Kaisergarten

Kaisergarten

Das Blitzlicht blendete meine Augen. Nur langsam gewöhnte ich mich an sie. Schattenartig erkannte ich Konturen. Ich sah viele Gesichter raue, harte, niedliche, strenge Blicke. Sie schienen mich zu durchbohren. Ich sah einen kleinen Affen, wie er mich und die anderen in unserem Käfig beobachtete, wie wir von dort nach da herumgingen. Wir zeigten mit den Fingern auf sie und fingen an zu albern und zu lachen. Der Affe beobachtete uns mit einem Stirnrunzeln. Wir wurden jetzt richtig albern.

Wir fingen an, einen älteren Herrn mit einer großen Nase mit Essen zu beschmeißen. Wir beschimpften ihn mit „zu Fett“ und „fettes Schwein“. Das Schwein schmunzelte und ging wieder seinen Weg. Wir beruhigten uns schlagartig und schauten uns das Mädchen mit dem weißen Fell und Schnurrbärtchen an. Unsere Ruhe dauerte nicht lange. Wir wollten das Mädchen erschrecken und bellten los. Das Mädchen war nicht sehr beeindruckt und schenkte uns nicht ihre Aufmerksamkeit. Das ärgerte uns gewaltig.

So gingen wir weiter. Als nächstes kam uns eine geschlängelte Frau entgegen. Sie war wohl das hässlichste, was wir je gesehen haben. Wir spuckten auf die Scheibe und zeigten unseren Ekel. Würgten und klopften an die Scheibe. Unsere Stimmung hob sich ruckartig. Mit Freuden gingen wir weiter. Ein junger Herr kam uns entgegen. Er hatte eine goldene Mähne und pechschwarze Augen. Sein Fell war von unglaublicher Schönheit. Er hatte einen gepflegten, schönen Bart. Dieser Anmut, diese Schönheit, dachte ich. Der Löwe schaute mir in die Augen. Seine Augen strotzten vor Stolz, dennoch beunruhigte mich etwas an seinem Blick. Er sah nachdenklich, ja fast traurig aus. Mein Rudel war in Ekstase. Sie machten sich lustig. Der Löwe schaute mir direkt in die Augen. Ich spürte die Trauer gänzlich in mir. Für einen Augenblick war ich er und er ich. Es machte keinen Unterschied. Meine Welt drehte sich. Ich wusste nicht mehr, was oben und unten, dort und hier, richtig oder falsch, gerecht oder ungerecht, gefangen oder frei, Sklave oder Kaiser ist.

Das Blitzlicht der Kameras nahm mir die Augen. Es machte mich fast blind: ich VERGAß. Er lief los, ohne zu wissen wohin. Schnell gelang er zu dem Mädchen, das sie erschrecken wollten. Es fauchte ihn an. Er erschrak und rannte weiter. Der ältere Herr kam ihm entgegen. Er grunzte ihn an und sah ihm verächtlich in die Augen. Er konnte diesem Blick nicht standhalten und spurtete weiter. Und auch der kleine Junge kam ihm entgegen. Er runzelte die Stirn, legte seinen Kopf auf die rechte Schulter und fing plötzlich an, Grimassen zu scheiden. Wie er vorher ihn auslachte, wurde er ausgelacht. Er wurde purpurrot und wollte raus aus diesem Gefängnis in die Freiheit. Er verstand nicht, warum man ihn eingesperrt hatte. Er versank in sein Elend. Wahllos spurtete er los. Er sah ein Licht, eine Tür. Er spurtete raus aus dieser Tür und fand sich wieder.

Ich dankte meinem Herrn, dass er mich rausführte aus diesem Gefängnis. Wer nicht liebt, wird nicht geliebt. Wer nicht respektiert, wird nicht respektiert, respektiert sich nicht selbst!!!


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