Guten Morgen!Ich bin durch die Recherchen und auch durch ein Kommentar von Elli ( Wortmagieblog ) von meinem Beitrag zu Der Zauberer von Oz auf ein Thema gestoßen, das mich schon recht lange beschäftigt. Die Indizierung von Büchern ist zwar bei uns nicht (mehr) ein großes Thema, aber in Amerika werden nach wie vor unheimlich viele Bücher verboten. Es soll jetzt auch, bei Gott, keine politische Rede werden, aber ich möchte meine (auf gefährlichem Halbwissen basierenden) Gedanken dazu einfach einmal loswerden. Auf der Seite der ALA (American Library Association) lassen sich dazu einige Fakten und Zahlen finden. Die ALA setzt sich für intellektuelle Freiheit ein, die nach ihrer Auffassung durch das Indizieren oder durch den Verbot von Büchern massiv eingeschränkt wird.
Innerhalb eines Jahrzehnts, nämlich von 2000 bis 2009, wurden so laut der Website 5099 Anzeigen gegen Bücher erstattet. Mit 1577 Anzeigen wegen sexueller Freizügigkeit ist dies der meist verwendete Anklage-Grund, dicht gefolgt von anstößiger Sprache (1291) und unpassender Altersgruppe (989). Weitere Gründe sind Gewalt, Homosexualität, Satanismus und die allseits beliebte Religion. (Quelle: link)
Auf genau der gleichen Seite sind auch die Top 10 der meist angeklagten Bücher für die Jahre 2001 bis 2013 aufgelistet. Wenn man sich da ein bisschen durchliest findet man auch altbekannte Freunde:
50 Shades of Grey: sexuelle Freizügigkeit, anstößige Sprache (2013)
Eine wie Alaska: anstößige Sprache, sexuelle Freizügigkeit, unpassend für die Altersgruppe (2013)
The Hunger Games Trilogie: religiöse Ansichten, Gewalt, Satanismus, gegen die Familie, unpassend für die Altersgruppe (2011)
Twilight-Reihe: Religiöse Ansichten, sexuelle Freizügigkeit, Gewalt, unpassend für die Altersgruppe (2011-2010)
Harry Potter Reihe:Satanismus, Gewalt, gegen die Familie, religiöse Ansichten (2003-2001)
(Quelle: ebd.)
Ich habe alle von diesen gelesen und auch Klassiker wie to kill a mockingbird oder brave new world, die wir in der Schule gelesen haben, sind dort aufgelistet. Natürlich verdreht man da aus der deutschen Sicht die Augen und klatscht sich gewaltig auf die Stirn.
In Deutschland gibt es ebenfalls indizierte Bücher, die gesetzlich auch relativ strikt festgehalten werden. Die Freiheit der Kunst stößt im GG bei Themen wie Moral (u.a. auch Sexualmoral), Religion und Politik an ihre Grenzen. Indizierte Werke dürfen nicht an Kinder oder Jugendliche überlassen werden. Auch dürfen sie nicht verkauft oder auf Versandweg vertrieben werden, also auch nicht im Bestand einer Buchhandlung sein und es herrscht absolutes Werbeverbot. Die Indizierung gilt übrigens für 25 Jahre, danach muss das Werk ggf. neu geprüft werden. Bestimmte Formen von Pornographie (z.B. Kinderpornographie), sowie rassistische Werke und ein ganzer Haufen von Nazi-Lektüren sind hingegen verboten und unterliegen damit der Zensur. Dies geht über die Indizierung hinaus. (Quelle: link)
Wie Elli auch schon erkannt hat, ist es gar nicht so einfach an die Liste der indizierten Bücher zu kommen. Ich habe jedenfalls auch keine Einsicht irgendwo finden können. Ich vertraue ihr einfach mal, wenn ich das so übernehme: Die Einsicht in die Liste kann man nur erwerben.Als normaler deutscher Bürger weiß man also gar nicht, was zensiert, was indiziert wird und wie viel dies dann tatsächlich ausmacht.
Zensur von Werken hat ja schon eine recht lange Geschichte. Wahrscheinlich gibt es sie schon länger als man es festgehalten hat. Prägnant sind natürlich die Karlsbader Beschlüsse (1819), die die Bewegung der Nationalen und Liberalen aufhalten sollte. Und später wurde auch heftig in der Weimarer Republik unter Friedrich Ebert zensiert, um die Einheit der Republik zu sichern. Und auch Hitler hat ja bekanntlich Bücher verbrannt.
Zuerst die Nationalen. Dann die Kommunisten und Sozialisten. Und nicht zuletzt auch die Liberalen. Alles Terroristen ihrer Zeit. Staatsfeinde, vor denen sich der Staat zur Wahrung der Sicherheit und des Friedens schützen wollte.
Für mich ist es ziemlich schwierig, hier irgendeine klare Stellung zu beziehen, denn so klar ist es in meinem Kopf auch nicht.Ich will eigentlich auch nicht von "Übertreibung" oder "Untertreibung" reden, denn ich habe keine Grenze für mich festlegen können, was in meinem Kopf noch legitim ist, und was nicht. Und vor allem nicht, warum genau da die Grenze ist.
Genau deswegen bin ich besonders gespannt auf eure Kommentare.
Wie seht ihr das Ganze? Was haltet ihr von den Verboten und Indizierungen? Und wo liegt für euch die Grenze - wann darf man ein Buch indizieren, und warum?
Ich wünsche allen einen schönen Tag,Emilie