Justine privat: Das Beziehung-Bermuda-Dreieck

Justine privat: Das Beziehung-Bermuda-Dreieck

"Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast."

George Bernard ShawBild von: http://mary-buecherblog.blogspot.de/


Es gibt Menschen, die lieben sich. So richtig. Aber trotzdem sind sie mit einander nicht glücklich. Sie streiten, haben zu viele Unterschiede, wollen einfach andere Dinge im Leben und lieben sich dennoch. Ich würde gerne behaupten, dass ich nie in einer solchen Beziehung fest hing, mich nie an eine Liebe klammerte die mich unglücklich machte - doch das wäre eine Lüge. „Ich kann ohne ihn einfach nicht leben“, sagt sie und sieht mich mit verquollenen Augen an. „Ich weiß nicht wie ich es schaffen soll einfach weiter zu machen …“Ich tätschle ihre Schulter und muss unweigerlich an das letzte Mal denken, als mir das Herz gebrochen wurde, als der Presslufthammer des Schmerzes mich immer wieder durchschüttelte und jeder klare Gedanke aus meinem Kopf in Leid ertränkt wurde. Es gibt keine Heilung für ein gebrochenes Herz, kein Pflaster für die inneren Wunden und keine Worte die es besser machen können. „Du kannst und du wirst, es wird besser. Gib dir Zeit.“„Es sind drei Wochen. Ich sitze zu Hause und weine mir die Augen aus, kann weder Essen noch schlafen und er zieht um die Häuser und lacht sich fröhlich  eine dumme Erst-Semester-Göre an …“, klagt sie jammernd und kippt ihren Wein in einem großen Schluck hinunter. „Wie kann er das nur machen? Wie kann er unsere Liebe einfach wegwerfen?“„Er macht einfach weiter - und das solltest du auch tun“, antworte ich vorsichtig. Patienten mit Herzschmerz sind wie tickende Zeitbomben. Ein falsches Wort und sie gehen hoch und hinterlassen ein Emotionales Trümmerfeld. „Ich habe alles für ihn getan, alles! Ich wollte heiraten, Kinder bekommen und hab das alles für ihn abgeschrieben - und jetzt?“„Jetzt kannst du all diese Dinge doch haben, nur eben nicht mit ihm“, meine ich sachte und schenke ihr noch etwas Wein nach. Sie klammert sich an das Glas, als würde es sie davor bewahren einfach vom Stuhl zu rutsche und in ein schwarzes Loch zu fallen. „Ich will aber all das mit ihm.“Ich lecke mir über die Lippen. Was sagt man jemanden der derartig leidet? Wie soll man erklären, dass dieser Schmerz nötig ist, damit man sich befreien kann? Dass jedes Festhalten an diese Gedanken, nur dafür sorgt dass man kostbare Zeit verschwendet? Ich finde keine Antwort darauf und schweige unbehaglich. Wer mich wegen Liebeskummer aufsucht, der muss wirklich verzweifelt sein - denn ich bin selbst ein derartiges emotionales Wrack, dass es mir kaum möglich ist eine starke Schulter zu bieten. „Wie konnte er es nur beenden? Bin ich so schrecklich, dass Mann mich nicht heiraten will? Das man keine Familie mit mir haben will?“„Nein, ich denke er will nur all diese Dinge einfach nicht“, murmle ich vorsichtig. „Ihr seid einfach zu unterschiedlich und wollt verschiedene Dinge von eurem Leben. Das hat nichts mit dir zu tun, er wäre nicht 4 Jahre mit dir zusammen gewesen, wenn er dich nicht geliebt hätte …“„Das glaubst du jawohl selbst nicht!“, brummt sie wütend und haut so sehr auf den Tisch, dass unsere Gläser klappern. „Hätte er mich geliebt, hätte er mich nicht verlassen sondern wäre den nächsten Schritt mit mir gegangen!“Ich seufzte tief und trinke selbst einen großen Schluck von dem Mut machenden Wein, ehe ich sage: „Nein, dass wäre er nicht. Für ihn gibt es keinen nächsten Schritt. Er will all diese Dinge nicht. Das hat nichts mit dir zu tun, sondern nur mit ihm. Er hat das richtige getan, in dem er die Sache beendet hat. Wenn ihr solch unterschiedliche Vorstellungen vom Leben habt, dann verschwendet ihr nur Eure Zeit mit einander …“„Er hat seine Zeit mit mir VERSCHWENDET?“, brüllt sie plötzlich und ich zucke zusammen. Ich sagte ja, ich bin schrecklich in solchen Dingen. „So habe ich das nicht gemeint, nur dass …“„Du findest also es war richtig mir das Herz zu brechen? Mich wie Scheiße zu behandeln? Das findest du gut?“Ich bin versucht kurz die Augen zu schließen, um diese Situation auszublenden. „Nein, du verdrehst meine Worte“, versuche ich es also erneut. „Diese Beziehung ewig fortzusetzen obwohl ihr bereits wisst, dass ihr am Ende getrennte Wege nehmt - das wäre eine Verschwendung eurer Zeit gewesen und hätte Euch beide nur unglücklich gemacht.“„Ich bin JETZT unglücklich“, schnaubt sie wütend und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. „Weil er mich verlassen hat.“


