KAMFRAS - die Strippenzieher im Hintergrund

KAMFRAS - die Strippenzieher im Hintergrund

22.02.2011Artikel zu Iran Hintergrund erstellt von Helmut N. Gabel

Wir beklagen steigende Hinrichtungszahlen im Iran. Wir beklagen zunehmende Gleichschaltung der Medien im Iran. Wir beklagen zunehmende Verhaftungen politischer Aktivisten im Iran. Wir mahnen die Einhaltung der Menschenrechte im Iran an. Wir mahnen den Respekt gegenüber ethnischen und religiösen Minderheiten im Iran an. Wir mahnen die brutale Niederschlagung von Protesten im Iran an. Wir wundern uns über Zensur im Iran.

Doch wir wissen sehr wenig über die Hintergründe der Akteure und ihre menschenverachtenden Handlungen im Iran. In wessen Interesse geschieht all das? Wer treibt dieses Geschehen an?

KAMFRAS - die Strippenzieher im Hintergrund

Fardid

Nach den Demonstrationen am 14. Februar 2011 in mehr als zwanzig Städten Irans und den unterstützenden Protesten weltweit, rückt der Iran wieder in den Fokus der Weltöffentlichkeit, obwohl es nur wenige Quellen gibt, denen professionelle Journalisten im Westen vertrauen. Offensichtlich folgen offizielle Medien im Westen den Meldungen den staatlichen Fars News, die von einigen Hundert Demonstranten berichteten, um die Proteste herunterzuspielen, als auf nichtoffizielle Quellen zu vertrauen, die von Tausenden bis zu Millionen Protestierenden sprachen.

Gleichermaßen wird der Mord an dem kurdischen Studenten Saneh Jaleh[i] im Westen nicht als relevant erachtet und die konstruierte Geschichte des Regimes weitergegeben, die Jaleh als Mitglied der Bassidschi darstellt und Opfer der Oppositionsbewegung. Dabei zeigt eine tiefere Beschäftigung mit dem Fall gerade dieses Beispiel sehr gut, wie die Propaganda und Verschleierungsmaschinerie der Machthaber im Iran mit Verdrehungen und Lügen arbeitet.

Wer steckt dahinter? Welche Wesensart versucht sich im Iran auszubreiten?

Vom Wesen des aktuellen Regimes im Iran

Eine Studiengruppe der Internationalen Organisation zum Schutz der Menschenrechte im Iran hat sich auf die Suche nach Antworten zu solchen Fragen gemacht. Jetzt liegt die Schrift "Vom Wesen des aktuellen Regimes im Iran"[ii] vor, die wir hier in Kürze zusammenfassen[iii].

KAMFRAS - die Strippenzieher im Hintergrund

Im Iran hat sich eine Nazi-Ideologie und eine Verpflichtung gegenüber Nazismus unter dem Mäntelchen eines schiitischen Islams entwickelt. Mehrere Weltanschauungen sind miteinander zu einem extremistischen iranischen Nazismus-Stil kombiniert worden. Die Vertreter dieser Ideologie haben einflussreiche Freunde und sitzen im Zentrum des Machtapparates fest.

In den Jahren vor der Islamischen Revolution waren verschiedene Geistesrichtungen in Konkurrenz um die Herzen und Köpfe der Iraner. Schon immer gab es orthodox-fundamentalistisch gesinnte Geistliche, die Wert auf buchstabengetreue Auslegungen islamischer Schriften legten, fromme Traditionalisten und in Orden organisierte Mystiker. Daneben versuchten vor allem Ideologen aus dem Kommunistischen Herrschaftsbereich ihren Einfluss im Iran auszuweiten. Westlich orientierte und vor allem von den USA beeinflusste Iraner breiteten parallel ihre eigene Ideologie aus.

KAMFRAS - die Strippenzieher im HintergrundHenry Corbin

Im Zentrum des Interesses von Schah Reza Pahlavi und seinen Anhängern stand jedoch eine von Henry Corbin wieder entdeckte Ideologie eines charismatischen Führers (einem Menschen, der von Xvarenah=Glücksglanz oder Charisma beseelt ist) aus dem an Zarathustras Lehren orientierten Persien unter Kyros II. Auf dieser Grundlage steigerte sich der Schah immer mehr in die Vorstellung, er selbst sei von  Xvarenah beseelt.

Die Ideologie des Hasses und der Zerstörung

In der Atmosphäre dieser nationalistischen Ideologie eines charismatischen Führers wirkte ein Mann namens Ahmad Fardid an der Teheraner Universität. Er verkehrte unter anderem mit Henry Corbin[iv] und Hossein Nasr[v], einem Philosophieprofessor, der in den USA studiert hatte und unter dem Schah das Bildungswesen im Iran stark prägte. Nasr gilt als Traditionalist mit einigen Anleihen im Sufitum.

