Mit 950 Metern ist die Wasserkuppe in der Rhön Hessens höchster Berg. In jüngeren Jahren, als wir noch in Frankfurt am Main, und später in Wächtersbach wohnten, haben wir ihn oft von Gersfeld aus bestiegen. Aber jetzt, im hohen mittleren Alter, haben wir hier in Schwangau sogar einen noch höheren Berg erklommen: den Kalvarienberg östlich von Füssen (zu Begriff und Konzept der Kalvarienberge allgemein vgl. Wikipedia-Stichwort). Der ist sogar 953 m hoch!
Auch abgesehen von der beinahe gleichen Höhe gibt es eine interessante Gemeinsamkeit: beide Berge wurden einst (bzw. die Wasserkuppe wird - für Schafe - noch) als Viehweide genutzt.
"Der Name „Wasserkuppe“ wird trotz des Quellenreichtums am Berg nicht auf das Wort Wassermittelhochdeutsche Wort sondern auf das „Wass“ zurückgeführt, das einen Weideplatz bezeichnet" weiß die Wikipedia, und über den Kalvarienberg berichtet die Füssenerin Elisabeth Wintergerster auf Ihrer Webseite "Mythologie-Atlas":
"Davor hieß der Kalvarienberg 'Hutlerberg' und war die städtische Viehweide."
(Das kann man auf einer Aufnahme von 1857, die allerdings die Marienkapelle auf halber Höhe des Kreuzweges zeigt, nachvollziehen; auch dort ist die Umgebung heute bewaldet.)
Natürlich gibt es auch Unterschiede zwischen den beiden Bergen:
- der Kalvarienberg besteht aus bröckeligem Kalkstein (auf mindestens einem der Zugangswege warnt ein Hinweisschild vor Steinschlaggefahr, wie wir das aus der Pöllatschlucht schon kannten); die Wasserkuppe ist aus vulkanischen Gesteinen aufgebaut.
- Und ein weiterer kleiner Unterschied, der aber nur Wanderer interessieren muss: Gersfeld liegt knapp 500 m über dem Meeresspiegel, Schwangau etwa 800 m.
Von Schwangau aus laufen wir am Kurhaus vorbei, dann Richtung Königsschlösser. Dann biegen wir rechts in den Bullachbergweg ein und laufen nördlich vom ("hinter" dem) Schloss Bullachberg zum Schwansee. Von dort geht es weiter zunächst auf der Königstraße und schließlich auf dem seit dem Jahre 2008 als Wanderweg ausgeschilderten "Drei-Schlösserweg" hoch zum Kalvarienberg (auf Füssener Gebiet). Das Wanderportal hikr.org bietet eine bebilderte Wanderbeschreibung in der Gegenrichtung mit Höhenangabe; "der Grubi" auf seiner Homepage zahlreiche und großformatige Bilder (eindrucksvoll insbesondere auch die Lechschlucht und vom Lechfall bzw. von der Schlucht, die auch Lusalten genannt wird).
Eine Plattform auf dem Berggipfel bietet zwei Bänke und drei Kreuze ....
... aber zuvor kommt man, auf einer Seite der Treppe zur Plattform hoch gehend, an einer (wohl angepflanzten) Gruppe von Enzianblüten vorbei. Fragen Sie mich bloß nicht, um welche der 300 - 400 Arten umfassenden "Gentiana" es sich handelt - ...
... vielleicht ist jemand in der Lage, anhand dieser Nahaufnahme die Art zu bestimmen?
Wir schauen uns das mittlere der drei Kreuze an ...
... und denken: "Jesses, ist der mager"!
Die linke Hand hält eine Hostie (vermute ich mal)
Herrliche Aussichten bietet die Gipfelplattform. Die Namenswahl "Drei-Schlösser-Weg" soll signalisieren, dass dieser Trail drei Schlösser verbindet (das Hohe Schloss in Füssen mit den "Königsschlössern" Hohenschwangau und Neuschwanstein in der Gemeinde Schwangau). Aber vom Kalvarienberg sieht man auch alle drei:
Hohenschwangau (Bildmitte, im Vordergrund der Schwansee) und Neuschwanstein (links) sowie ...
[Schöner ist freilich dieses Foto von einem Werner Grassmann; z. T. liegt das auch daran, dass wir auf unserer Wanderung leicht diesiges Wetter hatten.]
... das Hohe Schloss in Füssen (im Vordergrund Kloster und Kirche St. Mang; die ehemaligen Klostergebäude beherbergen heute das Füssener Rathaus und das Museum der Stadt; in der ehemaligen Burg - einst den Bischöfen von Augsburg gehörig - sind jetzt die Staatsgalerie und die Gemäldegalerie der Stadt Füssen untergebracht):
Den Kalvarienberg könnte man auch 4-Seen-Blick nennen, denn außer dem Schwansee - hier noch einmal mit Berghintergrund ...
... und hier für einen intimeren Blick herangezoomt ...
... lässt sich auch der Weißensee sehen ...
... und der Hopfensee (mit Füssen im Vordergrund).
Auch einen Zipfel vom Forggensee erblickt man, momentan allerdings lediglich den Seeboden, weil dieser Stausee im Winter größtenteils abgelassen wird.
Weitere Links zum Thema:
Zwei bebilderte Wanderberichte ("Kreuzweg Füssen" + "Kalvarienberg") des uns schon aus meinen früheren Blog-Einträgen wohlbekannten Alfred Vogel; ebenfalls von diesem Bilder von der Kirche "Unsere Liebe Frau am Berge" (die geschichtlichen Hintergründe und Sagen ursprünglich auf der Webseite von Elisabeth Wintergerst).
In Text und Bild sehr ausführlich, mit Schwerpunkt auf dem religiösen Aspekt, die (allerdings noch unvollendete) Webseiten von Albert Häringer zum Füssener Kalvarienberg.
Aktuelle Meldungen, z. B. zur Feier des 150-jährigen Bestehens der Anlage:
- "150 Jahre Kalvarienberg in Füssen" im Magazin "Füssen aktuell"
- "Gemeinsam den Kalvarienberg wieder aufwerten", Allgäuer Zeitung vom 25.05.2010
- "Einer der schönsten Kalvarienberge Deutschlands", Allgäuer Zeitung 28.04.11
- "Vollendung des Kalvarienberges vor 150 Jahren", Allgäuer Zeitung 02.05.2011 über die Jubiläumsfeier.