„Ja und stell dir vor wie unglücklich du wirst, wenn er dich am Traualtar hätte stehen lassen oder dich mit deinen Kindern allein gelassen hätte - das wäre doch wesentlich schlimmer gewesen, als jetzt oder?“Sie schweigt einen Augenblick, dann schüttelt sie den Kopf als könnte sie nicht glauben was ich da sage. „Du bist echt unmöglich“, schnaubt sie grimmig. „Er hätte mich doch nicht verlassen. Wenn wir erstmal Kinder gehabt hätten, dann hätte er gesehen wie schön es ist eine Familie zu haben.“„Oder auch nicht - und er hätte nicht nur dir weg getan sondern auch den Kindern. Sieh mal, manche Menschen möchten das eben nicht. Das ist okay, es gibt so viele andere die da genauso denken wie du“, meine ich beschwichtigend. „Also bin nicht nur ich nicht liebenswert, sondern auch meine potenziellen Kinder? Na, vielen Dank auch.“Ich schweige. Es wäre einfacher wenn ich sie verurteilen könnte, doch ich war selbst genauso wie sie. Ich habe mich genauso an eine Beziehung, an einen Menschen geklammert der einfach nicht zu mir passte, mir eigentlich nur weh tat und ja - auch wenn es hart klingt - kostbare Zeit meines Lebens verschwendet hat. Ich denke so einen Menschen gibt es im Leben von jeden, doch genau das ist auch gut so. Wenn man diesen Schmerz einmal überlebt hat, verändert man sich. Man wird stärker und lernt, dass man sich selbst nicht hinten anstellen muss um eine glückliche Beziehung zu führen. Ein Partner sollte nicht der zentrale Punkt in Leben sein, sondern es ergänzen. Verbessern. Mit einem Teilen. Beziehungen aus denen man nicht mehr heraus kommt, die einen verschlucken wie das Bermuda Dreieck, sind ungesund. Nervenaufreibend. Und machen am Ende immer unglücklich. Entweder weil einem das Herz gebrochen wurde, oder weil man nach Jahren merkt dass es besser gewesen wäre sich zu trennen, aber nun an eine Hypothek und einen Ehevertrag gefesselt ist. Mein Schweigen hat sich in die Länge gezogen und ich wage es wieder sie anzusehen. „Müsstest du nicht auf meiner Seite sein?“, fragt sie noch immer grollend. „Das bin ich, aber das kannst du gerade noch nicht erkennen.“
„Nicht jeder will einsam sterben, so wie du“, zischt sie wütend und schnappt sich ihre Handtasche. Ich bringe sie zur Tür und blicke ihr nach, während sie im Schatten der stürmischen Sommernacht verschwindet. Seufzend schließe ich die Tür und räume die Küche auf, während ich meinen Gedanken nachhänge und mich frage, wann sie wieder aus dem Schmerz hinaus findet. 

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