Fardid wird als komplizierter Charakter beschrieben. Er entwickelte eine schwer verständliche Ideologie, die er nach der Islamischen Revolution im Iran an den Islam anlehnte. Im Wesentlichen beruht seine Ideologie auf drei Faktoren:

1.   Seine Philosophie von der Zeit der Herrlichkeit und des Glanzes vom Gestern, der Bedeutungslosigkeit der Gegenwart und dem Glanz der Zukunft, die durch einen charismatischen Führer eingeleitet wird.

2.   Seine Ablehnung des Westens, die er auf Martin Heidegger stützt (Gharbzadeghi=Westtoxication)

3.   Seine Forderung nach Zerstörung der herrschenden Gesellschaften auf der ganzen Welt, um das Morgen zu ermöglichen

Nach Beschreibungen von Augenzeugen waren seine Kurse zum Ende der Zeit Reza Pahlavis im Iran regelmäßig überfüllt. Als nach Khomeinis Rückkehr aus seinem Exil in Frankreich die Universitäten geschlossen wurden, kündigte die von Revolutionären übernommene Tageszeitung Kayhan die Kurse in seinem Haus öffentlich an. Viele dieser Revolutionäre hatten sich von Fardids Ideologie anstecken lassen. Einer derer, die Kayhan übernommen hatten, war Abbas Mo'aref, der anfangs als Chefredakteur wirkte und mit Feuereifer Artikel im Sinne Fardids schrieb. Er inspirierte in der Nachfolge Fardids viele junge Revolutionäre, die unter anderem auch die Besetzung der US-Botschaft durchführten. Khomeini bezeichnete diesen Akt als zweite Revolution. Man kann zu diesem Zeitpunkt getrost von der Durchsetzung radikaler Kräfte sprechen. Den Bürgern wurde die Revolution geraubt.

KAMFRAS - die Strippenzieher im Hintergrund Abbas Mo'aref

Diese Revolutionäre haben sich heute innerhalb des Systems der Islamischen Republik festgesetzt. Vor allem an Schaltstellen politisch-ideologischer Schulungen von Kadern bei den Pasdaran und den Bassidschi. Hier geben sie das zerstörende Gift ihrer auf Hass aufgebauten Ideologie weiter.

In den ersten Jahren der Revolution gründeten Studenten von Fardid eine Gesellschaft (KAMFRAS), durch die sie sich die Erfüllung ihrer Ziele erhofften. KAMFRAS definiert sich von Anfang an maßgeblich durch ihren Kampf gegen Zionismus, Imperialismus und Freimaurerei. Das Wort KAMFRAS ist eine Fügung aus Kanoon Irani Mobarezeh bâ Freemasonry Imperialism Zionism = Iranisches Zentrum für den Kampf gegen Freimaurerei, Imperialismus und Zionismus.

Am sichtbarsten wurden die Spuren der Organisation KAMFRAS als sich Mohammed Ali Ramin als Vizeminister des Ministeriums für Islamische Führung sicher fühlte und eine Reihe von Nazi-Webseiten, die sich der Verbindung zum Ministerium rühmten, wie Pilze aus dem Boden schossen, während viele Zeitungen, Zeitschriften und Webseiten, die andere Denkrichtungen vertraten, durch ihn verboten wurden.

Die neuen Feinde neben Zionismus, Imperialismus und Freimaurer: die Derwische

Auch Mahmoud Ahmadinedschad spielt eine gewisse Rolle, hat aber vermutlich nichts mit KAMFRAS zu tun. Zu Beginn hielten politische Gewichte wie Gholam-Hossein Elham, Ayatollah Dschannati und Ayatollah Mohammad Yazdi oder Ideologen wie Mesbah Yazdi, die man KAMFRAS eher zurechnen kann, Ahmadinedschad für den Mann, der die Ideologie des wiederkehrenden Imams umsetzen kann. Davon kündete "Das Wunder des dritten Jahrtausends", ein Buch, welches den Präsidenten Ahmadinedschad als Wegbereiter des schiitischen 12. Imam beschreibt - geschrieben von Fatemeh Rajabi, der Frau von Gholam-Hossein Elham.

