreisforstamts Reutlingen, 2008 seien 220 000 Festmeter über die Bücher gelaufen, wurden 60 000 Festmeter als Brennholz verkauft. Im vergangenen Jahr wurden von der Gesamterntemenge von 210 000 Festmeter 80 000 Festmeter energetisch genutzt. Wippel betont die Zahlen des Forstamts, was geschätzte achtzig Prozent des Brennholzbedarfs in der Region abdecke. Private Holzhändler seien auch am Markt.

Den Bedenken, dass der Wald verbrannt werde, hält Jürgen Wippel das jetzt 300 Jahre alte forstliche Prinzip der Nachhaltigkeit entgegen. Das besagt, dass nur so viel Holz entnommen wird, wie nachwächst. »Der Wald genießt bei uns einen hohen Stellenwert.

Der Heizwert von Holz

Ein Festmeter luftgetrocknetes Buchenholz, das entspricht 1,4 Raummeter Scheitholz, hat den Heizwert von rund 162 Liter Heizöl oder 185 Kubikmeter Erdgas. Ein Festmeter Birkenholz entspricht 159 Liter Heizöl oder 181 Kubikmeter Erdgas. Bei Holzhackschnitzeln ist die Berechnung wegen der Herkunft des Materials komplizierter. Hackschnitzel werden aus Waldrestholz oder Schwachholz aus Durchforstung, Schnittgut aus Landschaftspflegemaßnahmen oder Altholz produziert.

FOTO:  Fotolia


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