Jürgen Tarrach singt mit Vidina Popov deutschen Fado im Duett

4,45 Mil­lio­nen Zuschau­er ver­folg­ten Don­ners­tag in der ARD den drit­ten Lis­sa­bon-Kri­mi mit dem Titel „Dunk­le Spu­ren". Jetzt, am 4. April, folgt eben­falls zur Haupt­sen­de­zeit um 20:15 Uhr das vier­te Opus: „Feu­er­teu­fel". Erfah­ren Sie Ein­zel­hei­ten über bis­he­ri­ge Reak­tio­nen, den neu­en Kri­mi über ein bren­nen­des Pro­blem Por­tu­gals und ein Fado-Duett von Jür­gen Tar­r­ach und Vidi­na Popov.

Mit einem Markt­an­teil von gut 14 Pro­zent der Fern­seh­zu­schau­er hat­te die ARD mit ihrem Lis­sa­bon-Kri­mi zwar die Nasen­spit­ze vor der ZDF-Rei­he „Ton­io & Julia". Aller­dings ver­lor „Dunk­le Spu­ren" mit sei­nen Fado-Sze­nen im Ver­gleich zu den bei­den ers­ten Lis­sa­bon-Kri­mis aus dem Jahr 2018 an Zuschau­ern. Und "Der Hen­ker" aus der Kroa­ti­en-Kri­mi-Rei­he der ARD konn­te eine Woche zuvor sogar mehr als fünf Mil­lio­nen Zuschau­er (16,4 Pro­zent Markt­an­teil) vor den Bild­schirm locken.

Fado & Co in Lissabon: Zurückhaltende Rezensionen

Auch das Medi­en­echo war nicht gera­de berau­schend. Hier eini­ge Reak­tio­nen in Aus­zü­gen:

  • Stern: Die Auf­klä­rung des Falls ver­läuft „etwas schlep­pend".
  • Neue Osna­brü­cker Zei­tung: "Dunk­le Spu­ren" ist (...) wie­der ein erheb­li­cher Rück­schritt, und das nicht nur, weil die Hand­lung völ­lig auf­re­gungs­los vor sich hin­plät­schert".
  • Evangelisch.de: „Zwi­schen­durch ist der Film schlicht lang­wei­lig; letzt­lich sind es allein die häu­fi­gen Schau­platz­wech­sel, die einen gewis­sen Hand­lungs­reich­tum sug­ge­rie­ren. Ver­schenkt sind auch die Haupt­fi­gu­ren".
  • Frank­fur­ter Rund­schau: „Dazu sind vie­le Gän­ge, Fahr­ten und Dia­lo­ge nötig, so dass sich die Geschich­te arg zieht, ..."
  • Tele­schau - der Medi­en­dienst: „Bei die­sem Kri­mi stimmt kaum etwas. Nach wie vor nimmt man den mit deut­schen Schau­spie­lern besetz­ten Por­tu­gie­sen-Rol­len sel­bi­ge nicht ab. Dazu kommt eine sich trä­ge dahin­wäl­zen­de Sto­ry. ... Wäh­rend sich der Don­ners­tags-Kri­mi der ARD - gedacht als leicht zu kon­su­mie­ren­des Mit­rät­seln zu schö­nen Bil­dern - an ande­rer Stel­le bemüht, wenigs­tens einen Hauch von Moder­ni­tät oder zumin­dest erzäh­le­ri­scher Qua­li­tät in sein Kon­zept zu inte­grie­ren, scheint der Stand­ort Lis­sa­bon schon nach drei Fol­gen "ver­brannt". Zu bemüht wirkt der Ver­such, Deut­sche in Por­tu­gie­sen zu ver­wan­deln und ihnen so etwas wie ein "pas­sen­des" Lebens­ge­fühl ein­zu­flüs­tern. Dazu kom­men schwa­che Sto­rys und eine eher bie­de­re Insze­nie­rung. Unterm Strich ist das dann doch eher deut­scher Sau­ma­gen als Sau­da­de, jenes Lebens­ge­fühl spe­zi­el­ler Melan­cho­lie, die sich in der Musik des Fados aus­drückt und zum Kul­tur­er­be Por­tu­gals zählt".
  • Weser-Kurier: „Schö­ne Bil­der, fader Kri­mi: Jür­gen Tarr­achs drit­ter Lis­sa­bon-Fall ist eine arge Zumu­tung für den Zuschau­er".

Fado-Fans Tarrach und Popov lösen heißen Fall #4

Wird Lis­sa­bon-Kri­mi Num­mer vier denn nun „hei­ßer"? Gelingt es der bis­her schwä­cheln­den Rei­he im vier­ten Ver­such, in der prime time Span­nung zu erzeu­gen und mit por­tu­gie­si­schem Lebens­ge­fühl zu mischen?