KAMFRAS - die Strippenzieher im Hintergrund Fatemeh Rajabi

Nach Ahmadinedschads Antritt seiner ersten Amtszeit bekamen auch diverse Hetzschriften gegen Bahai, Sunniten, Christen und Derwischen mehr Raum und groß angelegte Kampagnen gegen Derwische des Nematollah Gonabadi Ordens führten zu Leid, Folter, Gefängnis und Exil für ca. 2.000 Derwische  und ihre Anwälte. Laut Aussagen gewisser Dokumente, die der iranische Geheimdienst durch Kayhan veröffentlichen ließ, hatten im Jahr 2005 Think Tanks in den USA Sufi-Derwische als eine starke Gruppierung mit einem für den Westen akzeptablen Wertekanon innerhalb Irans ausgemacht, die eine echte Alternative zu den fundamentalistischen Mullahs galten. Die Sufi-Derwische wurden durch KAMFRAS aufgrund dieser Zuordnung von Seiten der US-amerikanischen Think Tanks ohne eigenes Zutun als weitere feindliche Gruppierung im Iran eingeschätzt. Dadurch schreibt sich heute KAMFRAS vier Hauptfeinde auf die Fahnen gegen die sie Hass schürt: Zionismus, Imperialismus, Freimaurerei und Sufismus als Gift aus dem Westen, das die Iranische Revolution gefährdet.

KAMFRAS - die Strippenzieher im HintergrundAhmad Dschannati

Nach Beginn der zweiten Amtsperiode von Ahmadinedschad wird sichtbar, dass er sein eigenes Süppchen kocht und sich von Rahim Esfandiar Maschaie beeinflussen lässt, der auf Versöhnung mit den USA, wirtschaftliche, kulturelle und nationale Aspekte Irans wert legt.

So sind im Iran schon seit Beginn der Revolution verschiedene Fraktionen im Streit um die Macht. Mehrere Säuberungen von diversen Fraktionen aus dem Machtapparat haben im Verlauf der 32 Jahre stattgefunden. Die Vermutung liegt nahe, dass die aus dem Schatten der Öffentlichkeit agierende KAMFRAS jedes Mal gestärkt herausgegangen ist.
Einige Fraktionen, die es aus dem Weg zu räumen gilt, sind jedoch noch Teil der Machtelite geblieben. Die Fraktion, die hinter den Brüdern Laridschani steht, die Fraktion um Maschaie und Ahmadinedschad, die Fraktion um Rafsandschani, die Fraktion moderater Geistlicher in Qom. Hauptgegner scheint im Moment Akbar Rafsandschani zu sein, den man durch diverse Manöver und Attacken in den Schatten zu stellen sucht, um die von ihm gehaltenen Machtpositionen einzunehmen. Die Maschinerie der Gleichschaltung rollt unaufhaltsam weiter.

Grenzenlose Wut, die nicht an Landesgrenzen Halt macht

Das Endprodukt eines seltsamen Cocktails von Denkrichtungen ist eine Ideologie vom Ende der Zeiten und das Schüren von Hass und Gewalt. Diese Ideologie wurde einem Land und seinen Menschen aufgepflanzt, die einer Geisteskultur von Toleranz, Integration, Herzensbildung und tiefen Erkenntnissen über die Zusammenhänge der Welt nacheiferten. Die Hauptstrategen dieser Nazi Weltanschauung sind in der KAMFRAS Gesellschaft organisiert. Sie üben entscheidenden Einfluss in Universitäten und in den wichtigsten Howzehs (Ausbildungsstätten für Kleriker) von Qom aus. Vor allem werden dort die zukünftigen Führer der politischen Einheiten der Revolutionsgarden, der Bassidschi und der Hisbollah geformt. Sie glauben an die Dekadenz westlicher Kultur und die Zeit nach dem Morgen. Sie sind der Meinung, dass man nicht mehr auf den Verborgenen Imam warten müsse, sondern blindlings ihrem jetzigen Führer folgen müsse, den sie zum Imam erheben. Hass und unbändige Wut treiben sie an. Ihre Ziele sind Zerstörung und Weltdominanz. Wir sollten uns dieser Gefahr bewusst sein.

Diese Gefahr macht nicht Halt an den Grenzen Irans.

Helmut N. Gabel, mehriran.de


 

[i] http://englishtogerman.wordpress.com/2011/02/17/grune-martyrer-wurden-vom-iranischen-regime-gekidnappt/#more-18435
[ii] www.mehriran.de, www.hriran.com, www.insideofiran.com
[iii] Die Schrift kann man unter iophri.de(at)gmail.com bestellen. Sie liegt auf Deutsch/Englisch vor, enthält Bilder und viele weiterführende Links und Quellenangaben.
[iv] Henry Corbin starb kurze Zeit vor der Revolution im Iran (Oktober 1978)
[v] Lebt in den USA als hochangesehener Philosophieprofessor. Sein Sohn, Dr. Vali Nasr, ist ein Nahost Berater von Präsident Obama.

 

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