Jeden­falls geht es wie­der um einen Brand. Muss­ten die TV-Zuschau­er im Fall „Dunk­le Spu­ren" noch Rät­sel­ra­ten, wer wohl einen Fabrik­brand aus­ge­löst hat, fällt im Lis­sa­bon-Kri­mi „Feu­er­teu­fel" ein gan­zes Wald­ge­biet den Flam­men zum Opfer. Das ist, betrach­tet man die Wald­brän­de der letz­ten Jah­re - auch an der Algar­ve -, ein bren­nen­des Pro­blem des Lan­des. Ein im betrof­fe­nen Gebiet gele­ge­nes Reha­bi­li­ta­ti­ons­camp für straf­fäl­lig gewor­de­ne Jugend­li­che wird zum Glück von den Flam­men ver­schont. Aber einer der Bewoh­ner kommt ums Leben.

Anwalt Edu­ar­do Sil­va (gespielt von Jür­gen Tar­r­ach) ver­bin­det eine gemein­sa­me Ver­gan­gen­heit mit dem Camp­lei­ter und The­ra­peu­ten Con­ca­lo Pos­ti­ga (Chris­toph Gru­nert). Die­ser küm­mer­te sich einst um Sil­vas Toch­ter, als sie in einer Kri­se steck­te. Im Ver­lauf der Sto­ry gerät ein ande­rer jun­ger Bewoh­ner, David da Cos­ta (Luis Pintsch), in Ver­dacht. Sil­va und sei­ne jun­ge Refe­ren­da­rin Mar­cia Ama­ya (Vidi­na Popov) über­neh­men die Ver­tei­di­gung des Sohns rei­cher Eltern.

Das Dreh­buch - dies­mal von Sön­ke Lars Neu­wöh­ner und Sven S. Poser - scheint mehr Ner­ven­kit­zel und einen soli­de und stim­mig gestrick­ten Hand­lungs­fa­den zu ver­spre­chen. Die stim­mungs­vol­len Bil­der von Regis­seur Jens Wisch­new­ski sei­en „die schöns­ten Por­tu­gal-Ansich­ten, die man bis­her in der ARD-Kri­mi­rei­he sah", ver­spricht ein Rezen­sent.

Interview mit Jürgen Tarrach über Melancholie und Fado

Am Ran­de der Dreh­ar­bei­ten konn­ten wir mit Haupt­dar­stel­ler Jür­gen Tar­r­ach (58) über sei­ne Rol­le, sei­ne Melan­cho­lie und sei­ne Vor­lie­be für die por­tu­gie­si­sche Fado-Musik spre­chen.

Fra­ge: Bevor wir über Lis­sa­bon und Melan­cho­lie spre­chen - waren Sie eigent­lich schon ein­mal an der Algar­ve?

Tar­r­ach: Lei­der noch nicht. Eigent­lich hat­te ich das für 2018 vor. Da haben wir zwei Fol­gen hin­ter­ein­an­der gedreht. Aber das war zu schwie­rig, zwi­schen­durch eine Woche Urlaub zu machen. Sonst hät­te ich dort unten schö­ne Fotos gemacht, zum Bei­spiel in dem berühm­ten Felsen-"Dom" von Ben­agil.

Fra­ge: Nun zur Melan­cho­lie. Laut Pro­du­zen­tin Sabi­ne Tet­ten­born ver­kö­pern sie dies als Schau­spie­ler her­vor­ra­gend. Wel­che Bedeu­tung hat Melan­cho­lie für Sie?

Tar­r­ach: Man denkt in Deutsch­land fälsch­li­cher­wei­se oft, Melan­cho­lie sei so eine Art Depres­si­on. Dabei ist sie etwas voll­kom­men ande­res. Melan­cho­lie kann ein durch­aus schö­nes Gefühl sein. Weil es ja nichts ande­res bedeu­tet, als über ver­gan­ge­nes Glück noch ein­mal zu sin­nie­ren - weil es eben weg ist und auch nicht mehr kommt. So ist aber das Leben! Aber die Erin­ne­rung kann ja trotz­dem schön sein und ein melan­cho­li­sches Gefühl erzeu­gen. Die Fran­zo­sen zum Bei­spiel wei­den sich dar­an und fin­den die­ses Gefühl auch schön. Und ich mag das auch sehr. Im Fado wird das ja nun extrem aus­ge­legt.

Fra­ge: Wel­che Bezie­hung haben Sie denn zum Fado?

Tar­r­ach: Ich mache manch­mal auch musi­ka­li­sche Pro­duk­tio­nen. Dazu gehört zum Bei­spiel ein Chan­son-Abend über Yves Mon­tand, den fran­zö­si­schen Schau­spie­ler und Chan­son­nier. Aller­dings las­sen sich Chan­sons in Deutsch­land lei­der schlecht ver­mark­ten. Die Zeit ist irgend­wie vor­bei. Es gibt zwar noch gro­ße Fans - und ich gehö­re dazu -, aber das erreicht nicht die brei­te Mas­se. Auf der Suche danach, was man sonst noch machen könn­te, habe ich bei einer Ver­an­stal­tung den Tex­ter Antek Krö­nung ken­nen­ge­lernt. Ich spiel­te ihm mei­ne Chan­sons vor und frag­te ihn: Was hältst du davon, wenn wir ein­mal ver­su­chen, deut­schen Fado zu machen? Ich woll­te unbe­dingt etwas auf Deutsch machen, ein­fach weil die Deut­schen jetzt mehr deut­sche, ver­steh­ba­re Tex­te mögen. Die­se Idee hat den Tex­ter sofort ent­zün­det. Er hat dann mal etwas ver­sucht. Erst hat­ten wir fünf, jetzt zehn Demo-Songs. Das zieht der­zeit immer wei­te­re Krei­se.

Fra­ge: Ein Kul­tur­agent hat sie wei­ter­ge­reicht an ein gro­ßes Plat­ten-Label, an Sony Music. Und dort haben sie, inspi­riert vom por­tu­gie­si­schen Fado, abso­lut neue Musik und Tex­te kre­iert - ein geho­be­nes Lied­pro­gramm...

Tar­r­ach: „Zum Glück trau­rig" heißt die Pro­duk­ti­on. Die Lie­der sind alles Eigen­kom­po­si­tio­nen mit eige­ner Musik und eigens geschrie­be­nen Tex­ten. Und ich sin­ge selbst.

Fra­ge: Mit­ge­wirkt hat auch Kom­po­nist und Arran­geur Ing­vo Clau­der, der eine voll­kom­men neue Instru­men­tie­rung vor­ge­nom­men hat: por­tu­gie­si­sche Gitar­re, Kon­zert­kla­vier und Cel­lo. Wann wird denn das ers­te deutsch­spra­chi­ge Fado-Pro­gramm ver­öf­fent­licht?

Tar­r­ach: Es erscheint am 16. August 2019. Ab Dezem­ber wird es auf die Büh­ne gebracht, zum Bei­spiel in Ham­burg und Ber­lin. Ab März nächs­ten Jah­res soll es eine gan­ze Serie von Kon­zer­ten geben. Ich kann ein­fach nicht frü­her, sonst hät­ten wir schon vor­her Auf­trit­te geplant. Denn wahr­schein­lich dre­hen wir im Herbst wie­der für zwei Mona­te in Por­tu­gal, weil zwei wei­te­re Lis­sa­bon-Kri­mis geplant sind. Eine ers­te Album-Aus­kopp­lung ist übri­gens jetzt gera­de auf den übli­chen Strea­ming- und Down­load-Platt­for­men ver­füg­bar.

So klingt deutscher Fado aus dem Mund von Jürgen Tarrach

Hin­weis der Redak­ti­on: Auf der Web­sei­te von Jür­gen Tarr­achs Künst­ler­agen­tur kann man in den Titel „Ich habe kei­ne Trä­nen" hin­ein­hö­ren. Hier ein Aus­zug aus dem Text:

Ich habe kei­ne Trä­nen für den Riss in mei­nem Her­zen. Ich habe kei­ne Trä­nen für die Trüm­mer mei­nes Glücks. Ich spü­re kei­nen Schmerz beim Schlag auf mei­ne See­le Ich füh­le kei­nen Kum­mer beim Ver­lö­schen mei­nes Ichs.

"Zum Glück traurig" - mit einem Fado-Duett Tarrach/Popov

Und was bis­her prak­tisch noch nicht bekannt ist: Jür­gen Tar­r­ach und Vidi­na Popov als sei­ne Lis­sa­bo­ner Kri­mi-Assis­ten­tin sin­gen auf „Zum Glück trau­rig" ein Duett! Denn, so sagt die 25-Jäh­ri­ge, der Fado habe sie bei­de wäh­rend der Dreh­ar­bei­ten in Lis­sa­bon, in denen zahl­rei­che Besu­che in ent­spre­chen­den Bars ange­sagt waren, „doch sehr ange­steckt".

Hier haben wir in vie­len Tex­ten, Fotos und Vide­os über die Fol­gen eins, zwei und drei der Lis­sa­bon-Kri­mis berich­tet:


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